Uhse, Erdmann: Wohl-informirter Poët. 2. Aufl. Leipzig, 1719.Das V. Capitul I. Da ich blos die Umstände von der Person, ohne Ju- dicia und Meditationes, und solcher Gestalt nur als Historisch durchführe. z. e. Wolte man auf den Tod des seel. Hrn. Samuel von Pu- fendorff ein Carmen machen, so dürffte man nur auf folgende Umstände sehen. Der Herr von Pufendorff war 1.) Grundgelehrt, welches man aus seinen Di- scursen und Schrifften abnehmen kunte. 2.) Fromm, welches sein Leben und Absehen in sei- nen Schrifften bezeuget. 3.) Schön, weil er eine ansehnliche Person prae- sentirte und eine vortreffliche Physiognomie hatte. 4.) Fleißig, dieses hat er auf Schulen und Univer- sitäten, bey seinen Professionen, am Hofe und im Bücher-schreiben sattsam erwiesen. 5.) Berühmt, wegen seiner Schrifften, welche von Gelehrten und grossen Politicis, auch ho- hen Potentaten überall gar sehr aestimiret wer- den. 6.) Geehrt, indem er zu vielen vornehmen Aem- tern befördert, und vom Könige in Schweden gar baronisiret worden. dere Umstände zusammen bringen. Wem derglei- chen Manier beliebet, daß er seine Poetische Arbeit auf blosse Umstände gründet, der muß sein Carmen durch galante Expressiones in allen Redens-Arten zu
Das V. Capitul I. Da ich blos die Umſtaͤnde von der Perſon, ohne Ju- dicia und Meditationes, und ſolcher Geſtalt nur als Hiſtoriſch durchfuͤhre. z. e. Wolte man auf den Tod des ſeel. Hrn. Samuel von Pu- fendorff ein Carmen machen, ſo duͤrffte man nur auf folgende Umſtaͤnde ſehen. Der Herr von Pufendorff war 1.) Grundgelehrt, welches man aus ſeinen Di- ſcurſen und Schrifften abnehmen kunte. 2.) Fromm, welches ſein Leben und Abſehen in ſei- nen Schrifften bezeuget. 3.) Schoͤn, weil er eine anſehnliche Perſon præ- ſentirte und eine vortreffliche Phyſiognomie hatte. 4.) Fleißig, dieſes hat er auf Schulen und Univer- ſitaͤten, bey ſeinen Profeſſionen, am Hofe und im Buͤcher-ſchreiben ſattſam erwieſen. 5.) Beruͤhmt, wegen ſeiner Schrifften, welche von Gelehrten und groſſen Politicis, auch ho- hen Potentaten uͤberall gar ſehr æſtimiret wer- den. 6.) Geehrt, indem er zu vielen vornehmen Aem- tern befoͤrdert, und vom Koͤnige in Schweden gar baroniſiret worden. dere Umſtaͤnde zuſammen bringen. Wem derglei- chen Manier beliebet, daß er ſeine Poëtiſche Arbeit auf bloſſe Umſtaͤnde gruͤndet, der muß ſein Carmen durch galante Expreſſiones in allen Redens-Arten zu
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Das V. Capitul
I. Da ich blos die Umſtaͤnde von der Perſon, ohne Ju-
dicia und Meditationes, und ſolcher Geſtalt nur
als Hiſtoriſch durchfuͤhre. z. e. Wolte man
auf den Tod des ſeel. Hrn. Samuel von Pu-
fendorff ein Carmen machen, ſo duͤrffte man
nur auf folgende Umſtaͤnde ſehen. Der Herr
von Pufendorff war
1.) Grundgelehrt, welches man aus ſeinen Di-
ſcurſen und Schrifften abnehmen kunte.
2.) Fromm, welches ſein Leben und Abſehen in ſei-
nen Schrifften bezeuget.
3.) Schoͤn, weil er eine anſehnliche Perſon præ-
ſentirte und eine vortreffliche Phyſiognomie
hatte.
4.) Fleißig, dieſes hat er auf Schulen und Univer-
ſitaͤten, bey ſeinen Profeſſionen, am Hofe und
im Buͤcher-ſchreiben ſattſam erwieſen.
5.) Beruͤhmt, wegen ſeiner Schrifften, welche
von Gelehrten und groſſen Politicis, auch ho-
hen Potentaten uͤberall gar ſehr æſtimiret wer-
den.
6.) Geehrt, indem er zu vielen vornehmen Aem-
tern befoͤrdert, und vom Koͤnige in Schweden
gar baroniſiret worden.
Wer Luſt hat, kan ohne groſſe Muͤhe noch viel an-
dere Umſtaͤnde zuſammen bringen. Wem derglei-
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