Die Häute des menschlichen Körpers sind von sehr verschiedener Zusammensetzung, und bald fleischigt, bald flockigt, zelligt, nervigt, drüsigt, gefäßig, u. s. w. Von diesen letztern insgesammt wird unten §. 208. gehandelt werden. Die ausgebreiteten fleischigten Häute, wie das Zwerchfell, und andre, welche verschiedene Theile des Körpers, besonders einige Drüsen umgeben, sind ebenfalls empfindlich, wie die Erfahrung lehret, und besonders hat das Zwerchfell große Nerven, die durch äußere sinnliche Eindrücke seine Bewegung ändern, und wenn sie gebun- den werden, dieselbe aufheben. H. P. §. 403. Außer- dem ist die Bewegung desselben sogar der Herrschaft des Willens unterworfen, da man das Athemholen nach Be- lieben verändern kann. Es gilt also von diesen breiten Muskeln und Fleischhäuten, in Absicht der Wirkung der Nerven auf ihre Verrichtungen, was von dieser Wirkung in die Muskeln und Adern derselben überhaupt gelehret worden ist. §. 161. u. f. 168.
§. 172.
Die Drüsen sind ein Geflecht von Adern und Nerven, und ihre Verrichtung ist eine Abscheidung der Säfte aus dem Blute. Auf diese können die Nerven eben die Ein- flüsse haben, wie in andre Adern, §. 168. 169. und da- durch die Abscheidung der Säfte, die sonst blos physisch zu seyn scheint, §. 159. nicht nur thierisch, sondern auch zu- weilen zu Seelenwirkungen machen. Den merklichsten thierischen Einfluß in die Drüsen haben aber die Nerven bey solchen, die mit fleischigten Häuten umgeben, oder so zwischen Muskeln gelegt sind, daß diese durch ihre Wir- kung den Saft, den sie abgeschieden, aus ihnen heraus- drücken müssen, daß er sich ergieße. Von den erstern hat man Beyspiele in den Geilen, der Harnblase, den Gedär- men und dem Magen; von letztern können die Speichel- drüsen hinter den Ohren, die durch die Bewegung der
Käu-
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
§. 171.
Die Haͤute des menſchlichen Koͤrpers ſind von ſehr verſchiedener Zuſammenſetzung, und bald fleiſchigt, bald flockigt, zelligt, nervigt, druͤſigt, gefaͤßig, u. ſ. w. Von dieſen letztern insgeſammt wird unten §. 208. gehandelt werden. Die ausgebreiteten fleiſchigten Haͤute, wie das Zwerchfell, und andre, welche verſchiedene Theile des Koͤrpers, beſonders einige Druͤſen umgeben, ſind ebenfalls empfindlich, wie die Erfahrung lehret, und beſonders hat das Zwerchfell große Nerven, die durch aͤußere ſinnliche Eindruͤcke ſeine Bewegung aͤndern, und wenn ſie gebun- den werden, dieſelbe aufheben. H. P. §. 403. Außer- dem iſt die Bewegung deſſelben ſogar der Herrſchaft des Willens unterworfen, da man das Athemholen nach Be- lieben veraͤndern kann. Es gilt alſo von dieſen breiten Muskeln und Fleiſchhaͤuten, in Abſicht der Wirkung der Nerven auf ihre Verrichtungen, was von dieſer Wirkung in die Muskeln und Adern derſelben uͤberhaupt gelehret worden iſt. §. 161. u. f. 168.
§. 172.
Die Druͤſen ſind ein Geflecht von Adern und Nerven, und ihre Verrichtung iſt eine Abſcheidung der Saͤfte aus dem Blute. Auf dieſe koͤnnen die Nerven eben die Ein- fluͤſſe haben, wie in andre Adern, §. 168. 169. und da- durch die Abſcheidung der Saͤfte, die ſonſt blos phyſiſch zu ſeyn ſcheint, §. 159. nicht nur thieriſch, ſondern auch zu- weilen zu Seelenwirkungen machen. Den merklichſten thieriſchen Einfluß in die Druͤſen haben aber die Nerven bey ſolchen, die mit fleiſchigten Haͤuten umgeben, oder ſo zwiſchen Muskeln gelegt ſind, daß dieſe durch ihre Wir- kung den Saft, den ſie abgeſchieden, aus ihnen heraus- druͤcken muͤſſen, daß er ſich ergieße. Von den erſtern hat man Beyſpiele in den Geilen, der Harnblaſe, den Gedaͤr- men und dem Magen; von letztern koͤnnen die Speichel- druͤſen hinter den Ohren, die durch die Bewegung der
Kaͤu-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0194"n="170"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I</hi> Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.</hi></fw><lb/><divn="4"><head>§. 171.</head><lb/><p>Die <hirendition="#fr">Haͤute</hi> des menſchlichen Koͤrpers ſind von ſehr<lb/>
verſchiedener Zuſammenſetzung, und bald fleiſchigt, bald<lb/>
flockigt, zelligt, nervigt, druͤſigt, gefaͤßig, u. ſ. w. Von<lb/>
dieſen letztern insgeſammt wird unten §. 208. gehandelt<lb/>
werden. Die ausgebreiteten <hirendition="#fr">fleiſchigten Haͤute,</hi> wie das<lb/><hirendition="#fr">Zwerchfell,</hi> und andre, welche verſchiedene Theile des<lb/>
Koͤrpers, beſonders einige Druͤſen umgeben, ſind ebenfalls<lb/>
empfindlich, wie die Erfahrung lehret, und beſonders hat<lb/>
das Zwerchfell große Nerven, die durch aͤußere ſinnliche<lb/>
Eindruͤcke ſeine Bewegung aͤndern, und wenn ſie gebun-<lb/>
den werden, dieſelbe aufheben. <hirendition="#aq">H. P.</hi> §. 403. Außer-<lb/>
dem iſt die Bewegung deſſelben ſogar der Herrſchaft des<lb/>
Willens unterworfen, da man das Athemholen nach Be-<lb/>
lieben veraͤndern kann. Es gilt alſo von dieſen breiten<lb/>
Muskeln und Fleiſchhaͤuten, in Abſicht der Wirkung der<lb/>
Nerven auf ihre Verrichtungen, was von dieſer Wirkung<lb/>
in die Muskeln und Adern derſelben uͤberhaupt gelehret<lb/>
worden iſt. §. 161. u. f. 168.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 172.</head><lb/><p>Die <hirendition="#fr">Druͤſen</hi>ſind ein Geflecht von Adern und Nerven,<lb/>
und ihre Verrichtung iſt eine Abſcheidung der Saͤfte aus<lb/>
dem Blute. Auf dieſe koͤnnen die Nerven eben die Ein-<lb/>
fluͤſſe haben, wie in andre Adern, §. 168. 169. und da-<lb/>
durch die Abſcheidung der Saͤfte, die ſonſt blos phyſiſch zu<lb/>ſeyn ſcheint, §. 159. nicht nur thieriſch, ſondern auch zu-<lb/>
weilen zu Seelenwirkungen machen. Den merklichſten<lb/>
thieriſchen Einfluß in die Druͤſen haben aber die Nerven<lb/>
bey ſolchen, die mit fleiſchigten Haͤuten umgeben, oder ſo<lb/>
zwiſchen Muskeln gelegt ſind, daß dieſe durch ihre Wir-<lb/>
kung den Saft, den ſie abgeſchieden, aus ihnen heraus-<lb/>
druͤcken muͤſſen, daß er ſich ergieße. Von den erſtern hat<lb/>
man Beyſpiele in den Geilen, der Harnblaſe, den Gedaͤr-<lb/>
men und dem Magen; von letztern koͤnnen die Speichel-<lb/>
druͤſen hinter den Ohren, die durch die Bewegung der<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Kaͤu-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[170/0194]
I Th. Th. Seel. 3 Kap. Jhr Einfl. in den Mechan.
§. 171.
Die Haͤute des menſchlichen Koͤrpers ſind von ſehr
verſchiedener Zuſammenſetzung, und bald fleiſchigt, bald
flockigt, zelligt, nervigt, druͤſigt, gefaͤßig, u. ſ. w. Von
dieſen letztern insgeſammt wird unten §. 208. gehandelt
werden. Die ausgebreiteten fleiſchigten Haͤute, wie das
Zwerchfell, und andre, welche verſchiedene Theile des
Koͤrpers, beſonders einige Druͤſen umgeben, ſind ebenfalls
empfindlich, wie die Erfahrung lehret, und beſonders hat
das Zwerchfell große Nerven, die durch aͤußere ſinnliche
Eindruͤcke ſeine Bewegung aͤndern, und wenn ſie gebun-
den werden, dieſelbe aufheben. H. P. §. 403. Außer-
dem iſt die Bewegung deſſelben ſogar der Herrſchaft des
Willens unterworfen, da man das Athemholen nach Be-
lieben veraͤndern kann. Es gilt alſo von dieſen breiten
Muskeln und Fleiſchhaͤuten, in Abſicht der Wirkung der
Nerven auf ihre Verrichtungen, was von dieſer Wirkung
in die Muskeln und Adern derſelben uͤberhaupt gelehret
worden iſt. §. 161. u. f. 168.
§. 172.
Die Druͤſen ſind ein Geflecht von Adern und Nerven,
und ihre Verrichtung iſt eine Abſcheidung der Saͤfte aus
dem Blute. Auf dieſe koͤnnen die Nerven eben die Ein-
fluͤſſe haben, wie in andre Adern, §. 168. 169. und da-
durch die Abſcheidung der Saͤfte, die ſonſt blos phyſiſch zu
ſeyn ſcheint, §. 159. nicht nur thieriſch, ſondern auch zu-
weilen zu Seelenwirkungen machen. Den merklichſten
thieriſchen Einfluß in die Druͤſen haben aber die Nerven
bey ſolchen, die mit fleiſchigten Haͤuten umgeben, oder ſo
zwiſchen Muskeln gelegt ſind, daß dieſe durch ihre Wir-
kung den Saft, den ſie abgeſchieden, aus ihnen heraus-
druͤcken muͤſſen, daß er ſich ergieße. Von den erſtern hat
man Beyſpiele in den Geilen, der Harnblaſe, den Gedaͤr-
men und dem Magen; von letztern koͤnnen die Speichel-
druͤſen hinter den Ohren, die durch die Bewegung der
Kaͤu-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/194>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.