Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Von den sieben Zechbrüdern. Ich kenne sieben lust'ge Brüder, Sie sind die durstigsten im Ort, Die schwuren höchlich, niemals wieder Zu nennen ein gewisses Wort, In keinerlei Weise, Nicht laut und nicht leise. Es ist das gute Wörtlein: Wasser, Darin doch sonst kein Arges steckt. Wie kömmt's nun, daß die wilden Prasser Dies schlichte Wort so mächtig schreckt? Merkt auf! ich berichte Die Wundergeschichte. Einst hörten jene durst'gen Sieben Von einem fremden Zechkumpan, Es sey am Waldgebirge drüben Ein neues Wirthshaus aufgethan, Da fließen so reine, So würzige Weine. Um einer guten Predigt willen Hätt' Keiner sich vom Platz bewegt, Doch gilt es, Gläser gut zu füllen, Dann sind die Bursche gleich erregt. "Auf, lasset uns wandern!" Ruft Einer dem Andern. Von den ſieben Zechbrüdern. Ich kenne ſieben luſt’ge Brüder, Sie ſind die durſtigſten im Ort, Die ſchwuren höchlich, niemals wieder Zu nennen ein gewiſſes Wort, In keinerlei Weiſe, Nicht laut und nicht leiſe. Es iſt das gute Wörtlein: Waſſer, Darin doch ſonſt kein Arges ſteckt. Wie kömmt’s nun, daß die wilden Praſſer Dies ſchlichte Wort ſo mächtig ſchreckt? Merkt auf! ich berichte Die Wundergeſchichte. Einſt hörten jene durſt’gen Sieben Von einem fremden Zechkumpan, Es ſey am Waldgebirge drüben Ein neues Wirthshaus aufgethan, Da fließen ſo reine, So würzige Weine. Um einer guten Predigt willen Hätt’ Keiner ſich vom Platz bewegt, Doch gilt es, Gläſer gut zu füllen, Dann ſind die Burſche gleich erregt. „Auf, laſſet uns wandern!“ Ruft Einer dem Andern. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0283" n="277"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Von den ſieben Zechbrüdern</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ich kenne ſieben luſt’ge Brüder,</l><lb/> <l>Sie ſind die durſtigſten im Ort,</l><lb/> <l>Die ſchwuren höchlich, niemals wieder</l><lb/> <l>Zu nennen ein gewiſſes Wort,</l><lb/> <l>In keinerlei Weiſe,</l><lb/> <l>Nicht laut und nicht leiſe.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Es iſt das gute Wörtlein: <hi rendition="#g">Waſſer</hi>,</l><lb/> <l>Darin doch ſonſt kein Arges ſteckt.</l><lb/> <l>Wie kömmt’s nun, daß die wilden Praſſer</l><lb/> <l>Dies ſchlichte Wort ſo mächtig ſchreckt?</l><lb/> <l>Merkt auf! ich berichte</l><lb/> <l>Die Wundergeſchichte.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Einſt hörten jene durſt’gen Sieben</l><lb/> <l>Von einem fremden Zechkumpan,</l><lb/> <l>Es ſey am Waldgebirge drüben</l><lb/> <l>Ein neues Wirthshaus aufgethan,</l><lb/> <l>Da fließen ſo reine,</l><lb/> <l>So würzige Weine.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Um einer guten Predigt willen</l><lb/> <l>Hätt’ Keiner ſich vom Platz bewegt,</l><lb/> <l>Doch gilt es, Gläſer gut zu füllen,</l><lb/> <l>Dann ſind die Burſche gleich erregt.</l><lb/> <l>„Auf, laſſet uns wandern!“</l><lb/> <l>Ruft Einer dem Andern.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [277/0283]
Von den ſieben Zechbrüdern.
Ich kenne ſieben luſt’ge Brüder,
Sie ſind die durſtigſten im Ort,
Die ſchwuren höchlich, niemals wieder
Zu nennen ein gewiſſes Wort,
In keinerlei Weiſe,
Nicht laut und nicht leiſe.
Es iſt das gute Wörtlein: Waſſer,
Darin doch ſonſt kein Arges ſteckt.
Wie kömmt’s nun, daß die wilden Praſſer
Dies ſchlichte Wort ſo mächtig ſchreckt?
Merkt auf! ich berichte
Die Wundergeſchichte.
Einſt hörten jene durſt’gen Sieben
Von einem fremden Zechkumpan,
Es ſey am Waldgebirge drüben
Ein neues Wirthshaus aufgethan,
Da fließen ſo reine,
So würzige Weine.
Um einer guten Predigt willen
Hätt’ Keiner ſich vom Platz bewegt,
Doch gilt es, Gläſer gut zu füllen,
Dann ſind die Burſche gleich erregt.
„Auf, laſſet uns wandern!“
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Zitationshilfe: | Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/283>, abgerufen am 16.07.2024. |