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Ungern-Sternberg, Alexander von: Scholastika. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–102. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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verstehen nicht mehr das Gaukelspiel verschmitzter Liebe zu treiben.

Es war vergeblich, meinem alten Verehrer begreiflich zu machen, wie die Verhältnisse unterdessen sich mit mir gestaltet hatten. Er war schon seit zwanzig Jahren aus Deutschland zurück, wo er tüchtige Beute gemacht, aber Alles war auch wieder verthan und verjubelt. Der Jermack wird nie reich, so pflegte mein Vater immer zu sprechen, und er hat Recht gehabt. --

Die Schaffnerin kommt! riefen die Schwestern und erhoben sich von ihren Sitzen. Eine großgewachsene, ernst und streng aussehende Nonne trat gemessenen Schrittes herein und rief die Schwester Anna bei Namen. Diese verbeugte sich tief, ein altes Ledertaschenbuch hervorziehend, aus dem sie einen Bogen Papier langte. Hier, Schwesterchen, sagte sie mit einer Stimme, die völlig verschieden war von der, mit welcher sie eben ihre lustigen Abenteuer erzählt hatte, sind die Bestellungen, die eingelaufen sind. Wir werden für den übrigen Winter hinlänglich zu malen haben. Siebzig Madonnen, und zwölf heilige Josephe allein nach Archangel, hundertundfünfzig Apostel nach Sibirien, neunzig Magdalenen nach Petersburg für die Erziehungsanstalten -- alle diese zu guten Preisen, dagegen sechs heilige Georgs für das Invalidenhospital in Twer und eine kleine billige Madonna für das Blindeninstitut zu Rossnick. Der Schreiber seiner Excellenz des Herrn Gouverneurs, der mir diese Liste gab, bemerkte, daß Se. Excellenz selbst

verstehen nicht mehr das Gaukelspiel verschmitzter Liebe zu treiben.

Es war vergeblich, meinem alten Verehrer begreiflich zu machen, wie die Verhältnisse unterdessen sich mit mir gestaltet hatten. Er war schon seit zwanzig Jahren aus Deutschland zurück, wo er tüchtige Beute gemacht, aber Alles war auch wieder verthan und verjubelt. Der Jermack wird nie reich, so pflegte mein Vater immer zu sprechen, und er hat Recht gehabt. —

Die Schaffnerin kommt! riefen die Schwestern und erhoben sich von ihren Sitzen. Eine großgewachsene, ernst und streng aussehende Nonne trat gemessenen Schrittes herein und rief die Schwester Anna bei Namen. Diese verbeugte sich tief, ein altes Ledertaschenbuch hervorziehend, aus dem sie einen Bogen Papier langte. Hier, Schwesterchen, sagte sie mit einer Stimme, die völlig verschieden war von der, mit welcher sie eben ihre lustigen Abenteuer erzählt hatte, sind die Bestellungen, die eingelaufen sind. Wir werden für den übrigen Winter hinlänglich zu malen haben. Siebzig Madonnen, und zwölf heilige Josephe allein nach Archangel, hundertundfünfzig Apostel nach Sibirien, neunzig Magdalenen nach Petersburg für die Erziehungsanstalten — alle diese zu guten Preisen, dagegen sechs heilige Georgs für das Invalidenhospital in Twer und eine kleine billige Madonna für das Blindeninstitut zu Rossnick. Der Schreiber seiner Excellenz des Herrn Gouverneurs, der mir diese Liste gab, bemerkte, daß Se. Excellenz selbst

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:43:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:43:38Z)

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Zitationshilfe: Ungern-Sternberg, Alexander von: Scholastika. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 20. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–102. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ungern_scholastika_1910/34>, abgerufen am 09.11.2024.