Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Der kastilische Ritter. 1. "Bester Ritter von Kastilien! Wann die fernen Berge tosen, Mein' ich, deinen Kampf zu hören: Doch es ist des Donners Rollen. Wann es hinter jenen Höhen Roth und golden glüht am Morgen, Mein' ich, daß du wollst erscheinen: Doch es kommt herauf die Sonne." 2. "Darum ward ein Weg betreten Längst von Pilgern, Sängern, Wappnern, Darum ward ein Schloß erbauet, Herrlich, an des Weges Rande, Darum schaute von den Zinnen Bis auf mich wohl manche Dame: Weil der schönste, kühnste Ritter Sollte hier vorüberfahren. Wehe nun! es ist erfüllt, Was so lange ward erharret. Weh! die Augen werden brechen, Die so hohen Adel sahen. Weh! die Mauern werden sinken, Drin des Rosses Tritt verhallet. Weh! der Pfad, den er verließ, Wird vergehn in hohem Grase." Der kaſtiliſche Ritter. 1. „Beſter Ritter von Kaſtilien! Wann die fernen Berge toſen, Mein’ ich, deinen Kampf zu hören: Doch es iſt des Donners Rollen. Wann es hinter jenen Höhen Roth und golden glüht am Morgen, Mein’ ich, daß du wollſt erſcheinen: Doch es kommt herauf die Sonne.“ 2. „Darum ward ein Weg betreten Längſt von Pilgern, Sängern, Wappnern, Darum ward ein Schloß erbauet, Herrlich, an des Weges Rande, Darum ſchaute von den Zinnen Bis auf mich wohl manche Dame: Weil der ſchönſte, kühnſte Ritter Sollte hier vorüberfahren. Wehe nun! es iſt erfüllt, Was ſo lange ward erharret. Weh! die Augen werden brechen, Die ſo hohen Adel ſahen. Weh! die Mauern werden ſinken, Drin des Roſſes Tritt verhallet. Weh! der Pfad, den er verließ, Wird vergehn in hohem Graſe.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0234" n="228"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Der kaſtiliſche Ritter</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="3"> <head>1.</head><lb/> <lg type="poem"> <l>„Beſter Ritter von Kaſtilien!</l><lb/> <l>Wann die fernen Berge toſen,</l><lb/> <l>Mein’ ich, deinen Kampf zu hören:</l><lb/> <l>Doch es iſt des Donners Rollen.</l><lb/> <l>Wann es hinter jenen Höhen</l><lb/> <l>Roth und golden glüht am Morgen,</l><lb/> <l>Mein’ ich, daß du wollſt erſcheinen:</l><lb/> <l>Doch es kommt herauf die Sonne.“</l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="3"> <head>2.</head><lb/> <lg type="poem"> <l>„Darum ward ein Weg betreten</l><lb/> <l>Längſt von Pilgern, Sängern, Wappnern,</l><lb/> <l>Darum ward ein Schloß erbauet,</l><lb/> <l>Herrlich, an des Weges Rande,</l><lb/> <l>Darum ſchaute von den Zinnen</l><lb/> <l>Bis auf mich wohl manche Dame:</l><lb/> <l>Weil der ſchönſte, kühnſte Ritter</l><lb/> <l>Sollte hier vorüberfahren.</l><lb/> <l>Wehe nun! es iſt erfüllt,</l><lb/> <l>Was ſo lange ward erharret.</l><lb/> <l>Weh! die Augen werden brechen,</l><lb/> <l>Die ſo hohen Adel ſahen.</l><lb/> <l>Weh! die Mauern werden ſinken,</l><lb/> <l>Drin des Roſſes Tritt verhallet.</l><lb/> <l>Weh! der Pfad, den er verließ,</l><lb/> <l>Wird vergehn in hohem Graſe.“</l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [228/0234]
Der kaſtiliſche Ritter.
1.
„Beſter Ritter von Kaſtilien!
Wann die fernen Berge toſen,
Mein’ ich, deinen Kampf zu hören:
Doch es iſt des Donners Rollen.
Wann es hinter jenen Höhen
Roth und golden glüht am Morgen,
Mein’ ich, daß du wollſt erſcheinen:
Doch es kommt herauf die Sonne.“
2.
„Darum ward ein Weg betreten
Längſt von Pilgern, Sängern, Wappnern,
Darum ward ein Schloß erbauet,
Herrlich, an des Weges Rande,
Darum ſchaute von den Zinnen
Bis auf mich wohl manche Dame:
Weil der ſchönſte, kühnſte Ritter
Sollte hier vorüberfahren.
Wehe nun! es iſt erfüllt,
Was ſo lange ward erharret.
Weh! die Augen werden brechen,
Die ſo hohen Adel ſahen.
Weh! die Mauern werden ſinken,
Drin des Roſſes Tritt verhallet.
Weh! der Pfad, den er verließ,
Wird vergehn in hohem Graſe.“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/234 |
Zitationshilfe: | Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/234>, abgerufen am 18.07.2024. |