Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Narziß und Echo. 1. Seltsam spielest du oft mit Sterblichen, Amor! es liebet Einen Schatten Narziß, aber ihn liebet ein Hall. 2. Das noch tröstete sie, das Wort des spröden Geliebten Nachzustöhnen; nun gar ist er zur Blume verstummt. 3. Schmerzlich dachte Narziß: o wär' ich wieder ein Jüngling! Echo dachte sogleich: könnt' ich als Mädchen zurück! 4. Amor, und dies dein Spiel! bald lockst du die zärtliche Echo, Bald in der kindischen Hand drehst du den goldnen Narziß. Die Götter des Alterthums. Sterbliche wandeltet ihr in Blumen, Götter von Hellas, Ach! nun wurdet ihr selbst Blümchen des neuen Gedichts. Narziß und Echo. 1. Seltſam ſpieleſt du oft mit Sterblichen, Amor! es liebet Einen Schatten Narziß, aber ihn liebet ein Hall. 2. Das noch tröſtete ſie, das Wort des ſpröden Geliebten Nachzuſtöhnen; nun gar iſt er zur Blume verſtummt. 3. Schmerzlich dachte Narziß: o wär’ ich wieder ein Jüngling! Echo dachte ſogleich: könnt’ ich als Mädchen zurück! 4. Amor, und dies dein Spiel! bald lockſt du die zärtliche Echo, Bald in der kindiſchen Hand drehſt du den goldnen Narziß. Die Götter des Alterthums. Sterbliche wandeltet ihr in Blumen, Götter von Hellas, Ach! nun wurdet ihr ſelbſt Blümchen des neuen Gedichts. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0092" n="86"/> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">Narziß und Echo</hi>.</head><lb/> <div n="4"> <head>1.</head><lb/> <lg type="poem"> <l>Seltſam ſpieleſt du oft mit Sterblichen, Amor! es liebet</l><lb/> <l>Einen Schatten Narziß, aber ihn liebet ein Hall.</l> </lg> </div><lb/> <div n="4"> <head>2.</head><lb/> <lg type="poem"> <l>Das noch tröſtete ſie, das Wort des ſpröden Geliebten</l><lb/> <l>Nachzuſtöhnen; nun gar iſt er zur Blume verſtummt.</l> </lg> </div><lb/> <div n="4"> <head>3.</head><lb/> <lg type="poem"> <l>Schmerzlich dachte Narziß: o wär’ ich wieder ein Jüngling!</l><lb/> <l>Echo dachte ſogleich: könnt’ ich als Mädchen zurück!</l> </lg> </div><lb/> <div n="4"> <head>4.</head><lb/> <lg type="poem"> <l>Amor, und dies dein Spiel! bald lockſt du die zärtliche Echo,</l><lb/> <l>Bald in der kindiſchen Hand drehſt du den goldnen Narziß.</l> </lg> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="3"> <head><hi rendition="#g">Die Götter des Alterthums</hi>.</head><lb/> <lg type="poem"> <l>Sterbliche wandeltet ihr in Blumen, Götter von Hellas,</l><lb/> <l>Ach! nun wurdet ihr ſelbſt Blümchen des neuen Gedichts.</l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [86/0092]
Narziß und Echo.
1.
Seltſam ſpieleſt du oft mit Sterblichen, Amor! es liebet
Einen Schatten Narziß, aber ihn liebet ein Hall.
2.
Das noch tröſtete ſie, das Wort des ſpröden Geliebten
Nachzuſtöhnen; nun gar iſt er zur Blume verſtummt.
3.
Schmerzlich dachte Narziß: o wär’ ich wieder ein Jüngling!
Echo dachte ſogleich: könnt’ ich als Mädchen zurück!
4.
Amor, und dies dein Spiel! bald lockſt du die zärtliche Echo,
Bald in der kindiſchen Hand drehſt du den goldnen Narziß.
Die Götter des Alterthums.
Sterbliche wandeltet ihr in Blumen, Götter von Hellas,
Ach! nun wurdet ihr ſelbſt Blümchen des neuen Gedichts.
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Zitationshilfe: | Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/92>, abgerufen am 16.07.2024. |