Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite
von den Generibus der Verse.
5. Jn Trochaischen und Anapaestischen. z. e.
Auf der Welt ist lauter Grämen,
Wenn wir nur den Anfang nehmen,
Müssen wir im Jammer stehn,
Endlich gar zu Grabe gehn:
So achte denn niemand die eitele Welt,
Als welche der einsten in Drümmern zerfällt.
II. Jn einer Zeile. z. e.
O Mensch, laß dir doch rathen,
Thu stets löbliche Thaten.
10. Dieses sind also die drey vornehmsten
Genera gewesen: Hat man sonst keine
mehr?

Es sind der übrigen Generum mehr, als man wün-
schet. Jch will nicht von dem Genere Sapphico sagen,
welches gar schwer ist, auch nicht wohl klinget, und deß-
wegen gar selten gebraucht wird. Es klinget dasselbe
folgender massen:

Leget eure Lust, werthe Freunde, nieder,
Vor den süssen Thon blaset Trauer-Lieder,
Denn der Winter hat uns mit Leid bestreuet
schrecklich beschneyet.

Ausser diesen hat es viel andere Genera, welche wir
nach einander durchgehen wollen.

11. Welches Genus ist allhier erstlich zu
mercken?

Die Oden, bey welchen sich der Verstand in einer
jeden Strophe endigen soll. Bey den Oden aber sind
vornehmlich zwey Stücke zu mercken:

1. Die
D 3
von den Generibus der Verſe.
5. Jn Trochaiſchen und Anapæſtiſchen. z. e.
Auf der Welt iſt lauter Graͤmen,
Wenn wir nur den Anfang nehmen,
Muͤſſen wir im Jammer ſtehn,
Endlich gar zu Grabe gehn:
So achte denn niemand die eitele Welt,
Als welche der einſten in Druͤmmern zerfaͤllt.
II. Jn einer Zeile. z. e.
O Menſch, laß dir doch rathen,
Thu ſtets loͤbliche Thaten.
10. Dieſes ſind alſo die drey vornehmſten
Genera geweſen: Hat man ſonſt keine
mehr?

Es ſind der uͤbrigen Generum mehr, als man wuͤn-
ſchet. Jch will nicht von dem Genere Sapphico ſagen,
welches gar ſchwer iſt, auch nicht wohl klinget, und deß-
wegen gar ſelten gebraucht wird. Es klinget daſſelbe
folgender maſſen:

Leget eure Luſt, werthe Freunde, nieder,
Vor den ſuͤſſen Thon blaſet Trauer-Lieder,
Denn der Winter hat uns mit Leid beſtreuet
ſchrecklich beſchneyet.

Auſſer dieſen hat es viel andere Genera, welche wir
nach einander durchgehen wollen.

11. Welches Genus iſt allhier erſtlich zu
mercken?

Die Oden, bey welchen ſich der Verſtand in einer
jeden Strophe endigen ſoll. Bey den Oden aber ſind
vornehmlich zwey Stuͤcke zu mercken:

1. Die
D 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0055" n="51"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">von den <hi rendition="#aq">Generibus</hi> der Ver&#x017F;e.</hi> </fw><lb/>
          <list>
            <item>5. Jn <hi rendition="#aq">Trochai</hi>&#x017F;chen und <hi rendition="#aq">Anapæ&#x017F;ti</hi>&#x017F;chen. z. e.</item>
          </list><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Auf der Welt i&#x017F;t lauter Gra&#x0364;men,</l><lb/>
            <l>Wenn wir nur den Anfang nehmen,</l><lb/>
            <l>Mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir im Jammer &#x017F;tehn,</l><lb/>
            <l>Endlich gar zu Grabe gehn:</l><lb/>
            <l>So achte denn niemand die eitele Welt,</l><lb/>
            <l>Als welche der ein&#x017F;ten in Dru&#x0364;mmern zerfa&#x0364;llt.</l>
          </lg><lb/>
          <list>
            <item><hi rendition="#aq">II.</hi> Jn einer Zeile. z. e.</item>
          </list><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>O Men&#x017F;ch, laß dir doch rathen,</l><lb/>
            <l>Thu &#x017F;tets lo&#x0364;bliche Thaten.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">10. Die&#x017F;es &#x017F;ind al&#x017F;o die drey vornehm&#x017F;ten<lb/><hi rendition="#aq">Genera</hi> gewe&#x017F;en: Hat man &#x017F;on&#x017F;t keine<lb/>
mehr?</hi> </head><lb/>
          <p>Es &#x017F;ind der u&#x0364;brigen <hi rendition="#aq">Generum</hi> mehr, als man wu&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;chet. Jch will nicht von dem <hi rendition="#aq">Genere Sapphico</hi> &#x017F;agen,<lb/>
welches gar &#x017F;chwer i&#x017F;t, auch nicht wohl klinget, und deß-<lb/>
wegen gar &#x017F;elten gebraucht wird. Es klinget da&#x017F;&#x017F;elbe<lb/>
folgender ma&#x017F;&#x017F;en:</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Leget eure Lu&#x017F;t, werthe Freunde, nieder,</l><lb/>
            <l>Vor den &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Thon bla&#x017F;et Trauer-Lieder,</l><lb/>
            <l>Denn der Winter hat uns mit Leid be&#x017F;treuet</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">&#x017F;chrecklich be&#x017F;chneyet.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <p>Au&#x017F;&#x017F;er die&#x017F;en hat es viel andere <hi rendition="#aq">Genera,</hi> welche wir<lb/>
nach einander durchgehen wollen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">11. Welches <hi rendition="#aq">Genus</hi> i&#x017F;t allhier er&#x017F;tlich zu<lb/>
mercken?</hi> </head><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#aq">Oden,</hi> bey welchen &#x017F;ich der Ver&#x017F;tand in einer<lb/>
jeden <hi rendition="#aq">Strophe</hi> endigen &#x017F;oll. Bey den <hi rendition="#aq">Oden</hi> aber &#x017F;ind<lb/>
vornehmlich zwey Stu&#x0364;cke zu mercken:</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">D 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">1. Die</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[51/0055] von den Generibus der Verſe. 5. Jn Trochaiſchen und Anapæſtiſchen. z. e. Auf der Welt iſt lauter Graͤmen, Wenn wir nur den Anfang nehmen, Muͤſſen wir im Jammer ſtehn, Endlich gar zu Grabe gehn: So achte denn niemand die eitele Welt, Als welche der einſten in Druͤmmern zerfaͤllt. II. Jn einer Zeile. z. e. O Menſch, laß dir doch rathen, Thu ſtets loͤbliche Thaten. 10. Dieſes ſind alſo die drey vornehmſten Genera geweſen: Hat man ſonſt keine mehr? Es ſind der uͤbrigen Generum mehr, als man wuͤn- ſchet. Jch will nicht von dem Genere Sapphico ſagen, welches gar ſchwer iſt, auch nicht wohl klinget, und deß- wegen gar ſelten gebraucht wird. Es klinget daſſelbe folgender maſſen: Leget eure Luſt, werthe Freunde, nieder, Vor den ſuͤſſen Thon blaſet Trauer-Lieder, Denn der Winter hat uns mit Leid beſtreuet ſchrecklich beſchneyet. Auſſer dieſen hat es viel andere Genera, welche wir nach einander durchgehen wollen. 11. Welches Genus iſt allhier erſtlich zu mercken? Die Oden, bey welchen ſich der Verſtand in einer jeden Strophe endigen ſoll. Bey den Oden aber ſind vornehmlich zwey Stuͤcke zu mercken: 1. Die D 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/55
Zitationshilfe: Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/55>, abgerufen am 27.11.2024.