Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Graf Eberhard der Rauschebart. Ist denn im Schwabenlande verschollen aller Sang, Wo einst so hell vom Staufen die Ritterharfe klang? Und wenn er nicht verschollen, warum vergißt er ganz Der tapfern Väter Thaten, der alten Waffen Glanz? Man lispelt leichte Liedchen, man spitzt manch Sinngedicht, Man höhnt die holden Frauen, des alten Liedes Licht; Wo rüstig Heldenleben längst auf Beschwörung lauscht, Da trippelt man vorüber und schauert, wenn es rauscht. Brich denn aus deinem Sarge, steig aus dem düstern Chor Mit deinem Heldensohne, du Rauschebart, hervor! *) Du schlugst dich unverwüstlich noch greise Jahr' entlang, Brich auch durch unsre Zeiten mit hellem Schwerdtesklang! 1. Der Ueberfall im Wildbad. In schönen Sommertagen, wann lau die Lüfte wehn, Die Wälder lustig grünen, die Gärten blühend stehn, Da ritt aus Stuttgarts Thoren ein Held von stolzer Art, Graf Eberhard der Greiner, der alte Rauschebart. *) Graf Eberhard von Würtemberg, genannt der
Greiner, auch der Rauschebart, (+ 1392.) und dessen Sohn Ulrich (+ 1388.) sind im Chor der Stlftskirche zu Stuttgart beigesetzt. Graf Eberhard der Rauſchebart. Iſt denn im Schwabenlande verſchollen aller Sang, Wo einſt ſo hell vom Staufen die Ritterharfe klang? Und wenn er nicht verſchollen, warum vergißt er ganz Der tapfern Väter Thaten, der alten Waffen Glanz? Man liſpelt leichte Liedchen, man ſpitzt manch Sinngedicht, Man höhnt die holden Frauen, des alten Liedes Licht; Wo rüſtig Heldenleben längſt auf Beſchwörung lauſcht, Da trippelt man vorüber und ſchauert, wenn es rauſcht. Brich denn aus deinem Sarge, ſteig aus dem düſtern Chor Mit deinem Heldenſohne, du Rauſchebart, hervor! *) Du ſchlugſt dich unverwüſtlich noch greiſe Jahr’ entlang, Brich auch durch unſre Zeiten mit hellem Schwerdtesklang! 1. Der Ueberfall im Wildbad. In ſchönen Sommertagen, wann lau die Lüfte wehn, Die Wälder luſtig grünen, die Gärten blühend ſtehn, Da ritt aus Stuttgarts Thoren ein Held von ſtolzer Art, Graf Eberhard der Greiner, der alte Rauſchebart. *) Graf Eberhard von Würtemberg, genannt der
Greiner, auch der Rauſchebart, († 1392.) und deſſen Sohn Ulrich († 1388.) ſind im Chor der Stlftskirche zu Stuttgart beigeſetzt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0319" n="313"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Graf Eberhard der Rauſchebart</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Iſt denn im Schwabenlande verſchollen aller Sang,</l><lb/> <l>Wo einſt ſo hell vom Staufen die Ritterharfe klang?</l><lb/> <l>Und wenn er nicht verſchollen, warum vergißt er ganz</l><lb/> <l>Der tapfern Väter Thaten, der alten Waffen Glanz?</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Man liſpelt leichte Liedchen, man ſpitzt manch Sinngedicht,</l><lb/> <l>Man höhnt die holden Frauen, des alten Liedes Licht;</l><lb/> <l>Wo rüſtig Heldenleben längſt auf Beſchwörung lauſcht,</l><lb/> <l>Da trippelt man vorüber und ſchauert, wenn es rauſcht.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Brich denn aus deinem Sarge, ſteig aus dem düſtern Chor</l><lb/> <l>Mit deinem Heldenſohne, du Rauſchebart, hervor! <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Graf Eberhard von Würtemberg, genannt der<lb/> Greiner</hi>, auch <hi rendition="#g">der Rauſchebart</hi>, († 1392.) und<lb/> deſſen Sohn Ulrich († 1388.) ſind im Chor der Stlftskirche<lb/> zu Stuttgart beigeſetzt.</note></l><lb/> <l>Du ſchlugſt dich unverwüſtlich noch greiſe Jahr’ entlang,</l><lb/> <l>Brich auch durch unſre Zeiten mit hellem Schwerdtesklang!</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="3"> <head>1. <hi rendition="#g">Der Ueberfall im Wildbad</hi>.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>In ſchönen Sommertagen, wann lau die Lüfte wehn,</l><lb/> <l>Die Wälder luſtig grünen, die Gärten blühend ſtehn,</l><lb/> <l>Da ritt aus Stuttgarts Thoren ein Held von ſtolzer Art,</l><lb/> <l>Graf Eberhard der Greiner, der alte Rauſchebart.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [313/0319]
Graf Eberhard der Rauſchebart.
Iſt denn im Schwabenlande verſchollen aller Sang,
Wo einſt ſo hell vom Staufen die Ritterharfe klang?
Und wenn er nicht verſchollen, warum vergißt er ganz
Der tapfern Väter Thaten, der alten Waffen Glanz?
Man liſpelt leichte Liedchen, man ſpitzt manch Sinngedicht,
Man höhnt die holden Frauen, des alten Liedes Licht;
Wo rüſtig Heldenleben längſt auf Beſchwörung lauſcht,
Da trippelt man vorüber und ſchauert, wenn es rauſcht.
Brich denn aus deinem Sarge, ſteig aus dem düſtern Chor
Mit deinem Heldenſohne, du Rauſchebart, hervor! *)
Du ſchlugſt dich unverwüſtlich noch greiſe Jahr’ entlang,
Brich auch durch unſre Zeiten mit hellem Schwerdtesklang!
1. Der Ueberfall im Wildbad.
In ſchönen Sommertagen, wann lau die Lüfte wehn,
Die Wälder luſtig grünen, die Gärten blühend ſtehn,
Da ritt aus Stuttgarts Thoren ein Held von ſtolzer Art,
Graf Eberhard der Greiner, der alte Rauſchebart.
*) Graf Eberhard von Würtemberg, genannt der
Greiner, auch der Rauſchebart, († 1392.) und
deſſen Sohn Ulrich († 1388.) ſind im Chor der Stlftskirche
zu Stuttgart beigeſetzt.
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Zitationshilfe: | Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/319>, abgerufen am 16.07.2024. |