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[N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680.

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Welt-Mann.
nach böse ist/ erreget wird. Diese Gemüths-
Bewegung ist uns nicht weniger nöthig
als die Liebe/ und ist gar gewiß/ daß wir
nicht weniger verbunden seyn das Böse zu-
hassen/ als das Gute zulieben. Doch muß
man hiebey einen Unterscheid machen und
sagen/ daß wir insgemein die Leute lieben
sollen/ weil wir mit ihnen durch das Band
der Gesellschafft und der Aehnlichkeit ver-
einiget sind/ und daß wir niemals die Per-
son/ sondern allezeit das Böse hassen sollen.
Lasset uns Haß tragen gegen das Laster/ und
Mitleiden mit den lasterhafften Menschen.
Aber wie der Haß zum wenigsten eben so
gewaltig und eben so gefährlich ist als die
Liebe/ also haben wir auch nicht wenigere
Vorsehung zuthun/ umb ihm den Paß in
unser Gemüth und unsere Seele abzu-
schneiden. Geschicht es ja/ daß wir einer
Bewegung/ welche uns natürlich ist/ als
da sind die Antipathien, oder welche in an-
sehnlichen Ursachen gegründet zuseyn uns
vorkommet/ nichts abgewinnen können/
so können wir uns doch zum wenigsten so
verhalten/ als hasseten wir nicht/ weil ja un-
ser Thun in unser Willkühr stehet. Dann
endlich können wir denn nicht von einem

uns
C 3

Welt-Mann.
nach boͤſe iſt/ erreget wird. Dieſe Gemuͤths-
Bewegung iſt uns nicht weniger noͤthig
als die Liebe/ und iſt gar gewiß/ daß wir
nicht weniger verbunden ſeyn das Boͤſe zu-
haſſen/ als das Gute zulieben. Doch muß
man hiebey einen Unterſcheid machen und
ſagen/ daß wir insgemein die Leute lieben
ſollen/ weil wir mit ihnen durch das Band
der Geſellſchafft und der Aehnlichkeit ver-
einiget ſind/ und daß wir niemals die Per-
ſon/ ſondern allezeit das Boͤſe haſſen ſollen.
Laſſet uns Haß tragen gegẽ das Laſter/ und
Mitleiden mit den laſterhafften Menſchen.
Aber wie der Haß zum wenigſten eben ſo
gewaltig und eben ſo gefaͤhrlich iſt als die
Liebe/ alſo haben wir auch nicht wenigere
Vorſehung zuthun/ umb ihm den Paß in
unſer Gemuͤth und unſere Seele abzu-
ſchneiden. Geſchicht es ja/ daß wir einer
Bewegung/ welche uns natuͤrlich iſt/ als
da ſind die Antipathien, oder welche in an-
ſehnlichen Urſachen gegruͤndet zuſeyn uns
vorkommet/ nichts abgewinnen koͤnnen/
ſo koͤnnen wir uns doch zum wenigſten ſo
verhalten/ als haſſeten wir nicht/ weil ja un-
ſer Thun in unſer Willkuͤhr ſtehet. Dann
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uns
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[53/0069] Welt-Mann. nach boͤſe iſt/ erreget wird. Dieſe Gemuͤths- Bewegung iſt uns nicht weniger noͤthig als die Liebe/ und iſt gar gewiß/ daß wir nicht weniger verbunden ſeyn das Boͤſe zu- haſſen/ als das Gute zulieben. Doch muß man hiebey einen Unterſcheid machen und ſagen/ daß wir insgemein die Leute lieben ſollen/ weil wir mit ihnen durch das Band der Geſellſchafft und der Aehnlichkeit ver- einiget ſind/ und daß wir niemals die Per- ſon/ ſondern allezeit das Boͤſe haſſen ſollen. Laſſet uns Haß tragen gegẽ das Laſter/ und Mitleiden mit den laſterhafften Menſchen. Aber wie der Haß zum wenigſten eben ſo gewaltig und eben ſo gefaͤhrlich iſt als die Liebe/ alſo haben wir auch nicht wenigere Vorſehung zuthun/ umb ihm den Paß in unſer Gemuͤth und unſere Seele abzu- ſchneiden. Geſchicht es ja/ daß wir einer Bewegung/ welche uns natuͤrlich iſt/ als da ſind die Antipathien, oder welche in an- ſehnlichen Urſachen gegruͤndet zuſeyn uns vorkommet/ nichts abgewinnen koͤnnen/ ſo koͤnnen wir uns doch zum wenigſten ſo verhalten/ als haſſeten wir nicht/ weil ja un- ſer Thun in unſer Willkuͤhr ſtehet. Dann endlich koͤnnen wir denn nicht von einem uns C 3

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Zitationshilfe: [N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/unbekannt_weltmann_1680/69>, abgerufen am 27.11.2024.