Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Jüngling. Ich angle nicht nach Fischen, Ich sah in Meeresschacht, Wohl jeder Angel allzu tief, Viel königliche Pracht. 5. Wie schreitet königlich der Leu! Schüttelt die Mähn' in die Lüfte. Er ruft sein Machtgebot Durch Wälder und Klüfte. Doch werd' ich ihn stürzen Mit dem Speer in starker Hand, Um die Schultern mir schürzen Sein Goldgewand. Der Aar, ein König, schwebet auf, Er rauschet in Wonne, Will langen sich zur Kron' herab Die goldene Sonne. Doch in den Wolken hoch Soll ihn fahen und spießen Mein geflügelter Pfeil, Daß er mir sinke zu Füßen. Jüngling. Ich angle nicht nach Fiſchen, Ich ſah in Meeresſchacht, Wohl jeder Angel allzu tief, Viel königliche Pracht. 5. Wie ſchreitet königlich der Leu! Schüttelt die Mähn’ in die Lüfte. Er ruft ſein Machtgebot Durch Wälder und Klüfte. Doch werd’ ich ihn ſtürzen Mit dem Speer in ſtarker Hand, Um die Schultern mir ſchürzen Sein Goldgewand. Der Aar, ein König, ſchwebet auf, Er rauſchet in Wonne, Will langen ſich zur Kron’ herab Die goldene Sonne. Doch in den Wolken hoch Soll ihn fahen und ſpießen Mein geflügelter Pfeil, Daß er mir ſinke zu Füßen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0337" n="331"/> <p> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Jüngling</hi>.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ich angle nicht nach Fiſchen,</l><lb/> <l>Ich ſah in Meeresſchacht,</l><lb/> <l>Wohl jeder Angel allzu tief,</l><lb/> <l>Viel königliche Pracht.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="3"> <head>5.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Wie ſchreitet königlich der Leu!</l><lb/> <l>Schüttelt die Mähn’ in die Lüfte.</l><lb/> <l>Er ruft ſein Machtgebot</l><lb/> <l>Durch Wälder und Klüfte.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Doch werd’ ich ihn ſtürzen</l><lb/> <l>Mit dem Speer in ſtarker Hand,</l><lb/> <l>Um die Schultern mir ſchürzen</l><lb/> <l>Sein Goldgewand.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Der Aar, ein König, ſchwebet auf,</l><lb/> <l>Er rauſchet in Wonne,</l><lb/> <l>Will langen ſich zur Kron’ herab</l><lb/> <l>Die goldene Sonne.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Doch in den Wolken hoch</l><lb/> <l>Soll ihn fahen und ſpießen</l><lb/> <l>Mein geflügelter Pfeil,</l><lb/> <l>Daß er mir ſinke zu Füßen.</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [331/0337]
Jüngling.
Ich angle nicht nach Fiſchen,
Ich ſah in Meeresſchacht,
Wohl jeder Angel allzu tief,
Viel königliche Pracht.
5.
Wie ſchreitet königlich der Leu!
Schüttelt die Mähn’ in die Lüfte.
Er ruft ſein Machtgebot
Durch Wälder und Klüfte.
Doch werd’ ich ihn ſtürzen
Mit dem Speer in ſtarker Hand,
Um die Schultern mir ſchürzen
Sein Goldgewand.
Der Aar, ein König, ſchwebet auf,
Er rauſchet in Wonne,
Will langen ſich zur Kron’ herab
Die goldene Sonne.
Doch in den Wolken hoch
Soll ihn fahen und ſpießen
Mein geflügelter Pfeil,
Daß er mir ſinke zu Füßen.
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Zitationshilfe: | Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/337>, abgerufen am 16.07.2024. |