Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Aber in der wildsten Oede, Wo er ging mit bangem Stöhnen, Kam zu ihm ein Abgesandter Von der hingeschiednen Schönen; Der ihn führt' an treuer Hand Durch der Hölle tiefste Schluchten, Wo sein ird'scher Schmerz verstummte Bei dem Anblick der Verfluchten. Bald zum sel'gen Licht empor Kam er auf den dunkeln Wegen, Aus des Paradieses Pforte Trat die Freundin ihm entgegen. Hoch und höher schwebten Beide Durch des Himmels Glanz und Wonnen, Sie, aufblickend, ungeblendet, Zu der Sonne aller Sonnen; Er, die Augen hingewendet Nach der Freundin Angesichte, Das, verklärt, ihn schauen ließ Abglanz von dem ew'gen Lichte. Einem göttlichen Gedicht Hat er Alles einverleibet, Mit so ew'gen Feuerzügen, Wie der Blitz in Felsen schreibet. Ja! mit Fug wird dieser Sänger Als der Göttliche verehret, Dante, welchem ird'sche Liebe Sich zu himmlischer verkläret. Aber in der wildſten Oede, Wo er ging mit bangem Stöhnen, Kam zu ihm ein Abgeſandter Von der hingeſchiednen Schönen; Der ihn führt’ an treuer Hand Durch der Hölle tiefſte Schluchten, Wo ſein ird’ſcher Schmerz verſtummte Bei dem Anblick der Verfluchten. Bald zum ſel’gen Licht empor Kam er auf den dunkeln Wegen, Aus des Paradieſes Pforte Trat die Freundin ihm entgegen. Hoch und höher ſchwebten Beide Durch des Himmels Glanz und Wonnen, Sie, aufblickend, ungeblendet, Zu der Sonne aller Sonnen; Er, die Augen hingewendet Nach der Freundin Angeſichte, Das, verklärt, ihn ſchauen ließ Abglanz von dem ew’gen Lichte. Einem göttlichen Gedicht Hat er Alles einverleibet, Mit ſo ew’gen Feuerzügen, Wie der Blitz in Felſen ſchreibet. Ja! mit Fug wird dieſer Sänger Als der Göttliche verehret, Dante, welchem ird’ſche Liebe Sich zu himmliſcher verkläret. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0257" n="251"/> <l>Aber in der wildſten Oede,</l><lb/> <l>Wo er ging mit bangem Stöhnen,</l><lb/> <l>Kam zu ihm ein Abgeſandter</l><lb/> <l>Von der hingeſchiednen Schönen;</l><lb/> <l>Der ihn führt’ an treuer Hand</l><lb/> <l>Durch der Hölle tiefſte Schluchten,</l><lb/> <l>Wo ſein ird’ſcher Schmerz verſtummte</l><lb/> <l>Bei dem Anblick der Verfluchten.</l><lb/> <l>Bald zum ſel’gen Licht empor</l><lb/> <l>Kam er auf den dunkeln Wegen,</l><lb/> <l>Aus des Paradieſes Pforte</l><lb/> <l>Trat die Freundin ihm entgegen.</l><lb/> <l>Hoch und höher ſchwebten Beide</l><lb/> <l>Durch des Himmels Glanz und Wonnen,</l><lb/> <l>Sie, aufblickend, ungeblendet,</l><lb/> <l>Zu der Sonne aller Sonnen;</l><lb/> <l>Er, die Augen hingewendet</l><lb/> <l>Nach der Freundin Angeſichte,</l><lb/> <l>Das, verklärt, ihn ſchauen ließ</l><lb/> <l>Abglanz von dem ew’gen Lichte.</l><lb/> <l>Einem göttlichen Gedicht</l><lb/> <l>Hat er Alles einverleibet,</l><lb/> <l>Mit ſo ew’gen Feuerzügen,</l><lb/> <l>Wie der Blitz in Felſen ſchreibet.</l><lb/> <l>Ja! mit Fug wird dieſer Sänger</l><lb/> <l>Als <hi rendition="#g">der Göttliche</hi> verehret,</l><lb/> <l>Dante, welchem ird’ſche Liebe</l><lb/> <l>Sich zu himmliſcher verkläret.</l> </lg> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [251/0257]
Aber in der wildſten Oede,
Wo er ging mit bangem Stöhnen,
Kam zu ihm ein Abgeſandter
Von der hingeſchiednen Schönen;
Der ihn führt’ an treuer Hand
Durch der Hölle tiefſte Schluchten,
Wo ſein ird’ſcher Schmerz verſtummte
Bei dem Anblick der Verfluchten.
Bald zum ſel’gen Licht empor
Kam er auf den dunkeln Wegen,
Aus des Paradieſes Pforte
Trat die Freundin ihm entgegen.
Hoch und höher ſchwebten Beide
Durch des Himmels Glanz und Wonnen,
Sie, aufblickend, ungeblendet,
Zu der Sonne aller Sonnen;
Er, die Augen hingewendet
Nach der Freundin Angeſichte,
Das, verklärt, ihn ſchauen ließ
Abglanz von dem ew’gen Lichte.
Einem göttlichen Gedicht
Hat er Alles einverleibet,
Mit ſo ew’gen Feuerzügen,
Wie der Blitz in Felſen ſchreibet.
Ja! mit Fug wird dieſer Sänger
Als der Göttliche verehret,
Dante, welchem ird’ſche Liebe
Sich zu himmliſcher verkläret.
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Zitationshilfe: | Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/257>, abgerufen am 16.02.2025. |