Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680.

Bild:
<< vorherige Seite

Der vollkommene
die Verzweiffelung sich unserer Seelen
nicht eher bemeistert/ biß daß die Hoffnung
gäntzlich darauß verbannet ist.

Von der Kühnheit.

DJe Kühnheit ist die Bewegung einer
Seelen/ die einen Anfall an etwas
böses thut/ gegen welches sie wil streiten und
das sie auch dencket zuüberwinden. Diese
Passion hat diß absonderlich an sich/ daß
sie die Geister auff das eusserliche anspor-
net/ umb etwas böses/ so sie anfallen wil/ zu
empfahen/ und dem gehet sie weiter oder
weniger entgegen/ wornach sie es vor gut
ansiehet/ und verhält sich hierin als die
Krieges-Häupter/ welche/ umb mit dem
Feinde zutreffen/ mehr oder weniger fort-
rucken/ wornach sie es nöthig erachten.
Wir können sagen/ daß die Kühnheit alle
andere Gemüths-Bewegungen beseelet/
ohne ihr würden wir in der Seele nichts
als gantz matte Bewegungen haben: das
ist die/ welche die Helden macht; aber das
ist auch die/ die zu grossen Ubelthaten leitet.
Die Personen/ in welchen diese tapffere Pas-
sion
herrschet/ kennet man bald unter andern/

die

Der vollkommene
die Verzweiffelung ſich unſerer Seelen
nicht eher bemeiſtert/ biß daß die Hoffnung
gaͤntzlich darauß verbannet iſt.

Von der Kuͤhnheit.

DJe Kuͤhnheit iſt die Bewegung einer
Seelen/ die einen Anfall an etwas
boͤſes thut/ gegen welches ſie wil ſtreiten und
das ſie auch dencket zuuͤberwinden. Dieſe
Paſſion hat diß abſonderlich an ſich/ daß
ſie die Geiſter auff das euſſerliche anſpor-
net/ umb etwas boͤſes/ ſo ſie anfallen wil/ zu
empfahen/ und dem gehet ſie weiter oder
weniger entgegen/ wornach ſie es vor gut
anſiehet/ und verhaͤlt ſich hierin als die
Krieges-Haͤupter/ welche/ umb mit dem
Feinde zutreffen/ mehr oder weniger fort-
rucken/ wornach ſie es noͤthig erachten.
Wir koͤnnen ſagen/ daß die Kuͤhnheit alle
andere Gemuͤths-Bewegungen beſeelet/
ohne ihr wuͤrden wir in der Seele nichts
als gantz matte Bewegungen haben: das
iſt die/ welche die Helden macht; aber das
iſt auch die/ die zu groſſen Ubelthaten leitet.
Die Perſonen/ in welchen dieſe tapffere Paſ-
ſion
herrſchet/ keñet man bald unter andern/

die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="3">
        <p><pb facs="#f0088" n="72"/><fw place="top" type="header">Der vollkommene</fw><lb/>
die Verzweiffelung &#x017F;ich un&#x017F;erer Seelen<lb/>
nicht eher bemei&#x017F;tert/ biß daß die Hoffnung<lb/>
ga&#x0364;ntzlich darauß verbannet i&#x017F;t.</p>
      </div><lb/>
      <div n="3">
        <head> <hi rendition="#b">Von der Ku&#x0364;hnheit.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>Je Ku&#x0364;hnheit i&#x017F;t die Bewegung einer<lb/>
Seelen/ die einen Anfall an etwas<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;es thut/ gegen welches &#x017F;ie wil &#x017F;treiten und<lb/>
das &#x017F;ie auch dencket zuu&#x0364;berwinden. Die&#x017F;e<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pa&#x017F;&#x017F;ion</hi></hi> hat diß ab&#x017F;onderlich an &#x017F;ich/ daß<lb/>
&#x017F;ie die Gei&#x017F;ter auff das eu&#x017F;&#x017F;erliche an&#x017F;por-<lb/>
net/ umb etwas bo&#x0364;&#x017F;es/ &#x017F;o &#x017F;ie anfallen wil/ zu<lb/>
empfahen/ und dem gehet &#x017F;ie weiter oder<lb/>
weniger entgegen/ wornach &#x017F;ie es vor gut<lb/>
an&#x017F;iehet/ und verha&#x0364;lt &#x017F;ich hierin als die<lb/>
Krieges-Ha&#x0364;upter/ welche/ umb mit dem<lb/>
Feinde zutreffen/ mehr oder weniger fort-<lb/>
rucken/ wornach &#x017F;ie es no&#x0364;thig erachten.<lb/>
Wir ko&#x0364;nnen &#x017F;agen/ daß die Ku&#x0364;hnheit alle<lb/>
andere Gemu&#x0364;ths-Bewegungen be&#x017F;eelet/<lb/>
ohne ihr wu&#x0364;rden wir in der Seele nichts<lb/>
als gantz matte Bewegungen haben: das<lb/>
i&#x017F;t die/ welche die Helden macht; aber das<lb/>
i&#x017F;t auch die/ die zu gro&#x017F;&#x017F;en Ubelthaten leitet.<lb/>
Die Per&#x017F;onen/ in welchen die&#x017F;e tapffere <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ion</hi></hi> herr&#x017F;chet/ ken&#x0303;et man bald unter andern/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0088] Der vollkommene die Verzweiffelung ſich unſerer Seelen nicht eher bemeiſtert/ biß daß die Hoffnung gaͤntzlich darauß verbannet iſt. Von der Kuͤhnheit. DJe Kuͤhnheit iſt die Bewegung einer Seelen/ die einen Anfall an etwas boͤſes thut/ gegen welches ſie wil ſtreiten und das ſie auch dencket zuuͤberwinden. Dieſe Paſſion hat diß abſonderlich an ſich/ daß ſie die Geiſter auff das euſſerliche anſpor- net/ umb etwas boͤſes/ ſo ſie anfallen wil/ zu empfahen/ und dem gehet ſie weiter oder weniger entgegen/ wornach ſie es vor gut anſiehet/ und verhaͤlt ſich hierin als die Krieges-Haͤupter/ welche/ umb mit dem Feinde zutreffen/ mehr oder weniger fort- rucken/ wornach ſie es noͤthig erachten. Wir koͤnnen ſagen/ daß die Kuͤhnheit alle andere Gemuͤths-Bewegungen beſeelet/ ohne ihr wuͤrden wir in der Seele nichts als gantz matte Bewegungen haben: das iſt die/ welche die Helden macht; aber das iſt auch die/ die zu groſſen Ubelthaten leitet. Die Perſonen/ in welchen dieſe tapffere Paſ- ſion herrſchet/ keñet man bald unter andern/ die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680/88
Zitationshilfe: [N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680/88>, abgerufen am 23.11.2024.