Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Da kam der Held im Streite, Den Schäferstab in der Hand, Das Lämmlein weiß zur Seite, An rosenrothem Band. Der König sprach: "ich lohne Dir nicht mit Spiel und Tand, Ich gebe dir meine Krone Aus der schönsten Königin Hand." Er sprach's, und schlug zurücke Den Schleier der Königin. Herr Goldmar mit keinem Blicke Wollt' sehen nach ihr hin. "Keine Königin soll mich gewinnen Und keiner Krone Stral, Ich trachte mit allen Sinnen Nach der Schäferin im Thal. Ich will zum Gruß ihr bieten Das Lämmlein und den Stab. So mög' euch Gott behüten! Ich zieh' in's Thal hinab." Da rief eine Stimm' so helle, Und ihm ward mit einem Mal, Als sängen die Vögel am Quelle, Als glänzten die Blumen im Thal. Da kam der Held im Streite, Den Schäferſtab in der Hand, Das Lämmlein weiß zur Seite, An roſenrothem Band. Der König ſprach: „ich lohne Dir nicht mit Spiel und Tand, Ich gebe dir meine Krone Aus der ſchönſten Königin Hand.“ Er ſprach’s, und ſchlug zurücke Den Schleier der Königin. Herr Goldmar mit keinem Blicke Wollt’ ſehen nach ihr hin. „Keine Königin ſoll mich gewinnen Und keiner Krone Stral, Ich trachte mit allen Sinnen Nach der Schäferin im Thal. Ich will zum Gruß ihr bieten Das Lämmlein und den Stab. So mög’ euch Gott behüten! Ich zieh’ in’s Thal hinab.“ Da rief eine Stimm’ ſo helle, Und ihm ward mit einem Mal, Als ſängen die Vögel am Quelle, Als glänzten die Blumen im Thal. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0207" n="201"/> <lg n="16"> <l>Da kam der Held im Streite,</l><lb/> <l>Den Schäferſtab in der Hand,</l><lb/> <l>Das Lämmlein weiß zur Seite,</l><lb/> <l>An roſenrothem Band.</l> </lg><lb/> <lg n="17"> <l>Der König ſprach: „ich lohne</l><lb/> <l>Dir nicht mit Spiel und Tand,</l><lb/> <l>Ich gebe dir meine Krone</l><lb/> <l>Aus der ſchönſten Königin Hand.“</l> </lg><lb/> <lg n="18"> <l>Er ſprach’s, und ſchlug zurücke</l><lb/> <l>Den Schleier der Königin.</l><lb/> <l>Herr Goldmar mit keinem Blicke</l><lb/> <l>Wollt’ ſehen nach ihr hin.</l> </lg><lb/> <lg n="19"> <l>„Keine Königin ſoll mich gewinnen</l><lb/> <l>Und keiner Krone Stral,</l><lb/> <l>Ich trachte mit allen Sinnen</l><lb/> <l>Nach der Schäferin im Thal.</l> </lg><lb/> <lg n="20"> <l>Ich will zum Gruß ihr bieten</l><lb/> <l>Das Lämmlein und den Stab.</l><lb/> <l>So mög’ euch Gott behüten!</l><lb/> <l>Ich zieh’ in’s Thal hinab.“</l> </lg><lb/> <lg n="21"> <l>Da rief eine Stimm’ ſo helle,</l><lb/> <l>Und ihm ward mit einem Mal,</l><lb/> <l>Als ſängen die Vögel am Quelle,</l><lb/> <l>Als glänzten die Blumen im Thal.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [201/0207]
Da kam der Held im Streite,
Den Schäferſtab in der Hand,
Das Lämmlein weiß zur Seite,
An roſenrothem Band.
Der König ſprach: „ich lohne
Dir nicht mit Spiel und Tand,
Ich gebe dir meine Krone
Aus der ſchönſten Königin Hand.“
Er ſprach’s, und ſchlug zurücke
Den Schleier der Königin.
Herr Goldmar mit keinem Blicke
Wollt’ ſehen nach ihr hin.
„Keine Königin ſoll mich gewinnen
Und keiner Krone Stral,
Ich trachte mit allen Sinnen
Nach der Schäferin im Thal.
Ich will zum Gruß ihr bieten
Das Lämmlein und den Stab.
So mög’ euch Gott behüten!
Ich zieh’ in’s Thal hinab.“
Da rief eine Stimm’ ſo helle,
Und ihm ward mit einem Mal,
Als ſängen die Vögel am Quelle,
Als glänzten die Blumen im Thal.
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