[N. N.]: Der vollkommene rechtschaffene Welt-Mann. Frankfurt (Main), 1680.Welt-Mann. es gleichsam zubedecken mit einem Vor-hang von subtilem Geblüt/ auff welchem die Geister dahin schwimmen. Allein es verhält sich mit der Scham- Die Eiffersucht ist ein Verdruß/ welchen chen
Welt-Mann. es gleichſam zubedecken mit einem Vor-hang von ſubtilem Gebluͤt/ auff welchem die Geiſter dahin ſchwimmen. Allein es verhaͤlt ſich mit der Scham- Die Eifferſucht iſt ein Verdruß/ welchen chen
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Welt-Mann.
es gleichſam zubedecken mit einem Vor-
hang von ſubtilem Gebluͤt/ auff welchem
die Geiſter dahin ſchwimmen.
Allein es verhaͤlt ſich mit der Scham-
hafftigkeit als wie mit andern Tugenden/
ſie muß nicht gar zuweit gehen/ biß ſie end-
lich Straffe verdienet/ wie es wohl gethan
iſt/ daß ſie nicht dißſeit deß Berges ſtehen
bleibe/ welches das Laſter iſt/ da man den
Sachen zu wenig thut. Dieſer Mangel
der Schamhafftigkeit iſt eigentlich das/
was wir Unverſchaͤmtheit nennen/ und
dieſe Unverſchaͤmtheit iſt ein Miſchmaſch
von Luſt und Kuͤhnheit boͤſes zuthun.
Die Eifferſucht iſt ein Verdruß/ welchen
wir empfinden/ daruͤber/ daß wir die guten
Dinge nicht haben/ die wir bey andern ſe-
hen/ und die wir verlangen und hoffen koͤn-
nen. Dieſe Paſſion iſt loͤblich/ und leitet uns
dahin/ daß wir die Vollkommenheiten/ ſo
uns mangeln/ erwerben. Allein mit dem
Neyd verhaͤlt ſichs nicht alſo/ dieſe Paſſion
iſt ein Schmertz/ den uns die Guͤter/ ſo wir
bey andern ſehen/ verurſachen/ ohne Hoff-
nung/ daß wir dieſelbe erwerben koͤnnen/
alſo daß ein Neydhammel anderer Leute
Wohlergeben nicht ertragen/ noch derglei-
chen
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