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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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3 A. d. Nerv. Wirk. d. mat. Jd. insbesondre.
in der Nervenspitze voraus setzet, wodurch ihr, wenn sie
stark genug ist, ein äußerer sinnlicher Eindruck gegeben
werden kann, §. 31. der, wenn er zum Gehirn aufsteigt,
eine den äußerlichen Empfindungen ähnliche Vorstellung
hervorbringt, die aber keine wahre Berührung der Ner-
venspitze von außen, mithin keinen wahren äußern Gegen-
stand zum Grunde hat; so können außerordentlich starke
sinnliche Eindrücke ins Gehirn, (von sehr starken Vorstel-
lungen,) in die Nerven, die sie betreffen, einen äußern
sinnlichen Eindruck, als ob er von einem wahren Gegen-
stande von außen käme, bringen, der ins Gehirn aufstei-
gen, und eine den äußerlichen Empfindungen ganz ähnliche
Vorstellung, (ein Analogon der äußern Empfindungen,)
hervorbringen kann, die mehr Wahres von den äußern
Empfindungen, nämlich einen wirklichen durch den Ner-
ven aufsteigenden äußern sinnlichen Eindruck in sich hält,
als alle Einbildungen, Vorhersehungen und übrige sinn-
liche Vorstellungen, die nur einen Theil der äußerlichen
Empfindungen, den die Seele ohne allen äußerlichen sinn-
lichen Eindruck in die Nerven, blos eigenmächtig nachzu-
ahmen vermag, enthalten, §. 66. und die also nicht ohne
genaue Aufmerksamkeit der Seele von einer äußern Em-
pfindung, die einen wahren äußern Gegenstand hat, un-
terschieden werden kann. (Man vergleiche hierbey §. 37.
38.) Weil bey wahren äußern Empfindungen dem Ner-
ven der äußere sinnliche Eindruck von einem Gegenstande,
der außer ihm ist, beygebracht wird, auf dessen Gegen-
wart die Seele bey jeder äußern Empfindung zu schließen
pfleget, so muß man diese äußern Empfindungen ohne einen
wahren Gegenstand des äußern sinnlichen Eindrucks außer-
halb des Nerven, mit einem besondern Nahmen unter-
scheiden, und sie unächte äußere Empfindungen nen-
nen. Man hat bisher diese unächten äußern Empfindun-
gen blos für sehr lebhafte Einbildungen der Seele gehalten:
aber ihre außerordentliche Lebhaftigkeit unterscheidet sie zu
sehr von den lebhaftesten Einbildungen: denn es geht ih-

nen

3 A. d. Nerv. Wirk. d. mat. Jd. insbeſondre.
in der Nervenſpitze voraus ſetzet, wodurch ihr, wenn ſie
ſtark genug iſt, ein aͤußerer ſinnlicher Eindruck gegeben
werden kann, §. 31. der, wenn er zum Gehirn aufſteigt,
eine den aͤußerlichen Empfindungen aͤhnliche Vorſtellung
hervorbringt, die aber keine wahre Beruͤhrung der Ner-
venſpitze von außen, mithin keinen wahren aͤußern Gegen-
ſtand zum Grunde hat; ſo koͤnnen außerordentlich ſtarke
ſinnliche Eindruͤcke ins Gehirn, (von ſehr ſtarken Vorſtel-
lungen,) in die Nerven, die ſie betreffen, einen aͤußern
ſinnlichen Eindruck, als ob er von einem wahren Gegen-
ſtande von außen kaͤme, bringen, der ins Gehirn aufſtei-
gen, und eine den aͤußerlichen Empfindungen ganz aͤhnliche
Vorſtellung, (ein Analogon der aͤußern Empfindungen,)
hervorbringen kann, die mehr Wahres von den aͤußern
Empfindungen, naͤmlich einen wirklichen durch den Ner-
ven aufſteigenden aͤußern ſinnlichen Eindruck in ſich haͤlt,
als alle Einbildungen, Vorherſehungen und uͤbrige ſinn-
liche Vorſtellungen, die nur einen Theil der aͤußerlichen
Empfindungen, den die Seele ohne allen aͤußerlichen ſinn-
lichen Eindruck in die Nerven, blos eigenmaͤchtig nachzu-
ahmen vermag, enthalten, §. 66. und die alſo nicht ohne
genaue Aufmerkſamkeit der Seele von einer aͤußern Em-
pfindung, die einen wahren aͤußern Gegenſtand hat, un-
terſchieden werden kann. (Man vergleiche hierbey §. 37.
38.) Weil bey wahren aͤußern Empfindungen dem Ner-
ven der aͤußere ſinnliche Eindruck von einem Gegenſtande,
der außer ihm iſt, beygebracht wird, auf deſſen Gegen-
wart die Seele bey jeder aͤußern Empfindung zu ſchließen
pfleget, ſo muß man dieſe aͤußern Empfindungen ohne einen
wahren Gegenſtand des aͤußern ſinnlichen Eindrucks außer-
halb des Nerven, mit einem beſondern Nahmen unter-
ſcheiden, und ſie unaͤchte aͤußere Empfindungen nen-
nen. Man hat bisher dieſe unaͤchten aͤußern Empfindun-
gen blos fuͤr ſehr lebhafte Einbildungen der Seele gehalten:
aber ihre außerordentliche Lebhaftigkeit unterſcheidet ſie zu
ſehr von den lebhafteſten Einbildungen: denn es geht ih-

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[143/0167] 3 A. d. Nerv. Wirk. d. mat. Jd. insbeſondre. in der Nervenſpitze voraus ſetzet, wodurch ihr, wenn ſie ſtark genug iſt, ein aͤußerer ſinnlicher Eindruck gegeben werden kann, §. 31. der, wenn er zum Gehirn aufſteigt, eine den aͤußerlichen Empfindungen aͤhnliche Vorſtellung hervorbringt, die aber keine wahre Beruͤhrung der Ner- venſpitze von außen, mithin keinen wahren aͤußern Gegen- ſtand zum Grunde hat; ſo koͤnnen außerordentlich ſtarke ſinnliche Eindruͤcke ins Gehirn, (von ſehr ſtarken Vorſtel- lungen,) in die Nerven, die ſie betreffen, einen aͤußern ſinnlichen Eindruck, als ob er von einem wahren Gegen- ſtande von außen kaͤme, bringen, der ins Gehirn aufſtei- gen, und eine den aͤußerlichen Empfindungen ganz aͤhnliche Vorſtellung, (ein Analogon der aͤußern Empfindungen,) hervorbringen kann, die mehr Wahres von den aͤußern Empfindungen, naͤmlich einen wirklichen durch den Ner- ven aufſteigenden aͤußern ſinnlichen Eindruck in ſich haͤlt, als alle Einbildungen, Vorherſehungen und uͤbrige ſinn- liche Vorſtellungen, die nur einen Theil der aͤußerlichen Empfindungen, den die Seele ohne allen aͤußerlichen ſinn- lichen Eindruck in die Nerven, blos eigenmaͤchtig nachzu- ahmen vermag, enthalten, §. 66. und die alſo nicht ohne genaue Aufmerkſamkeit der Seele von einer aͤußern Em- pfindung, die einen wahren aͤußern Gegenſtand hat, un- terſchieden werden kann. (Man vergleiche hierbey §. 37. 38.) Weil bey wahren aͤußern Empfindungen dem Ner- ven der aͤußere ſinnliche Eindruck von einem Gegenſtande, der außer ihm iſt, beygebracht wird, auf deſſen Gegen- wart die Seele bey jeder aͤußern Empfindung zu ſchließen pfleget, ſo muß man dieſe aͤußern Empfindungen ohne einen wahren Gegenſtand des aͤußern ſinnlichen Eindrucks außer- halb des Nerven, mit einem beſondern Nahmen unter- ſcheiden, und ſie unaͤchte aͤußere Empfindungen nen- nen. Man hat bisher dieſe unaͤchten aͤußern Empfindun- gen blos fuͤr ſehr lebhafte Einbildungen der Seele gehalten: aber ihre außerordentliche Lebhaftigkeit unterſcheidet ſie zu ſehr von den lebhafteſten Einbildungen: denn es geht ih- nen

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/167>, abgerufen am 26.11.2024.