äußerer Empfindungen zugleich eine Nervenwirkung, und diese zugleich jene seyn könne: hingegen kann es in den me- chanischen Maschinen Nervenwirkungen geben, die nicht zugleich Seelenwirkungen, auch nicht von äußern Empfin- dungen sind, wenn der äußere sinnliche Eindruck durch na- türliche, §. 47. 48 etc. oder andre Hindernisse abgehalten wird, die materielle äußere Empfindung im Gehirne her- vorzubringen. §. 46. N. 3. So ist die Bewegung des Herzens gemeiniglich nur eine Nervenwirkung und selten zugleich eine Seelenwirkung. §. 167. Denn wir empfin- den den äußern sinnlichen Eindruck, der es in Bewegung setzet, nur selten, ob wir gleich den Herzschlag selbst, der die Nervenwirkung ist, öfter empfinden. (vergl. §. 225.) Ob es aber in den mechanischen Maschinen Seelenwirkun- gen von äußern Empfindungen gebe, die nicht zugleich Nervenwirkungen wären, das ist eine hier unnöthige Un- tersuchung.
§. 184.
1. Wenn ein äußerer sinnlicher Eindruck in die Ner- ven nicht empfunden wird, so ist die Bewegung der Ma- schinen, die er verursachet, in so fern keine Seelenwirkung einer äußern Empfindung. Empfindet man gleichwohl die dadurch erregte Bewegung, und es machet diese äußere Empfindung neue Bewegungen in den mechanischen Ma- schinen, so sind dieß Seelenwirkungen von der äußern Em- pfindung einer Nervenwirkung. §. 183. (vergl. §. 443.)
2. Bey den Seelenwirkungen der äußern Empfindun- gen in den mechanischen Maschinen, die auch blos Nerven- wirkungen allein seyn könnten, kann man nicht absehen, was das Empfinden der Seele mehr dazu beytrage, als der äußere sinnliche Eindruck in die Nerven allein, es möchte dann seyn, daß sie vollkommener, vollständiger und regel- mäßiger erfolgen, wenn sie die Wirkung beyder zugleich sind. Hauptsächlich aber scheint das Empfinden des äu- ßern sinnlichen Eindrucks in die Nerven nur die Absicht zu
haben,
M 3
der aͤußern Empfindungen.
aͤußerer Empfindungen zugleich eine Nervenwirkung, und dieſe zugleich jene ſeyn koͤnne: hingegen kann es in den me- chaniſchen Maſchinen Nervenwirkungen geben, die nicht zugleich Seelenwirkungen, auch nicht von aͤußern Empfin- dungen ſind, wenn der aͤußere ſinnliche Eindruck durch na- tuͤrliche, §. 47. 48 ꝛc. oder andre Hinderniſſe abgehalten wird, die materielle aͤußere Empfindung im Gehirne her- vorzubringen. §. 46. N. 3. So iſt die Bewegung des Herzens gemeiniglich nur eine Nervenwirkung und ſelten zugleich eine Seelenwirkung. §. 167. Denn wir empfin- den den aͤußern ſinnlichen Eindruck, der es in Bewegung ſetzet, nur ſelten, ob wir gleich den Herzſchlag ſelbſt, der die Nervenwirkung iſt, oͤfter empfinden. (vergl. §. 225.) Ob es aber in den mechaniſchen Maſchinen Seelenwirkun- gen von aͤußern Empfindungen gebe, die nicht zugleich Nervenwirkungen waͤren, das iſt eine hier unnoͤthige Un- terſuchung.
§. 184.
1. Wenn ein aͤußerer ſinnlicher Eindruck in die Ner- ven nicht empfunden wird, ſo iſt die Bewegung der Ma- ſchinen, die er verurſachet, in ſo fern keine Seelenwirkung einer aͤußern Empfindung. Empfindet man gleichwohl die dadurch erregte Bewegung, und es machet dieſe aͤußere Empfindung neue Bewegungen in den mechaniſchen Ma- ſchinen, ſo ſind dieß Seelenwirkungen von der aͤußern Em- pfindung einer Nervenwirkung. §. 183. (vergl. §. 443.)
2. Bey den Seelenwirkungen der aͤußern Empfindun- gen in den mechaniſchen Maſchinen, die auch blos Nerven- wirkungen allein ſeyn koͤnnten, kann man nicht abſehen, was das Empfinden der Seele mehr dazu beytrage, als der aͤußere ſinnliche Eindruck in die Nerven allein, es moͤchte dann ſeyn, daß ſie vollkommener, vollſtaͤndiger und regel- maͤßiger erfolgen, wenn ſie die Wirkung beyder zugleich ſind. Hauptſaͤchlich aber ſcheint das Empfinden des aͤu- ßern ſinnlichen Eindrucks in die Nerven nur die Abſicht zu
haben,
M 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0205"n="181"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">der aͤußern Empfindungen.</hi></fw><lb/>
aͤußerer Empfindungen zugleich eine Nervenwirkung, und<lb/>
dieſe zugleich jene ſeyn koͤnne: hingegen kann es in den me-<lb/>
chaniſchen Maſchinen Nervenwirkungen geben, die nicht<lb/>
zugleich Seelenwirkungen, auch nicht von aͤußern Empfin-<lb/>
dungen ſind, wenn der aͤußere ſinnliche Eindruck durch na-<lb/>
tuͤrliche, §. 47. 48 ꝛc. oder andre Hinderniſſe abgehalten<lb/>
wird, die materielle aͤußere Empfindung im Gehirne her-<lb/>
vorzubringen. §. 46. <hirendition="#aq">N.</hi> 3. So iſt die Bewegung des<lb/>
Herzens gemeiniglich nur eine Nervenwirkung und ſelten<lb/>
zugleich eine Seelenwirkung. §. 167. Denn wir empfin-<lb/>
den den aͤußern ſinnlichen Eindruck, der es in Bewegung<lb/>ſetzet, nur ſelten, ob wir gleich den Herzſchlag ſelbſt, der<lb/>
die Nervenwirkung iſt, oͤfter empfinden. (vergl. §. 225.)<lb/>
Ob es aber in den mechaniſchen Maſchinen Seelenwirkun-<lb/>
gen von aͤußern Empfindungen gebe, die nicht zugleich<lb/>
Nervenwirkungen waͤren, das iſt eine hier unnoͤthige Un-<lb/>
terſuchung.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 184.</head><lb/><p>1. Wenn ein aͤußerer ſinnlicher Eindruck in die Ner-<lb/>
ven nicht empfunden wird, ſo iſt die Bewegung der Ma-<lb/>ſchinen, die er verurſachet, in ſo fern keine Seelenwirkung<lb/>
einer aͤußern Empfindung. Empfindet man gleichwohl die<lb/>
dadurch erregte Bewegung, und es machet dieſe aͤußere<lb/>
Empfindung neue Bewegungen in den mechaniſchen Ma-<lb/>ſchinen, ſo ſind dieß Seelenwirkungen von der aͤußern Em-<lb/>
pfindung einer Nervenwirkung. §. 183. (vergl. §. 443.)</p><lb/><p>2. Bey den Seelenwirkungen der aͤußern Empfindun-<lb/>
gen in den mechaniſchen Maſchinen, die auch blos Nerven-<lb/>
wirkungen allein ſeyn koͤnnten, kann man nicht abſehen,<lb/>
was das Empfinden der Seele mehr dazu beytrage, als der<lb/>
aͤußere ſinnliche Eindruck in die Nerven allein, es moͤchte<lb/>
dann ſeyn, daß ſie vollkommener, vollſtaͤndiger und regel-<lb/>
maͤßiger erfolgen, wenn ſie die Wirkung beyder zugleich<lb/>ſind. Hauptſaͤchlich aber ſcheint das Empfinden des aͤu-<lb/>
ßern ſinnlichen Eindrucks in die Nerven nur die Abſicht zu<lb/><fwplace="bottom"type="sig">M 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">haben,</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[181/0205]
der aͤußern Empfindungen.
aͤußerer Empfindungen zugleich eine Nervenwirkung, und
dieſe zugleich jene ſeyn koͤnne: hingegen kann es in den me-
chaniſchen Maſchinen Nervenwirkungen geben, die nicht
zugleich Seelenwirkungen, auch nicht von aͤußern Empfin-
dungen ſind, wenn der aͤußere ſinnliche Eindruck durch na-
tuͤrliche, §. 47. 48 ꝛc. oder andre Hinderniſſe abgehalten
wird, die materielle aͤußere Empfindung im Gehirne her-
vorzubringen. §. 46. N. 3. So iſt die Bewegung des
Herzens gemeiniglich nur eine Nervenwirkung und ſelten
zugleich eine Seelenwirkung. §. 167. Denn wir empfin-
den den aͤußern ſinnlichen Eindruck, der es in Bewegung
ſetzet, nur ſelten, ob wir gleich den Herzſchlag ſelbſt, der
die Nervenwirkung iſt, oͤfter empfinden. (vergl. §. 225.)
Ob es aber in den mechaniſchen Maſchinen Seelenwirkun-
gen von aͤußern Empfindungen gebe, die nicht zugleich
Nervenwirkungen waͤren, das iſt eine hier unnoͤthige Un-
terſuchung.
§. 184.
1. Wenn ein aͤußerer ſinnlicher Eindruck in die Ner-
ven nicht empfunden wird, ſo iſt die Bewegung der Ma-
ſchinen, die er verurſachet, in ſo fern keine Seelenwirkung
einer aͤußern Empfindung. Empfindet man gleichwohl die
dadurch erregte Bewegung, und es machet dieſe aͤußere
Empfindung neue Bewegungen in den mechaniſchen Ma-
ſchinen, ſo ſind dieß Seelenwirkungen von der aͤußern Em-
pfindung einer Nervenwirkung. §. 183. (vergl. §. 443.)
2. Bey den Seelenwirkungen der aͤußern Empfindun-
gen in den mechaniſchen Maſchinen, die auch blos Nerven-
wirkungen allein ſeyn koͤnnten, kann man nicht abſehen,
was das Empfinden der Seele mehr dazu beytrage, als der
aͤußere ſinnliche Eindruck in die Nerven allein, es moͤchte
dann ſeyn, daß ſie vollkommener, vollſtaͤndiger und regel-
maͤßiger erfolgen, wenn ſie die Wirkung beyder zugleich
ſind. Hauptſaͤchlich aber ſcheint das Empfinden des aͤu-
ßern ſinnlichen Eindrucks in die Nerven nur die Abſicht zu
haben,
M 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/205>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.