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Ungern-Sternberg, Alexander von: Scholastika. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–102. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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repräsentiren sollte. Ebenso wenig waren die kleinen hübschen Frauen der Bibel, diese niedlichen Sünderinnen, die sich nicht damit begnügten, die Köpfe der Männer zu verdrehen, sondern sie frischweg abhieben, in der Auffassung Dimitri's nach ihrem Geschmack. Aber Alles, was er malte, war dabei wunderbar frisch, lebendig und wirkte wie eine kühne, unerwartete That, die vor unsern Augen geschieht und die den Schauplatz der Dinge und Personen um uns her völlig verändert. Scholastika saß oft noch lange, wenn der ungebundene und sich um keine Regel kümmernde Künstler schon längst fort war, in der dämmernden Halle und sann, das Haupt auf den Arm gestützt, den fremden Gestalten nach, die sich in einer völlig fremden Welt bewegten. Eines Tages sagte sie zu Dimitri: Wird man diesen Heiligen glauben? Werden wir die Welt zwingen können, vor ihnen niederzufallen? -- Das ist auch gar nicht nöthig, erwiderte er trocken. Wenn sie nicht niederfallen will, mag sie es bleiben lassen. So Manches ist zum Abfallen und Hinaustragen reif. Das Haus, in dem wir wohnen, ist zu klein, um große, vermodernde Schätze aufzubewahren. Es muß Platz gemacht werden. -- Diese Worte verstand die Nonne nicht; wie hätte sie sie auch verstehen sollen. Man mußte dazu etwas arabische Wüste, etwas Laster in großen Städten, ein klein wenig Raub und Todtschlag, einen Tumult und einen Aufruhr, etwas von dem, was die Philosophen Gott nennen, von alle dem mußte man gekostet, oder es in der Nähe angeschaut haben,

repräsentiren sollte. Ebenso wenig waren die kleinen hübschen Frauen der Bibel, diese niedlichen Sünderinnen, die sich nicht damit begnügten, die Köpfe der Männer zu verdrehen, sondern sie frischweg abhieben, in der Auffassung Dimitri's nach ihrem Geschmack. Aber Alles, was er malte, war dabei wunderbar frisch, lebendig und wirkte wie eine kühne, unerwartete That, die vor unsern Augen geschieht und die den Schauplatz der Dinge und Personen um uns her völlig verändert. Scholastika saß oft noch lange, wenn der ungebundene und sich um keine Regel kümmernde Künstler schon längst fort war, in der dämmernden Halle und sann, das Haupt auf den Arm gestützt, den fremden Gestalten nach, die sich in einer völlig fremden Welt bewegten. Eines Tages sagte sie zu Dimitri: Wird man diesen Heiligen glauben? Werden wir die Welt zwingen können, vor ihnen niederzufallen? — Das ist auch gar nicht nöthig, erwiderte er trocken. Wenn sie nicht niederfallen will, mag sie es bleiben lassen. So Manches ist zum Abfallen und Hinaustragen reif. Das Haus, in dem wir wohnen, ist zu klein, um große, vermodernde Schätze aufzubewahren. Es muß Platz gemacht werden. — Diese Worte verstand die Nonne nicht; wie hätte sie sie auch verstehen sollen. Man mußte dazu etwas arabische Wüste, etwas Laster in großen Städten, ein klein wenig Raub und Todtschlag, einen Tumult und einen Aufruhr, etwas von dem, was die Philosophen Gott nennen, von alle dem mußte man gekostet, oder es in der Nähe angeschaut haben,

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Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:43:38Z)

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Zitationshilfe: Ungern-Sternberg, Alexander von: Scholastika. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–102. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ungern_scholastika_1910/57>, abgerufen am 22.11.2024.