Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Ich bin die Fülle schaffender Natur,
Die sich besonders in dem edeln Blut
Der Rebe reich und göttlich offenbart.
Will euer wüstes Treiben einen Gott,
So sucht ihn nicht auf sonnigem Weingebirg,
Nein! sucht ihn drunten in des Hades Nacht!"
Der Gott verstummt, der Fackel Licht erlischt,
Der Jüngling schleicht beschämt in sein Gemach,
Er nimmt vom Haupt den welken Epheukranz
Und still in des Gemüthes Innerstem
Beschwöret er ein heiliges Gelübd.
Ich bin die Fülle ſchaffender Natur,
Die ſich beſonders in dem edeln Blut
Der Rebe reich und göttlich offenbart.
Will euer wüſtes Treiben einen Gott,
So ſucht ihn nicht auf ſonnigem Weingebirg,
Nein! ſucht ihn drunten in des Hades Nacht!“
Der Gott verſtummt, der Fackel Licht erliſcht,
Der Jüngling ſchleicht beſchämt in ſein Gemach,
Er nimmt vom Haupt den welken Epheukranz
Und ſtill in des Gemüthes Innerſtem
Beſchwöret er ein heiliges Gelübd.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0282" n="276"/>
            <l>Ich bin die Fülle &#x017F;chaffender Natur,</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;ich be&#x017F;onders in dem edeln Blut</l><lb/>
            <l>Der Rebe reich und göttlich offenbart.</l><lb/>
            <l>Will euer wü&#x017F;tes Treiben einen Gott,</l><lb/>
            <l>So &#x017F;ucht ihn nicht auf &#x017F;onnigem Weingebirg,</l><lb/>
            <l>Nein! &#x017F;ucht ihn drunten in des Hades Nacht!&#x201C;</l><lb/>
            <l>Der Gott ver&#x017F;tummt, der Fackel Licht erli&#x017F;cht,</l><lb/>
            <l>Der Jüngling &#x017F;chleicht be&#x017F;chämt in &#x017F;ein Gemach,</l><lb/>
            <l>Er nimmt vom Haupt den welken Epheukranz</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;till in des Gemüthes Inner&#x017F;tem</l><lb/>
            <l>Be&#x017F;chwöret er ein heiliges Gelübd.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[276/0282] Ich bin die Fülle ſchaffender Natur, Die ſich beſonders in dem edeln Blut Der Rebe reich und göttlich offenbart. Will euer wüſtes Treiben einen Gott, So ſucht ihn nicht auf ſonnigem Weingebirg, Nein! ſucht ihn drunten in des Hades Nacht!“ Der Gott verſtummt, der Fackel Licht erliſcht, Der Jüngling ſchleicht beſchämt in ſein Gemach, Er nimmt vom Haupt den welken Epheukranz Und ſtill in des Gemüthes Innerſtem Beſchwöret er ein heiliges Gelübd.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/282
Zitationshilfe: Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/282>, abgerufen am 16.02.2025.