Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.von den Generibus der Verse. Mann einen närrischen Bücher-Schreiber abgebildethat. Matz schreibt ein grosses Buch, in dem kein Witz zu finden, Und da man keinen Kern, nur lauter Hülsen sieht, Wie schwitzt der Binder doch, wie ist er doch bemüht, Das Esels-Werck ja gut in Kalb-Fell einzubinden. O bind' er für sein Buch den tollen Schreiber an, Man bind' ihm seine Faust, daß er nicht schreiben kann. Jngleichen auf einen miserablen Poeten. Marculus der Verse Hencker, Pritzschemeister, Reimenschrencker, Marculus der Musen-Hohn, Und der Dichter Huren Sohn, Miß't sein liederlich Gedichte, Nicht nach Würden und Gewichte, Sondern nach der Füsse Zahl, Die er dennoch all zumahl Pflegt mit Zwanck herbey zu holen, Meynet denn, sie sind sehr schön, Da sie doch theils barfuß gehn, Oder auf geflückten Solen. 31. Was kommt nach den Satyrischen Gedichten? Die Bilder-Gedichte/ so die Frantzosen Ac- Jm
von den Generibus der Verſe. Mann einen naͤrriſchen Buͤcher-Schreiber abgebildethat. Matz ſchreibt ein groſſes Buch, in dem kein Witz zu finden, Und da man keinen Kern, nur lauter Huͤlſen ſieht, Wie ſchwitzt der Binder doch, wie iſt er doch bemuͤht, Das Eſels-Werck ja gut in Kalb-Fell einzubinden. O bind’ er fuͤr ſein Buch den tollen Schreiber an, Man bind’ ihm ſeine Fauſt, daß er nicht ſchreiben kann. Jngleichen auf einen miſerablen Poêten. Marculus der Verſe Hencker, Pritzſchemeiſter, Reimenſchrencker, Marculus der Muſen-Hohn, Und der Dichter Huren Sohn, Miß’t ſein liederlich Gedichte, Nicht nach Wuͤrden und Gewichte, Sondern nach der Fuͤſſe Zahl, Die er dennoch all zumahl Pflegt mit Zwanck herbey zu holen, Meynet denn, ſie ſind ſehr ſchoͤn, Da ſie doch theils barfuß gehn, Oder auf gefluͤckten Solen. 31. Was kommt nach den Satyriſchen Gedichten? Die Bilder-Gedichte/ ſo die Frantzoſen Ac- Jm
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von den Generibus der Verſe.
Mann einen naͤrriſchen Buͤcher-Schreiber abgebildet
hat.
Matz ſchreibt ein groſſes Buch, in dem kein Witz zu finden,
Und da man keinen Kern, nur lauter Huͤlſen ſieht,
Wie ſchwitzt der Binder doch, wie iſt er doch bemuͤht,
Das Eſels-Werck ja gut in Kalb-Fell einzubinden.
O bind’ er fuͤr ſein Buch den tollen Schreiber an,
Man bind’ ihm ſeine Fauſt, daß er nicht ſchreiben kann.
Jngleichen auf einen miſerablen Poêten.
Marculus der Verſe Hencker,
Pritzſchemeiſter, Reimenſchrencker,
Marculus der Muſen-Hohn,
Und der Dichter Huren Sohn,
Miß’t ſein liederlich Gedichte,
Nicht nach Wuͤrden und Gewichte,
Sondern nach der Fuͤſſe Zahl,
Die er dennoch all zumahl
Pflegt mit Zwanck herbey zu holen,
Meynet denn, ſie ſind ſehr ſchoͤn,
Da ſie doch theils barfuß gehn,
Oder auf gefluͤckten Solen.
31. Was kommt nach den Satyriſchen
Gedichten?
Die Bilder-Gedichte/ ſo die Frantzoſen Ac-
colade nennen, da man die Zeilen der Verſe ſo einrich-
tet, daß aus deren artigen Setzung die Figur eines Be-
chers, Hertzens, Eyes, Creutzes, Baumes, (warum
nicht auch eines Affen) und anderer Dinge heraus
kommt. Alſo ward einſten Herr Doctor Mayern zu
ſeinem Namens-Tage folgender Palm-Baum offe-
riret:
Jm
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Zitationshilfe: | Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/95>, abgerufen am 28.07.2024. |