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Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771.

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I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An sich betr.
§. 111.

Ob nun gleich die Seelenwirkungen der verschiedenen
Arten von Vorstellungen bald nach den Gesetzen der Wir-
kung der äußern sinnlichen Eindrücke in die thierischen
Seelenkräfte des Gehirns, bald nach den psychologischen
Gesetzen der Vorstellungskraft sich entwickeln und auf ein-
ander folgen, so wirket doch zu Jeder sowohl die Vorstel-
lungskraft, als die thierische Seelenkraft des Gehirns mit,
§. 25. und man kann also Jede, an sich auf zweyerley
Wegen hervorbringen, erleichtern, hindern und unter-
drücken, nämlich theils indem man die zu Jeder gehörigen
Operationen der thierischen Maschinen hervorbringt oder
erleichtert, hindert oder unterdrückt, das ist, physiolo-
gisch,
theils indem man dasselbe an den Operationen der
Seele thut, das ist, psychologisch. Wie die Seelen-
wirkungen der äußern Empfindungen, mithin auch, durch
diese, der sinnlichen Vorstellungen, Begierden, Triebe
und sehr sinnlichen Leidenschaften physiologisch hervorge-
bracht oder gehindert werden, in so fern man die äußern
Empfindungen selbst physiologisch hervorbringt oder hin-
dert, ist schon oben §. 45. 46. gelehret worden. Wie aber
die Seelenwirkungen der Vorstellungen, Begierden etc. im
Gehirne als materielle Jdeen sich aus einander physiolo-
gisch entwickeln und in die Nerven übergehen, ist zu erklä-
ren bis itzt unmöglich, da wir von der Beschaffenheit der
thierischen Seelenkräfte des Gehirns, und von der Art und
Weise, wie sie die Vorstellungen in Wirkung setzen, nichts
begreifen. Hingegen wissen wir überhaupt die Bedingun-
gen, unter welchen diese Seelenwirkungen in den thierischen
Maschinen außerhalb dem Gehirne physiologisch hervorge-
bracht oder gehindert werden, wovon unten §. 121. u. f.
Wie aber alles dieses psychologisch geschehen könne, das
wird in der Seelenlehre gezeiget, und man kann also die
Seelenwirkungen auf beyderley Weise, und aus ganz ver-
schiedenen Gründen, erhalten, erleichtern und verbessern,

und
I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An ſich betr.
§. 111.

Ob nun gleich die Seelenwirkungen der verſchiedenen
Arten von Vorſtellungen bald nach den Geſetzen der Wir-
kung der aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke in die thieriſchen
Seelenkraͤfte des Gehirns, bald nach den pſychologiſchen
Geſetzen der Vorſtellungskraft ſich entwickeln und auf ein-
ander folgen, ſo wirket doch zu Jeder ſowohl die Vorſtel-
lungskraft, als die thieriſche Seelenkraft des Gehirns mit,
§. 25. und man kann alſo Jede, an ſich auf zweyerley
Wegen hervorbringen, erleichtern, hindern und unter-
druͤcken, naͤmlich theils indem man die zu Jeder gehoͤrigen
Operationen der thieriſchen Maſchinen hervorbringt oder
erleichtert, hindert oder unterdruͤckt, das iſt, phyſiolo-
giſch,
theils indem man daſſelbe an den Operationen der
Seele thut, das iſt, pſychologiſch. Wie die Seelen-
wirkungen der aͤußern Empfindungen, mithin auch, durch
dieſe, der ſinnlichen Vorſtellungen, Begierden, Triebe
und ſehr ſinnlichen Leidenſchaften phyſiologiſch hervorge-
bracht oder gehindert werden, in ſo fern man die aͤußern
Empfindungen ſelbſt phyſiologiſch hervorbringt oder hin-
dert, iſt ſchon oben §. 45. 46. gelehret worden. Wie aber
die Seelenwirkungen der Vorſtellungen, Begierden ꝛc. im
Gehirne als materielle Jdeen ſich aus einander phyſiolo-
giſch entwickeln und in die Nerven uͤbergehen, iſt zu erklaͤ-
ren bis itzt unmoͤglich, da wir von der Beſchaffenheit der
thieriſchen Seelenkraͤfte des Gehirns, und von der Art und
Weiſe, wie ſie die Vorſtellungen in Wirkung ſetzen, nichts
begreifen. Hingegen wiſſen wir uͤberhaupt die Bedingun-
gen, unter welchen dieſe Seelenwirkungen in den thieriſchen
Maſchinen außerhalb dem Gehirne phyſiologiſch hervorge-
bracht oder gehindert werden, wovon unten §. 121. u. f.
Wie aber alles dieſes pſychologiſch geſchehen koͤnne, das
wird in der Seelenlehre gezeiget, und man kann alſo die
Seelenwirkungen auf beyderley Weiſe, und aus ganz ver-
ſchiedenen Gruͤnden, erhalten, erleichtern und verbeſſern,

und
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[110/0134] I Th. Thier. Seelenkr. 2 Kap. An ſich betr. §. 111. Ob nun gleich die Seelenwirkungen der verſchiedenen Arten von Vorſtellungen bald nach den Geſetzen der Wir- kung der aͤußern ſinnlichen Eindruͤcke in die thieriſchen Seelenkraͤfte des Gehirns, bald nach den pſychologiſchen Geſetzen der Vorſtellungskraft ſich entwickeln und auf ein- ander folgen, ſo wirket doch zu Jeder ſowohl die Vorſtel- lungskraft, als die thieriſche Seelenkraft des Gehirns mit, §. 25. und man kann alſo Jede, an ſich auf zweyerley Wegen hervorbringen, erleichtern, hindern und unter- druͤcken, naͤmlich theils indem man die zu Jeder gehoͤrigen Operationen der thieriſchen Maſchinen hervorbringt oder erleichtert, hindert oder unterdruͤckt, das iſt, phyſiolo- giſch, theils indem man daſſelbe an den Operationen der Seele thut, das iſt, pſychologiſch. Wie die Seelen- wirkungen der aͤußern Empfindungen, mithin auch, durch dieſe, der ſinnlichen Vorſtellungen, Begierden, Triebe und ſehr ſinnlichen Leidenſchaften phyſiologiſch hervorge- bracht oder gehindert werden, in ſo fern man die aͤußern Empfindungen ſelbſt phyſiologiſch hervorbringt oder hin- dert, iſt ſchon oben §. 45. 46. gelehret worden. Wie aber die Seelenwirkungen der Vorſtellungen, Begierden ꝛc. im Gehirne als materielle Jdeen ſich aus einander phyſiolo- giſch entwickeln und in die Nerven uͤbergehen, iſt zu erklaͤ- ren bis itzt unmoͤglich, da wir von der Beſchaffenheit der thieriſchen Seelenkraͤfte des Gehirns, und von der Art und Weiſe, wie ſie die Vorſtellungen in Wirkung ſetzen, nichts begreifen. Hingegen wiſſen wir uͤberhaupt die Bedingun- gen, unter welchen dieſe Seelenwirkungen in den thieriſchen Maſchinen außerhalb dem Gehirne phyſiologiſch hervorge- bracht oder gehindert werden, wovon unten §. 121. u. f. Wie aber alles dieſes pſychologiſch geſchehen koͤnne, das wird in der Seelenlehre gezeiget, und man kann alſo die Seelenwirkungen auf beyderley Weiſe, und aus ganz ver- ſchiedenen Gruͤnden, erhalten, erleichtern und verbeſſern, und

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Zitationshilfe: Unzer, Johann August: Erste Gründe einer Physiologie der eigentlichen thierischen Natur thierischer Körper. Leipzig, 1771, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unzer_erstegruende_1771/134>, abgerufen am 28.11.2024.