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Ungern-Sternberg, Alexander von: Scholastika. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–102. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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für alle romantischen Spitzbuben etwas Anziehendes. Ich meines Theils finde sie höchst abgeschmackt und langweilig.

Als er fort war, erschien Scholastika betrübt und mit zerstreuter Miene. So wenig sie von dem Inhalt des Gesprächs verstanden hatte, so war ihr der Umstand doch deutlich geworden, daß Dimitri nicht Der war, für den er sich ausgab. Ihr Benehmen gegen ihn war daher in den ersten Augenblicken kalt und befangen. Sie hatte versprochen, eine Partie des Bildes zu übernehmen, aber sie war nicht im Stande, den Pinsel zu führen, sie legte ihn nieder und brach in Thränen aus. Geliebtes Mädchen! rief der junge Mann, seinen Arm um ihren Leib schlingend, was ist dir? Welch ein Kummer drückt dein Herz? Sprich, vertraue dich mir. Bin ich nicht dein Freund, dein Bruder? Ist noch irgend ein Geheimniß zwischen uns?

Auf alle diese Fragen erwiderte die Arme nichts; sie hatte ihr Antlitz in die verhüllenden Hände gepreßt, und ihre Thränen rannen. Als sie das Auge wieder erhob, glänzte es in rührender Schönheit, die Wangen überzog ein Roth, das die Flammen der Scham, der Liebesglut und des Schreckens in sich vereinigte. Sie sagte nichts als die Worte: Du bist nicht Der, der du scheinst!

Dimitri warf einen Blick auf die Seite hin, wohinaus der indiscrete Freund sich entfernt hatte, und murmelte vor sich hin: Das ist dein Werk! Ich will

für alle romantischen Spitzbuben etwas Anziehendes. Ich meines Theils finde sie höchst abgeschmackt und langweilig.

Als er fort war, erschien Scholastika betrübt und mit zerstreuter Miene. So wenig sie von dem Inhalt des Gesprächs verstanden hatte, so war ihr der Umstand doch deutlich geworden, daß Dimitri nicht Der war, für den er sich ausgab. Ihr Benehmen gegen ihn war daher in den ersten Augenblicken kalt und befangen. Sie hatte versprochen, eine Partie des Bildes zu übernehmen, aber sie war nicht im Stande, den Pinsel zu führen, sie legte ihn nieder und brach in Thränen aus. Geliebtes Mädchen! rief der junge Mann, seinen Arm um ihren Leib schlingend, was ist dir? Welch ein Kummer drückt dein Herz? Sprich, vertraue dich mir. Bin ich nicht dein Freund, dein Bruder? Ist noch irgend ein Geheimniß zwischen uns?

Auf alle diese Fragen erwiderte die Arme nichts; sie hatte ihr Antlitz in die verhüllenden Hände gepreßt, und ihre Thränen rannen. Als sie das Auge wieder erhob, glänzte es in rührender Schönheit, die Wangen überzog ein Roth, das die Flammen der Scham, der Liebesglut und des Schreckens in sich vereinigte. Sie sagte nichts als die Worte: Du bist nicht Der, der du scheinst!

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[0064] für alle romantischen Spitzbuben etwas Anziehendes. Ich meines Theils finde sie höchst abgeschmackt und langweilig. Als er fort war, erschien Scholastika betrübt und mit zerstreuter Miene. So wenig sie von dem Inhalt des Gesprächs verstanden hatte, so war ihr der Umstand doch deutlich geworden, daß Dimitri nicht Der war, für den er sich ausgab. Ihr Benehmen gegen ihn war daher in den ersten Augenblicken kalt und befangen. Sie hatte versprochen, eine Partie des Bildes zu übernehmen, aber sie war nicht im Stande, den Pinsel zu führen, sie legte ihn nieder und brach in Thränen aus. Geliebtes Mädchen! rief der junge Mann, seinen Arm um ihren Leib schlingend, was ist dir? Welch ein Kummer drückt dein Herz? Sprich, vertraue dich mir. Bin ich nicht dein Freund, dein Bruder? Ist noch irgend ein Geheimniß zwischen uns? Auf alle diese Fragen erwiderte die Arme nichts; sie hatte ihr Antlitz in die verhüllenden Hände gepreßt, und ihre Thränen rannen. Als sie das Auge wieder erhob, glänzte es in rührender Schönheit, die Wangen überzog ein Roth, das die Flammen der Scham, der Liebesglut und des Schreckens in sich vereinigte. Sie sagte nichts als die Worte: Du bist nicht Der, der du scheinst! Dimitri warf einen Blick auf die Seite hin, wohinaus der indiscrete Freund sich entfernt hatte, und murmelte vor sich hin: Das ist dein Werk! Ich will

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:43:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:43:38Z)

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Zitationshilfe: Ungern-Sternberg, Alexander von: Scholastika. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–102. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ungern_scholastika_1910/64>, abgerufen am 24.11.2024.