Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.

Bild:
<< vorherige Seite
Das I. Capitul
Zu Leipzig lacht alles von aussen und innen,
Die Hauser vergnügen die lüsternen Sinnen;
Die Gärte bezaubern: Wer Eden * nicht kennt
Dem wird es zu Leipzig gar deutlich genennt.
Hier zeigt man den Garten, so Adam verlohren,
Den Eva vorm Falle zur Wohnung erkohren,
Es wünschet derselbe besuchet zu seyn,
Der Cherubim + lässet auch Sünder hinein.
Da siehet man Blumen, da schauet man Früchte,
Bald kommen die Teiche vor unser Gesichte,
Da zeigen sich Häuser von herrlicher Pracht,
Ja Eden wird wenig vor Leipzig geacht.
Doch Eden bleibt Eden und schencket das Leben
Vom Baume, das Leipzig noch niemals gegeben:
Nur schläfft man zu Leipzig im Garten mit Luft,
Jn Eden war dieses fast gar nicht bewust.
Besuchet den Garten, ihr weltlichen Leute,
Mir bleibet was bessers zur lieblichen Beute:
Mein Stübgen vergnüget mir Augen und Geist,
Bis daß mich die Schwachheit ins Bette verweiß't:
III. Man kan in der ersten und dritten Zeile weibliche,
in der andern und vierdten aber männliche Reime
setzen. vid. Musen-Cabinet p. 25. 192. 198. 203.
218. 221. 371. 401. 506. 600. 763. 828 942. 1158.
1218. 1225. 1291. 1317. 1320. 1329. 1337. Also ward
auf den Abzug eines lieben Freundes im Namen ei-
ner gantzen Compagnie unter andern folgendes ver-
fertiget:
Mein Freund, es schmertzet uns, wenn wir daran gedencken,
Daß uns're Compagnie Jhn nun entbehren soll;
Doch will Er beym Beschluß uns nur sein Hertze schencken,
So bleibet unser Geist noch ferner Freuden-voll.
Was?
* Worinnen das Paradieß war.
+ Der Gärtner.
Das I. Capitul
Zu Leipzig lacht alles von auſſen und innen,
Die Hauſer vergnuͤgen die luͤſternen Sinnen;
Die Gaͤrte bezaubern: Wer Eden * nicht kennt
Dem wird es zu Leipzig gar deutlich genennt.
Hier zeigt man den Garten, ſo Adam verlohren,
Den Eva vorm Falle zur Wohnung erkohren,
Es wuͤnſchet derſelbe beſuchet zu ſeyn,
Der Cherubim laͤſſet auch Suͤnder hinein.
Da ſiehet man Blumen, da ſchauet man Fruͤchte,
Bald kommen die Teiche vor unſer Geſichte,
Da zeigen ſich Haͤuſer von herrlicher Pracht,
Ja Eden wird wenig vor Leipzig geacht.
Doch Eden bleibt Eden und ſchencket das Leben
Vom Baume, das Leipzig noch niemals gegeben:
Nur ſchlaͤfft man zu Leipzig im Garten mit Luft,
Jn Eden war dieſes faſt gar nicht bewuſt.
Beſuchet den Garten, ihr weltlichen Leute,
Mir bleibet was beſſers zur lieblichen Beute:
Mein Stuͤbgen vergnuͤget mir Augen und Geiſt,
Bis daß mich die Schwachheit ins Bette verweiß’t:
III. Man kan in der erſten und dritten Zeile weibliche,
in der andern und vierdten aber maͤnnliche Reime
ſetzen. vid. Muſen-Cabinet p. 25. 192. 198. 203.
218. 221. 371. 401. 506. 600. 763. 828 942. 1158.
1218. 1225. 1291. 1317. 1320. 1329. 1337. Alſo ward
auf den Abzug eines lieben Freundes im Namen ei-
ner gantzen Compagnie unter andern folgendes ver-
fertiget:
Mein Freund, es ſchmertzet uns, wenn wir daran gedencken,
Daß unſ’re Compagnie Jhn nun entbehren ſoll;
Doch will Er beym Beſchluß uns nur ſein Hertze ſchencken,
So bleibet unſer Geiſt noch ferner Freuden-voll.
Was?
* Worinnen das Paradieß war.
Der Gaͤrtner.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0026" n="22"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">I.</hi> Capitul</hi> </fw><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Zu Leipzig lacht alles von au&#x017F;&#x017F;en und innen,</l><lb/>
            <l>Die Hau&#x017F;er vergnu&#x0364;gen die lu&#x0364;&#x017F;ternen Sinnen;</l><lb/>
            <l>Die Ga&#x0364;rte bezaubern: Wer Eden <note place="foot" n="*">Worinnen das Paradieß war.</note> nicht kennt</l><lb/>
            <l>Dem wird es zu Leipzig gar deutlich genennt.</l><lb/>
            <l>Hier zeigt man den Garten, &#x017F;o Adam verlohren,</l><lb/>
            <l>Den Eva vorm Falle zur Wohnung erkohren,</l><lb/>
            <l>Es wu&#x0364;n&#x017F;chet der&#x017F;elbe be&#x017F;uchet zu &#x017F;eyn,</l><lb/>
            <l>Der Cherubim <note place="foot" n="&#x2020;">Der Ga&#x0364;rtner.</note> la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et auch Su&#x0364;nder hinein.</l><lb/>
            <l>Da &#x017F;iehet man Blumen, da &#x017F;chauet man Fru&#x0364;chte,</l><lb/>
            <l>Bald kommen die Teiche vor un&#x017F;er Ge&#x017F;ichte,</l><lb/>
            <l>Da zeigen &#x017F;ich Ha&#x0364;u&#x017F;er von herrlicher Pracht,</l><lb/>
            <l>Ja Eden wird wenig vor Leipzig geacht.</l><lb/>
            <l>Doch Eden bleibt Eden und &#x017F;chencket das Leben</l><lb/>
            <l>Vom Baume, das Leipzig noch niemals gegeben:</l><lb/>
            <l>Nur &#x017F;chla&#x0364;fft man zu Leipzig im Garten mit Luft,</l><lb/>
            <l>Jn Eden war die&#x017F;es fa&#x017F;t gar nicht bewu&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Be&#x017F;uchet den Garten, ihr weltlichen Leute,</l><lb/>
            <l>Mir bleibet was be&#x017F;&#x017F;ers zur lieblichen Beute:</l><lb/>
            <l>Mein Stu&#x0364;bgen vergnu&#x0364;get mir Augen und Gei&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Bis daß mich die Schwachheit ins Bette verweiß&#x2019;t:</l>
          </lg><lb/>
          <list>
            <item><hi rendition="#aq">III.</hi> Man kan in der er&#x017F;ten und dritten Zeile weibliche,<lb/>
in der andern und vierdten aber ma&#x0364;nnliche Reime<lb/>
&#x017F;etzen. <hi rendition="#aq">vid.</hi> Mu&#x017F;en-Cabinet <hi rendition="#aq">p.</hi> 25. 192. 198. 203.<lb/>
218. 221. 371. 401. 506. 600. 763. 828 942. 1158.<lb/>
1218. 1225. 1291. 1317. 1320. 1329. 1337. Al&#x017F;o ward<lb/>
auf den Abzug eines lieben Freundes im Namen ei-<lb/>
ner gantzen <hi rendition="#aq">Compagnie</hi> unter andern folgendes ver-<lb/>
fertiget:</item>
          </list><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Mein Freund, es &#x017F;chmertzet uns, wenn wir daran gedencken,</l><lb/>
            <l>Daß un&#x017F;&#x2019;re <hi rendition="#aq">Compagnie</hi> Jhn nun entbehren &#x017F;oll;</l><lb/>
            <l>Doch will Er beym Be&#x017F;chluß uns nur &#x017F;ein Hertze &#x017F;chencken,</l><lb/>
            <l>So bleibet un&#x017F;er Gei&#x017F;t noch ferner Freuden-voll.</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Was?</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0026] Das I. Capitul Zu Leipzig lacht alles von auſſen und innen, Die Hauſer vergnuͤgen die luͤſternen Sinnen; Die Gaͤrte bezaubern: Wer Eden * nicht kennt Dem wird es zu Leipzig gar deutlich genennt. Hier zeigt man den Garten, ſo Adam verlohren, Den Eva vorm Falle zur Wohnung erkohren, Es wuͤnſchet derſelbe beſuchet zu ſeyn, Der Cherubim † laͤſſet auch Suͤnder hinein. Da ſiehet man Blumen, da ſchauet man Fruͤchte, Bald kommen die Teiche vor unſer Geſichte, Da zeigen ſich Haͤuſer von herrlicher Pracht, Ja Eden wird wenig vor Leipzig geacht. Doch Eden bleibt Eden und ſchencket das Leben Vom Baume, das Leipzig noch niemals gegeben: Nur ſchlaͤfft man zu Leipzig im Garten mit Luft, Jn Eden war dieſes faſt gar nicht bewuſt. Beſuchet den Garten, ihr weltlichen Leute, Mir bleibet was beſſers zur lieblichen Beute: Mein Stuͤbgen vergnuͤget mir Augen und Geiſt, Bis daß mich die Schwachheit ins Bette verweiß’t: III. Man kan in der erſten und dritten Zeile weibliche, in der andern und vierdten aber maͤnnliche Reime ſetzen. vid. Muſen-Cabinet p. 25. 192. 198. 203. 218. 221. 371. 401. 506. 600. 763. 828 942. 1158. 1218. 1225. 1291. 1317. 1320. 1329. 1337. Alſo ward auf den Abzug eines lieben Freundes im Namen ei- ner gantzen Compagnie unter andern folgendes ver- fertiget: Mein Freund, es ſchmertzet uns, wenn wir daran gedencken, Daß unſ’re Compagnie Jhn nun entbehren ſoll; Doch will Er beym Beſchluß uns nur ſein Hertze ſchencken, So bleibet unſer Geiſt noch ferner Freuden-voll. Was? * Worinnen das Paradieß war. † Der Gaͤrtner.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/26
Zitationshilfe: Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/26>, abgerufen am 23.11.2024.