Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Mönch und Schäfer. Mönch. Was stehst du so in stillem Schmerz? O Schäfer, sag es mir! Wohl schlägt auch hier ein wundes Herz, Das ziehet mich zu dir. Schäfer. Du fragest noch! o sieh umher In meinem trauten Thal! Die weite Au ist blumenleer Und jeder Baum ist fahl. Mönch. Du klage nicht! Was ist dein Weh? Was, als ein schwerer Traum? Bald glänzt die Blume aus dem Klee, Die Blüthe von dem Baum. Dann steht das Kreuz, davor ich knie', Im grünen Baumgefild; Doch ach! es grünt und blühet nie, Trägt stets ein sterbend Bild. Mönch und Schäfer. Mönch. Was ſtehſt du ſo in ſtillem Schmerz? O Schäfer, ſag es mir! Wohl ſchlägt auch hier ein wundes Herz, Das ziehet mich zu dir. Schäfer. Du frageſt noch! o ſieh umher In meinem trauten Thal! Die weite Au iſt blumenleer Und jeder Baum iſt fahl. Mönch. Du klage nicht! Was iſt dein Weh? Was, als ein ſchwerer Traum? Bald glänzt die Blume aus dem Klee, Die Blüthe von dem Baum. Dann ſteht das Kreuz, davor ich knie’, Im grünen Baumgefild; Doch ach! es grünt und blühet nie, Trägt ſtets ein ſterbend Bild. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0035" n="[29]"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Mönch und Schäfer</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Mönch</hi>.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Was ſtehſt du ſo in ſtillem Schmerz?</l><lb/> <l>O Schäfer, ſag es mir!</l><lb/> <l>Wohl ſchlägt auch hier ein wundes Herz,</l><lb/> <l>Das ziehet mich zu dir.</l> </lg> </lg><lb/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Schäfer</hi>.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Du frageſt <choice><sic>uoch</sic><corr>noch</corr></choice>! o ſieh umher</l><lb/> <l>In meinem trauten Thal!</l><lb/> <l>Die weite Au iſt blumenleer</l><lb/> <l>Und jeder Baum iſt fahl.</l> </lg> </lg><lb/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Mönch</hi>.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Du klage nicht! Was iſt dein Weh?</l><lb/> <l>Was, als ein ſchwerer Traum?</l><lb/> <l>Bald glänzt die Blume aus dem Klee,</l><lb/> <l>Die Blüthe von dem Baum.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Dann ſteht das Kreuz, davor ich knie’,</l><lb/> <l>Im grünen Baumgefild;</l><lb/> <l>Doch ach! es grünt und blühet nie,</l><lb/> <l>Trägt ſtets ein ſterbend Bild.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [[29]/0035]
Mönch und Schäfer.
Mönch.
Was ſtehſt du ſo in ſtillem Schmerz?
O Schäfer, ſag es mir!
Wohl ſchlägt auch hier ein wundes Herz,
Das ziehet mich zu dir.
Schäfer.
Du frageſt noch! o ſieh umher
In meinem trauten Thal!
Die weite Au iſt blumenleer
Und jeder Baum iſt fahl.
Mönch.
Du klage nicht! Was iſt dein Weh?
Was, als ein ſchwerer Traum?
Bald glänzt die Blume aus dem Klee,
Die Blüthe von dem Baum.
Dann ſteht das Kreuz, davor ich knie’,
Im grünen Baumgefild;
Doch ach! es grünt und blühet nie,
Trägt ſtets ein ſterbend Bild.
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Zitationshilfe: | Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. [29]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/35>, abgerufen am 16.02.2025. |