Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.von den Generibus der Verse. Sie hat nie was verbrochen,Noch sich'allhier verkrochen: Denn fromm seyn war ihr Ziel, Doch kommt sie mit ins Spiel, Und liegt nun in der Aschen, Es läuffet Jung und Greiß Durch Land, durch Meer und Eiß, Nur etwas zu erhaschen; Der streicht wohl gar zum Teuffel zu. So spielt der Weltmann blinde Kuh. Anderer Gegen-Satz. Diß Hertz ist unverführt,Und ohne falsch gewesen, Das Tugend auserlesen, Und ihr nur nachgespürt; Drum muste sie verlassen Das Babel dieser Welt, So in sich selbst zerfällt. Und alle Frommen hassen. Hier ist nur Dunst und Schein, Wir seyn kaum, wenn wir seyn, Man lasse GOtt nur walten, Der lange Hausgehalten, Man küsse seine Hand, Nehm' an des Creutzes Pfand, Er weiß, was seinen Kindern Kan gut und dienlich seyn. Solt' er sie lassen? Nein, o nein, Er wird ihr Glück nicht mindern. Wohlan! So steigt man Himmel an, Diß ist die rechte Lebens-Bahn. Anderer Nach-Satz. Nun wir wollen unterdessen,Weil das Lebens-Feuer glimmt, Und der Geist die Lufft vernimmt, Deines Namens nicht vergessen; Es E 4
von den Generibus der Verſe. Sie hat nie was verbrochen,Noch ſich’allhier verkrochen: Denn fromm ſeyn war ihr Ziel, Doch kommt ſie mit ins Spiel, Und liegt nun in der Aſchen, Es laͤuffet Jung und Greiß Durch Land, durch Meer und Eiß, Nur etwas zu erhaſchen; Der ſtreicht wohl gar zum Teuffel zu. So ſpielt der Weltmann blinde Kuh. Anderer Gegen-Satz. Diß Hertz iſt unverfuͤhrt,Und ohne falſch geweſen, Das Tugend auserleſen, Und ihr nur nachgeſpuͤrt; Drum muſte ſie verlaſſen Das Babel dieſer Welt, So in ſich ſelbſt zerfaͤllt. Und alle Frommen haſſen. Hier iſt nur Dunſt und Schein, Wir ſeyn kaum, wenn wir ſeyn, Man laſſe GOtt nur walten, Der lange Hausgehalten, Man kuͤſſe ſeine Hand, Nehm’ an des Creutzes Pfand, Er weiß, was ſeinen Kindern Kan gut und dienlich ſeyn. Solt’ er ſie laſſen? Nein, o nein, Er wird ihr Gluͤck nicht mindern. Wohlan! So ſteigt man Himmel an, Diß iſt die rechte Lebens-Bahn. Anderer Nach-Satz. Nun wir wollen unterdeſſen,Weil das Lebens-Feuer glimmt, Und der Geiſt die Lufft vernimmt, Deines Namens nicht vergeſſen; Es E 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="4"> <pb facs="#f0073" n="69"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">von den <hi rendition="#aq">Generibus</hi> der Verſe.</hi> </fw><lb/> <l>Sie hat nie was verbrochen,</l><lb/> <l>Noch ſich’allhier verkrochen:</l><lb/> <l>Denn fromm ſeyn war ihr Ziel,</l><lb/> <l>Doch kommt ſie mit ins Spiel,</l><lb/> <l>Und liegt nun in der Aſchen,</l><lb/> <l>Es laͤuffet Jung und Greiß</l><lb/> <l>Durch Land, durch Meer und Eiß,</l><lb/> <l>Nur etwas zu erhaſchen;</l><lb/> <l>Der ſtreicht wohl gar zum Teuffel zu.</l><lb/> <l>So ſpielt der Weltmann blinde Kuh.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <head> <hi rendition="#fr">Anderer Gegen-Satz.</hi> </head><lb/> <l>Diß Hertz iſt unverfuͤhrt,</l><lb/> <l>Und ohne falſch geweſen,</l><lb/> <l>Das Tugend auserleſen,</l><lb/> <l>Und ihr nur nachgeſpuͤrt;</l><lb/> <l>Drum muſte ſie verlaſſen</l><lb/> <l>Das Babel dieſer Welt,</l><lb/> <l>So in ſich ſelbſt zerfaͤllt.</l><lb/> <l>Und alle Frommen haſſen.</l><lb/> <l>Hier iſt nur Dunſt und Schein,</l><lb/> <l>Wir ſeyn kaum, wenn wir ſeyn,</l><lb/> <l>Man laſſe GOtt nur walten,</l><lb/> <l>Der lange Hausgehalten,</l><lb/> <l>Man kuͤſſe ſeine Hand,</l><lb/> <l>Nehm’ an des Creutzes Pfand,</l><lb/> <l>Er weiß, was ſeinen Kindern</l><lb/> <l>Kan gut und dienlich ſeyn.</l><lb/> <l>Solt’ er ſie laſſen? Nein, o nein,</l><lb/> <l>Er wird ihr Gluͤck nicht mindern.</l><lb/> <l>Wohlan! So ſteigt man Himmel an,</l><lb/> <l>Diß iſt die rechte Lebens-Bahn.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <head> <hi rendition="#fr">Anderer Nach-Satz.</hi> </head><lb/> <l>Nun wir wollen unterdeſſen,</l><lb/> <l>Weil das Lebens-Feuer glimmt,</l><lb/> <l>Und der Geiſt die Lufft vernimmt,</l><lb/> <l>Deines Namens nicht vergeſſen;</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">E 4</fw> <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [69/0073]
von den Generibus der Verſe.
Sie hat nie was verbrochen,
Noch ſich’allhier verkrochen:
Denn fromm ſeyn war ihr Ziel,
Doch kommt ſie mit ins Spiel,
Und liegt nun in der Aſchen,
Es laͤuffet Jung und Greiß
Durch Land, durch Meer und Eiß,
Nur etwas zu erhaſchen;
Der ſtreicht wohl gar zum Teuffel zu.
So ſpielt der Weltmann blinde Kuh.
Anderer Gegen-Satz.
Diß Hertz iſt unverfuͤhrt,
Und ohne falſch geweſen,
Das Tugend auserleſen,
Und ihr nur nachgeſpuͤrt;
Drum muſte ſie verlaſſen
Das Babel dieſer Welt,
So in ſich ſelbſt zerfaͤllt.
Und alle Frommen haſſen.
Hier iſt nur Dunſt und Schein,
Wir ſeyn kaum, wenn wir ſeyn,
Man laſſe GOtt nur walten,
Der lange Hausgehalten,
Man kuͤſſe ſeine Hand,
Nehm’ an des Creutzes Pfand,
Er weiß, was ſeinen Kindern
Kan gut und dienlich ſeyn.
Solt’ er ſie laſſen? Nein, o nein,
Er wird ihr Gluͤck nicht mindern.
Wohlan! So ſteigt man Himmel an,
Diß iſt die rechte Lebens-Bahn.
Anderer Nach-Satz.
Nun wir wollen unterdeſſen,
Weil das Lebens-Feuer glimmt,
Und der Geiſt die Lufft vernimmt,
Deines Namens nicht vergeſſen;
Es
E 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/73 |
Zitationshilfe: | Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/73>, abgerufen am 28.07.2024. |