Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.

Bild:
<< vorherige Seite
Mönch und Schäfer.

Mönch.

Was stehst du so in stillem Schmerz?
O Schäfer, sag es mir!
Wohl schlägt auch hier ein wundes Herz,
Das ziehet mich zu dir.

Schäfer.

Du fragest noch! o sieh umher
In meinem trauten Thal!
Die weite Au ist blumenleer
Und jeder Baum ist fahl.

Mönch.

Du klage nicht! Was ist dein Weh?
Was, als ein schwerer Traum?
Bald glänzt die Blume aus dem Klee,
Die Blüthe von dem Baum.
Dann steht das Kreuz, davor ich knie',
Im grünen Baumgefild;
Doch ach! es grünt und blühet nie,
Trägt stets ein sterbend Bild.

Mönch und Schäfer.

Mönch.

Was ſtehſt du ſo in ſtillem Schmerz?
O Schäfer, ſag es mir!
Wohl ſchlägt auch hier ein wundes Herz,
Das ziehet mich zu dir.

Schäfer.

Du frageſt noch! o ſieh umher
In meinem trauten Thal!
Die weite Au iſt blumenleer
Und jeder Baum iſt fahl.

Mönch.

Du klage nicht! Was iſt dein Weh?
Was, als ein ſchwerer Traum?
Bald glänzt die Blume aus dem Klee,
Die Blüthe von dem Baum.
Dann ſteht das Kreuz, davor ich knie’,
Im grünen Baumgefild;
Doch ach! es grünt und blühet nie,
Trägt ſtets ein ſterbend Bild.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0035" n="[29]"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Mönch und Schäfer</hi>.</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Mönch</hi>.</hi> </p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Was &#x017F;teh&#x017F;t du &#x017F;o in &#x017F;tillem Schmerz?</l><lb/>
              <l>O Schäfer, &#x017F;ag es mir!</l><lb/>
              <l>Wohl &#x017F;chlägt auch hier ein wundes Herz,</l><lb/>
              <l>Das ziehet mich zu dir.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schäfer</hi>.</hi> </p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Du frage&#x017F;t <choice><sic>uoch</sic><corr>noch</corr></choice>! o &#x017F;ieh umher</l><lb/>
              <l>In meinem trauten Thal!</l><lb/>
              <l>Die weite Au i&#x017F;t blumenleer</l><lb/>
              <l>Und jeder Baum i&#x017F;t fahl.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Mönch</hi>.</hi> </p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Du klage nicht! Was i&#x017F;t dein Weh?</l><lb/>
              <l>Was, als ein &#x017F;chwerer Traum?</l><lb/>
              <l>Bald glänzt die Blume aus dem Klee,</l><lb/>
              <l>Die Blüthe von dem Baum.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Dann &#x017F;teht das Kreuz, davor ich knie&#x2019;,</l><lb/>
              <l>Im grünen Baumgefild;</l><lb/>
              <l>Doch ach! es grünt und blühet nie,</l><lb/>
              <l>Trägt &#x017F;tets ein &#x017F;terbend Bild.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[29]/0035] Mönch und Schäfer. Mönch. Was ſtehſt du ſo in ſtillem Schmerz? O Schäfer, ſag es mir! Wohl ſchlägt auch hier ein wundes Herz, Das ziehet mich zu dir. Schäfer. Du frageſt noch! o ſieh umher In meinem trauten Thal! Die weite Au iſt blumenleer Und jeder Baum iſt fahl. Mönch. Du klage nicht! Was iſt dein Weh? Was, als ein ſchwerer Traum? Bald glänzt die Blume aus dem Klee, Die Blüthe von dem Baum. Dann ſteht das Kreuz, davor ich knie’, Im grünen Baumgefild; Doch ach! es grünt und blühet nie, Trägt ſtets ein ſterbend Bild.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/35
Zitationshilfe: Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. [29]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/35>, abgerufen am 22.12.2024.