Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.von der Imitation. Die Dritte: Du kanst guten und bösen Lohn bekom- men. 1) Guten, nemlich eine Charge, wo du tapffer bist. 2) Bösen, nemlich Prügel, Hohn und Spott, wenn du nicht recht thust. Wolte ich dieses auf einen verliebten Studenten Die erste: Du verliebter Kerl thust wunderlich, daß du so verliebt bist. Fudicium: Wer es so, wie du, macht, ist nicht klug. Die andere: Deine Sachen sind gantz verändert. Distributio: Vor die Bücher liebstu die Brüste; vor die Lust zum lernen fielestu Flei- sches-Lüste; vor das Museum er- wehlestu das Jungfer-Zimmer. Votum: Ach wenn du doch klüger wärest. Die Dritte: Es kan dir wohl und übel gehen: 1) Wohl, wofern du die Jungfern fahren läs- sest. 2) Ubel, wo du sie ferner besuchest. Die Elaboration wäre folgende: Wie gehts, du Jungfer-Knecht, was wird die Mutter sagen, Wenn sie erfahren wird, daß dich die Jungfern plagen, Und du ihr Sclave seyst? Otieff-verliebtes Blut, Der ist gewiß nicht klug, der gleiches mit dir thut. Vor K 3
von der Imitation. Die Dritte: Du kanſt guten und boͤſen Lohn bekom- men. 1) Guten, nemlich eine Charge, wo du tapffer biſt. 2) Boͤſen, nemlich Pruͤgel, Hohn und Spott, wenn du nicht recht thuſt. Wolte ich dieſes auf einen verliebten Studenten Die erſte: Du verliebter Kerl thuſt wunderlich, daß du ſo verliebt biſt. Fudicium: Wer es ſo, wie du, macht, iſt nicht klug. Die andere: Deine Sachen ſind gantz veraͤndert. Diſtributio: Vor die Buͤcher liebſtu die Bruͤſte; vor die Luſt zum lernen fieleſtu Flei- ſches-Luͤſte; vor das Muſeum er- wehleſtu das Jungfer-Zimmer. Votum: Ach wenn du doch kluͤger waͤreſt. Die Dritte: Es kan dir wohl und uͤbel gehen: 1) Wohl, wofern du die Jungfern fahren laͤſ- ſeſt. 2) Ubel, wo du ſie ferner beſucheſt. Die Elaboration waͤre folgende: Wie gehts, du Jungfer-Knecht, was wird die Mutter ſagen, Wenn ſie erfahren wird, daß dich die Jungfern plagen, Und du ihr Sclave ſeyſt? Otieff-verliebtes Blut, Der iſt gewiß nicht klug, der gleiches mit dir thut. Vor K 3
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von der Imitation.
Die Dritte: Du kanſt guten und boͤſen Lohn bekom-
men.
1) Guten, nemlich eine Charge, wo du tapffer
biſt.
2) Boͤſen, nemlich Pruͤgel, Hohn und Spott,
wenn du nicht recht thuſt.
Wolte ich dieſes auf einen verliebten Studenten
appliciren, ſo machte ich in der Imitation eben ſolche
drey Haupt-Theſes:
Die erſte: Du verliebter Kerl thuſt wunderlich, daß
du ſo verliebt biſt.
Fudicium: Wer es ſo, wie du, macht, iſt nicht
klug.
Die andere: Deine Sachen ſind gantz veraͤndert.
Diſtributio: Vor die Buͤcher liebſtu die Bruͤſte;
vor die Luſt zum lernen fieleſtu Flei-
ſches-Luͤſte; vor das Muſeum er-
wehleſtu das Jungfer-Zimmer.
Votum: Ach wenn du doch kluͤger waͤreſt.
Die Dritte: Es kan dir wohl und uͤbel gehen:
1) Wohl, wofern du die Jungfern fahren laͤſ-
ſeſt.
2) Ubel, wo du ſie ferner beſucheſt.
Die Elaboration waͤre folgende:
Wie gehts, du Jungfer-Knecht, was wird die Mutter ſagen,
Wenn ſie erfahren wird, daß dich die Jungfern plagen,
Und du ihr Sclave ſeyſt? Otieff-verliebtes Blut,
Der iſt gewiß nicht klug, der gleiches mit dir thut.
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Zitationshilfe: | Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/151>, abgerufen am 28.07.2024. |