Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.8. Der König und die Königin, Sie stehen auf dem Throne, Da glüht der Thron wie Morgenroth, Wie steigende Sonn' die Krone. Viel stolze Ritter stehn umher, Die Schwerdter in den Händen, Sie können ihre Augen nicht Vom lichten Throne wenden. Ein alter blinder Sänger steht An seine Harf' gelehnet, Er fühlet, daß die Zeit erschien, Die er so lang ersehnet. Und plötzlich springt vom hohen Glanz Der Augen finstre Hülle. Er schaut hinauf und wird nicht satt Der Herrlichkeit und Fülle. Er greifet in sein Saitenspiel, Das ist gar hell erklungen, Er hat in Licht und Seligkeit Sein Schwanenlied gesungen. 8. Der König und die Königin, Sie ſtehen auf dem Throne, Da glüht der Thron wie Morgenroth, Wie ſteigende Sonn’ die Krone. Viel ſtolze Ritter ſtehn umher, Die Schwerdter in den Händen, Sie können ihre Augen nicht Vom lichten Throne wenden. Ein alter blinder Sänger ſteht An ſeine Harf’ gelehnet, Er fühlet, daß die Zeit erſchien, Die er ſo lang erſehnet. Und plötzlich ſpringt vom hohen Glanz Der Augen finſtre Hülle. Er ſchaut hinauf und wird nicht ſatt Der Herrlichkeit und Fülle. Er greifet in ſein Saitenſpiel, Das iſt gar hell erklungen, Er hat in Licht und Seligkeit Sein Schwanenlied geſungen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0340" n="334"/> <div n="3"> <head>8.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Der König und die Königin,</l><lb/> <l>Sie ſtehen auf dem Throne,</l><lb/> <l>Da glüht der Thron wie Morgenroth,</l><lb/> <l>Wie ſteigende Sonn’ die Krone.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Viel ſtolze Ritter ſtehn umher,</l><lb/> <l>Die Schwerdter in den Händen,</l><lb/> <l>Sie können ihre Augen nicht</l><lb/> <l>Vom lichten Throne wenden.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Ein alter blinder Sänger ſteht</l><lb/> <l>An ſeine Harf’ gelehnet,</l><lb/> <l>Er fühlet, daß die Zeit erſchien,</l><lb/> <l>Die er ſo lang erſehnet.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Und plötzlich ſpringt vom hohen Glanz</l><lb/> <l>Der Augen finſtre Hülle.</l><lb/> <l>Er ſchaut hinauf und wird nicht ſatt</l><lb/> <l>Der Herrlichkeit und Fülle.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Er greifet in ſein Saitenſpiel,</l><lb/> <l>Das iſt gar hell erklungen,</l><lb/> <l>Er hat in Licht und Seligkeit</l><lb/> <l>Sein Schwanenlied geſungen.</l> </lg> </lg> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [334/0340]
8.
Der König und die Königin,
Sie ſtehen auf dem Throne,
Da glüht der Thron wie Morgenroth,
Wie ſteigende Sonn’ die Krone.
Viel ſtolze Ritter ſtehn umher,
Die Schwerdter in den Händen,
Sie können ihre Augen nicht
Vom lichten Throne wenden.
Ein alter blinder Sänger ſteht
An ſeine Harf’ gelehnet,
Er fühlet, daß die Zeit erſchien,
Die er ſo lang erſehnet.
Und plötzlich ſpringt vom hohen Glanz
Der Augen finſtre Hülle.
Er ſchaut hinauf und wird nicht ſatt
Der Herrlichkeit und Fülle.
Er greifet in ſein Saitenſpiel,
Das iſt gar hell erklungen,
Er hat in Licht und Seligkeit
Sein Schwanenlied geſungen.
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Zitationshilfe: | Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/340>, abgerufen am 16.07.2024. |