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Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.

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von der Invention.
Jch Unglückseligster! wie wechselt doch mein Glücke?
Vor kurtzem gab es mir die angenehmsten Blicke;
Jetzt kehret es sich weg, und siehet sauer aus,
An statt des Gartens bin ich nun ein Trauer-Haus.
Mein Gulden fällt in mir! Mein Gulden, mein Besitzer,
Mein Bau-Herr, meine Lust, mein Trost und mein Beschützer,
Ach! dieser werthe Mann wird durch den Schlag gerührt,
Und als ein Sterbender aus mir zur Stadt geführt.
Der Fall erschrecket mich, mein Boden wird erschüttert,
Ein jedes Gräßgen wanckt, ein jeder Baum erzittert:
Doch diß ist nicht genung; die Zeitung kommt herbey,
Daß mein getreues Haupt auch gar gestorben sey.
D Schmertzens-volles Wort! Mein Gulden ist erblasset,
Der, welchen ich so offt in meinem Zaun umfasset,
Den ich nach vieler Last durch meine Frucht erquickt,
Und mit vergnügtem Geist in seine Stadt geschickt.
Mein Herr besuchet mich, ich will ihn auch vergnügen,
Doch ehe man es merckt, muß er zu Boden liegen:
Jch bin nicht Schuld daran! Der Himmel stürmt herein,
Und mein Besitzer soll hinfort nicht bey mir seyn.
Der Schluß verbindet mich zu einem Stilleschweigen,
Jch will auch solches thun: Doch wird mein Aublick zeigen,
Wie wehe mir geschehn. Mein Leben fällt dahin,
Dieweil ich meines Herrn so schnell beraubet bin.
Mein Kreyß wird künfftig nichts, als nur Cypressen hegen,
Der gantze Blumen Schmuck wird sich zur Erdelegen;
Ein jeder Baum verdorrt, wirfft Frucht und Blätter ab,
Und was gelebet hat, begiebet sich ins Grab.
Kein Vogel soll hinfort in meinen Gräntzen singen,
Die Todtenfarbe wird aus allen Zweigen dringen;
Mein Lust-Haus soll nunmehr betrübt und wüste stehn,
Herr Guldens Garten wird in tieffster Trauer gehn.
Jch werde meinen Schmertz bey jedermann entdecken,
Und einen Trauer-Brieff an meine Thüre stecken,
Worauf die Worte stehn; Die Herrlichkeit ist aus,
Mein Herr ist nicht mehr da, ich bin ein Trauer-Haus.
Also
H
von der Invention.
Jch Ungluͤckſeligſter! wie wechſelt doch mein Gluͤcke?
Vor kurtzem gab es mir die angenehmſten Blicke;
Jetzt kehret es ſich weg, und ſiehet ſauer aus,
An ſtatt des Gartens bin ich nun ein Trauer-Haus.
Mein Gulden faͤllt in mir! Mein Gulden, mein Beſitzer,
Mein Bau-Herr, meine Luſt, mein Troſt und mein Beſchuͤtzer,
Ach! dieſer werthe Mann wird durch den Schlag geruͤhrt,
Und als ein Sterbender aus mir zur Stadt gefuͤhrt.
Der Fall erſchrecket mich, mein Boden wird erſchuͤttert,
Ein jedes Graͤßgen wanckt, ein jeder Baum erzittert:
Doch diß iſt nicht genung; die Zeitung kommt herbey,
Daß mein getreues Haupt auch gar geſtorben ſey.
D Schmertzens-volles Wort! Mein Gulden iſt erblaſſet,
Der, welchen ich ſo offt in meinem Zaun umfaſſet,
Den ich nach vieler Laſt durch meine Frucht erquíckt,
Und mit vergnuͤgtem Geiſt in ſeine Stadt geſchickt.
Mein Herr beſuchet mich, ich will ihn auch vergnuͤgen,
Doch ehe man es merckt, muß er zu Boden liegen:
Jch bin nicht Schuld daran! Der Himmel ſtuͤrmt herein,
Und mein Beſitzer ſoll hinfort nicht bey mir ſeyn.
Der Schluß verbindet mich zu einem Stilleſchweigen,
Jch will auch ſolches thun: Doch wird mein Aublick zeigen,
Wie wehe mir geſchehn. Mein Leben faͤllt dahin,
Dieweil ich meines Herrn ſo ſchnell beraubet bin.
Mein Kreyß wird kuͤnfftig nichts, als nur Cypreſſen hegen,
Der gantze Blumen Schmuck wird ſich zur Erdelegen;
Ein jeder Baum verdorrt, wirfft Frucht und Blaͤtter ab,
Und was gelebet hat, begiebet ſich ins Grab.
Kein Vogel ſoll hinfort in meinen Graͤntzen ſingen,
Die Todtenfarbe wird aus allen Zweigen dringen;
Mein Luſt-Haus ſoll nunmehr betruͤbt und wuͤſte ſtehn,
Herr Guldens Garten wird in tieffſter Trauer gehn.
Jch werde meinen Schmertz bey jedermann entdecken,
Und einen Trauer-Brieff an meine Thuͤre ſtecken,
Worauf die Worte ſtehn; Die Herrlichkeit iſt aus,
Mein Herr iſt nicht mehr da, ich bin ein Trauer-Haus.
Alſo
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[111/0115] von der Invention. Jch Ungluͤckſeligſter! wie wechſelt doch mein Gluͤcke? Vor kurtzem gab es mir die angenehmſten Blicke; Jetzt kehret es ſich weg, und ſiehet ſauer aus, An ſtatt des Gartens bin ich nun ein Trauer-Haus. Mein Gulden faͤllt in mir! Mein Gulden, mein Beſitzer, Mein Bau-Herr, meine Luſt, mein Troſt und mein Beſchuͤtzer, Ach! dieſer werthe Mann wird durch den Schlag geruͤhrt, Und als ein Sterbender aus mir zur Stadt gefuͤhrt. Der Fall erſchrecket mich, mein Boden wird erſchuͤttert, Ein jedes Graͤßgen wanckt, ein jeder Baum erzittert: Doch diß iſt nicht genung; die Zeitung kommt herbey, Daß mein getreues Haupt auch gar geſtorben ſey. D Schmertzens-volles Wort! Mein Gulden iſt erblaſſet, Der, welchen ich ſo offt in meinem Zaun umfaſſet, Den ich nach vieler Laſt durch meine Frucht erquíckt, Und mit vergnuͤgtem Geiſt in ſeine Stadt geſchickt. Mein Herr beſuchet mich, ich will ihn auch vergnuͤgen, Doch ehe man es merckt, muß er zu Boden liegen: Jch bin nicht Schuld daran! Der Himmel ſtuͤrmt herein, Und mein Beſitzer ſoll hinfort nicht bey mir ſeyn. Der Schluß verbindet mich zu einem Stilleſchweigen, Jch will auch ſolches thun: Doch wird mein Aublick zeigen, Wie wehe mir geſchehn. Mein Leben faͤllt dahin, Dieweil ich meines Herrn ſo ſchnell beraubet bin. Mein Kreyß wird kuͤnfftig nichts, als nur Cypreſſen hegen, Der gantze Blumen Schmuck wird ſich zur Erdelegen; Ein jeder Baum verdorrt, wirfft Frucht und Blaͤtter ab, Und was gelebet hat, begiebet ſich ins Grab. Kein Vogel ſoll hinfort in meinen Graͤntzen ſingen, Die Todtenfarbe wird aus allen Zweigen dringen; Mein Luſt-Haus ſoll nunmehr betruͤbt und wuͤſte ſtehn, Herr Guldens Garten wird in tieffſter Trauer gehn. Jch werde meinen Schmertz bey jedermann entdecken, Und einen Trauer-Brieff an meine Thuͤre ſtecken, Worauf die Worte ſtehn; Die Herrlichkeit iſt aus, Mein Herr iſt nicht mehr da, ich bin ein Trauer-Haus. Alſo H

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Zitationshilfe: Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhse_poet_1719/115>, abgerufen am 24.11.2024.