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Ungern-Sternberg, Alexander von: Scholastika. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–102. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Schmerz, der sich auf einem Antlitze, das rein und spiegelhell erschaffen wurde, malte. Sie legte, wie von einem weiten Wege ermüdet, ihren Arm auf die Schulter ihres jungen Freundes, und ihr Haupt sank auf dessen Brust. Es ist die Stunde gekommen, begann sie mit schwankender Stimme, wo ich Ihre schöne Freundestreue, Ihre Sorge um mein Wohl und meine Ruhe Ihnen vergelten kann, durch ein Vertrauen vergelten kann, dessen ich Sie für vollkommen würdig halte. Sie sollen in Kenntniß gesetzt werden von meinen frühern Lebensschicksalen, Sie sollen mich auf einem rauhen Pfade wandeln sehen, und was ich aller Welt zu verheimlichen Grund in meinem zerrissenen und betrogenen Herzen finde, Ihnen soll es kein Geheimniß sein. Nehmen Sie, mein theurer Emil, das Vermächtniß dieser Stunde als einen schützenden Talisman in den Kämpfen des Lebens, die auch Ihnen bevorstehen; denn wer rühmte sich, gelebt und gestrebt zu haben, ohne dem Feinde gestanden zu haben!

Sprechen Sie! rief der Jünglng und drückte die Hand der schönen Frau mit noch größerer Innigkeit an sein Herz.

Adele erhob sich, öffnete ein Kästchen und nahm daraus ein sorgsam verschleiertes Bild hervor. Sie lüftete die Umhüllung und reichte dann die Tafel ihrem Freunde. Dieser betrachtete aufmerksam das Gemälde und sagte dann: Hier seh' ich eine Nonne vor einer Staffelei sitzend

Schmerz, der sich auf einem Antlitze, das rein und spiegelhell erschaffen wurde, malte. Sie legte, wie von einem weiten Wege ermüdet, ihren Arm auf die Schulter ihres jungen Freundes, und ihr Haupt sank auf dessen Brust. Es ist die Stunde gekommen, begann sie mit schwankender Stimme, wo ich Ihre schöne Freundestreue, Ihre Sorge um mein Wohl und meine Ruhe Ihnen vergelten kann, durch ein Vertrauen vergelten kann, dessen ich Sie für vollkommen würdig halte. Sie sollen in Kenntniß gesetzt werden von meinen frühern Lebensschicksalen, Sie sollen mich auf einem rauhen Pfade wandeln sehen, und was ich aller Welt zu verheimlichen Grund in meinem zerrissenen und betrogenen Herzen finde, Ihnen soll es kein Geheimniß sein. Nehmen Sie, mein theurer Emil, das Vermächtniß dieser Stunde als einen schützenden Talisman in den Kämpfen des Lebens, die auch Ihnen bevorstehen; denn wer rühmte sich, gelebt und gestrebt zu haben, ohne dem Feinde gestanden zu haben!

Sprechen Sie! rief der Jünglng und drückte die Hand der schönen Frau mit noch größerer Innigkeit an sein Herz.

Adele erhob sich, öffnete ein Kästchen und nahm daraus ein sorgsam verschleiertes Bild hervor. Sie lüftete die Umhüllung und reichte dann die Tafel ihrem Freunde. Dieser betrachtete aufmerksam das Gemälde und sagte dann: Hier seh' ich eine Nonne vor einer Staffelei sitzend

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[0085] Schmerz, der sich auf einem Antlitze, das rein und spiegelhell erschaffen wurde, malte. Sie legte, wie von einem weiten Wege ermüdet, ihren Arm auf die Schulter ihres jungen Freundes, und ihr Haupt sank auf dessen Brust. Es ist die Stunde gekommen, begann sie mit schwankender Stimme, wo ich Ihre schöne Freundestreue, Ihre Sorge um mein Wohl und meine Ruhe Ihnen vergelten kann, durch ein Vertrauen vergelten kann, dessen ich Sie für vollkommen würdig halte. Sie sollen in Kenntniß gesetzt werden von meinen frühern Lebensschicksalen, Sie sollen mich auf einem rauhen Pfade wandeln sehen, und was ich aller Welt zu verheimlichen Grund in meinem zerrissenen und betrogenen Herzen finde, Ihnen soll es kein Geheimniß sein. Nehmen Sie, mein theurer Emil, das Vermächtniß dieser Stunde als einen schützenden Talisman in den Kämpfen des Lebens, die auch Ihnen bevorstehen; denn wer rühmte sich, gelebt und gestrebt zu haben, ohne dem Feinde gestanden zu haben! Sprechen Sie! rief der Jünglng und drückte die Hand der schönen Frau mit noch größerer Innigkeit an sein Herz. Adele erhob sich, öffnete ein Kästchen und nahm daraus ein sorgsam verschleiertes Bild hervor. Sie lüftete die Umhüllung und reichte dann die Tafel ihrem Freunde. Dieser betrachtete aufmerksam das Gemälde und sagte dann: Hier seh' ich eine Nonne vor einer Staffelei sitzend

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:43:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:43:38Z)

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Zitationshilfe: Ungern-Sternberg, Alexander von: Scholastika. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–102. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ungern_scholastika_1910/85>, abgerufen am 22.11.2024.