Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.Das VII. Cap. von der Elocution. Jhr nicht beschwerlich seyn, und stirbet ja der Mann,So sieht man allererst, was Ehe-Liebe kan. Die Jungfer - - - wird ein Exempel geben. Wie starck die Liebe sey; Sie wird im Ehe-Leben Jn voller Liebe stehn; man mercke nur darauf, Und raisonnire dann von ihrem Lebens-Lauf. Sie weiset es schon jetzt, da sie dieselbe meidet, Die ihr das Leben gab, und von viel andern scheidet; Diß ist gewiß ein Werck, so grossen Ruhm verdient, Sie zeigt, daß GOttes Rath * in ihrer Seele grünt. Beglückter Bräntigam, ihm ist von GOtt gegönnet, Was sonst der Ehestand vor einen Schatz erkennet, Der Himmel schenckt ihm jetzt ein tugendhafftes Bild, Das bey der schönen Welt auch vor ein Muster gilt. Ach! Höchster, segne doch, die werthesten Personen, Du wirst sie väterlich mit Ungelück verschonen, Gieb, daß die Liebes-Glut in beyden kräfftig sey, So seh'n wir übers Jahr vor zwey vieleichte drey. Also haben wir zwar einiger massen gesehen, wie man Das VII. Capitul Von der Elocution. 1. Was wird in diesem Capitul vorkommen? Wir werden darinnen vernehmen, wie man sich Der * Genes. 2. v. 24. J
Das VII. Cap. von der Elocution. Jhr nicht beſchwerlich ſeyn, und ſtirbet ja der Mann,So ſieht man allererſt, was Ehe-Liebe kan. Die Jungfer ‒ ‒ ‒ wird ein Exempel geben. Wie ſtarck die Liebe ſey; Sie wird im Ehe-Leben Jn voller Liebe ſtehn; man mercke nur darauf, Und raiſonnire dann von ihrem Lebens-Lauf. Sie weiſet es ſchon jetzt, da ſie dieſelbe meidet, Die ihr das Leben gab, und von viel andern ſcheidet; Diß iſt gewiß ein Werck, ſo groſſen Ruhm verdient, Sie zeigt, daß GOttes Rath * in ihrer Seele gruͤnt. Begluͤckter Braͤntigam, ihm iſt von GOtt gegoͤnnet, Was ſonſt der Eheſtand vor einen Schatz erkennet, Der Himmel ſchenckt ihm jetzt ein tugendhafftes Bild, Das bey der ſchoͤnen Welt auch vor ein Muſter gilt. Ach! Hoͤchſter, ſegne doch, die wertheſten Perſonen, Du wirſt ſie vaͤterlich mit Ungeluͤck verſchonen, Gieb, daß die Liebes-Glut in beyden kraͤfftig ſey, So ſeh’n wir uͤbers Jahr vor zwey vieleichte drey. Alſo haben wir zwar einiger maſſen geſehen, wie man Das VII. Capitul Von der Elocution. 1. Was wird in dieſem Capitul vorkommen? Wir werden darinnen vernehmen, wie man ſich Der * Geneſ. 2. v. 24. J
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0131" n="127"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">VII.</hi> Cap. von der <hi rendition="#aq">Elocution.</hi></hi> </fw><lb/> <l>Jhr nicht beſchwerlich ſeyn, und ſtirbet ja der Mann,</l><lb/> <l>So ſieht man allererſt, was Ehe-Liebe kan.</l><lb/> <l>Die Jungfer ‒ ‒ ‒ wird ein Exempel geben.</l><lb/> <l>Wie ſtarck die Liebe ſey; Sie wird im Ehe-Leben</l><lb/> <l>Jn voller Liebe ſtehn; man mercke nur darauf,</l><lb/> <l>Und <hi rendition="#aq">raiſonni</hi>re dann von ihrem Lebens-Lauf.</l><lb/> <l>Sie weiſet es ſchon jetzt, da ſie dieſelbe meidet,</l><lb/> <l>Die ihr das Leben gab, und von viel andern ſcheidet;</l><lb/> <l>Diß iſt gewiß ein Werck, ſo groſſen Ruhm verdient,</l><lb/> <l>Sie zeigt, daß GOttes Rath <note place="foot" n="*"><hi rendition="#aq">Geneſ. 2. v.</hi> 24.</note> in ihrer Seele gruͤnt.</l><lb/> <l>Begluͤckter Braͤntigam, ihm iſt von GOtt gegoͤnnet,</l><lb/> <l>Was ſonſt der Eheſtand vor einen Schatz erkennet,</l><lb/> <l>Der Himmel ſchenckt ihm jetzt ein tugendhafftes Bild,</l><lb/> <l>Das bey der ſchoͤnen Welt auch vor ein Muſter gilt.</l><lb/> <l>Ach! Hoͤchſter, ſegne doch, die wertheſten Perſonen,</l><lb/> <l>Du wirſt ſie vaͤterlich mit Ungeluͤck verſchonen,</l><lb/> <l>Gieb, daß die Liebes-Glut in beyden kraͤfftig ſey,</l><lb/> <l>So ſeh’n wir uͤbers Jahr vor zwey vieleichte drey.</l> </lg><lb/> <p>Alſo haben wir zwar einiger maſſen geſehen, wie man<lb/> ein <hi rendition="#aq">Carmen diſponi</hi>ren muͤſſe, wer aber nichts aus der<lb/><hi rendition="#aq">Oratorie</hi> verſtehet, dem wird dieſes noch ſehr <hi rendition="#aq">obſcur</hi><lb/> und ſchwer vorkommen; Wem hingegen dieſe edle<lb/> Kunſt den Verſtand geoͤffnet, der wird gegenwaͤrtigen<lb/><hi rendition="#aq">Diſcurs</hi> ſehr wohl verſtehen und <hi rendition="#aq">practici</hi>ren koͤnnen.</p> </div> </div><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">VII.</hi> Capitul<lb/> Von der <hi rendition="#aq">Elocution.</hi></hi> </head><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">1. Was wird in dieſem Capitul vorkommen?</hi> </head><lb/> <p>Wir werden darinnen vernehmen, wie man ſich<lb/> in Verfertigung eines <hi rendition="#aq">Carminis</hi> wegen des <hi rendition="#aq">Styli</hi> und<lb/> <fw place="bottom" type="sig">J</fw><fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [127/0131]
Das VII. Cap. von der Elocution.
Jhr nicht beſchwerlich ſeyn, und ſtirbet ja der Mann,
So ſieht man allererſt, was Ehe-Liebe kan.
Die Jungfer ‒ ‒ ‒ wird ein Exempel geben.
Wie ſtarck die Liebe ſey; Sie wird im Ehe-Leben
Jn voller Liebe ſtehn; man mercke nur darauf,
Und raiſonnire dann von ihrem Lebens-Lauf.
Sie weiſet es ſchon jetzt, da ſie dieſelbe meidet,
Die ihr das Leben gab, und von viel andern ſcheidet;
Diß iſt gewiß ein Werck, ſo groſſen Ruhm verdient,
Sie zeigt, daß GOttes Rath * in ihrer Seele gruͤnt.
Begluͤckter Braͤntigam, ihm iſt von GOtt gegoͤnnet,
Was ſonſt der Eheſtand vor einen Schatz erkennet,
Der Himmel ſchenckt ihm jetzt ein tugendhafftes Bild,
Das bey der ſchoͤnen Welt auch vor ein Muſter gilt.
Ach! Hoͤchſter, ſegne doch, die wertheſten Perſonen,
Du wirſt ſie vaͤterlich mit Ungeluͤck verſchonen,
Gieb, daß die Liebes-Glut in beyden kraͤfftig ſey,
So ſeh’n wir uͤbers Jahr vor zwey vieleichte drey.
Alſo haben wir zwar einiger maſſen geſehen, wie man
ein Carmen diſponiren muͤſſe, wer aber nichts aus der
Oratorie verſtehet, dem wird dieſes noch ſehr obſcur
und ſchwer vorkommen; Wem hingegen dieſe edle
Kunſt den Verſtand geoͤffnet, der wird gegenwaͤrtigen
Diſcurs ſehr wohl verſtehen und practiciren koͤnnen.
Das VII. Capitul
Von der Elocution.
1. Was wird in dieſem Capitul vorkommen?
Wir werden darinnen vernehmen, wie man ſich
in Verfertigung eines Carminis wegen des Styli und
Der
* Geneſ. 2. v. 24.
J
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |