Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Und kamen des Wegs mit Sitten Drei zarte Jungfräulein: "Ihr Wächter, liebe drei Wächter, Laßt uns in den Garten ein!" Als die Jungfraun Rosen gebrochen, Da han sie all drei gesprochen: "Was blutet mir so die Hand? Hat mich das Röslein gestochen?" Da wandelten die drei Wächter Gar treulich vor der Thür. Die Röslein dufteten stille Und blickten lieblich herfür. Und kamen des Wegs auf Rossen Drei freche Rittersleut': "Ihr Wächter, schnöde drei Wächter, Sperret auf die Thüre weit!" "Die Thüre, die bleibet zu, Die Schwerdter, die sind blos, Die Rosen, die sind theuer, Eine Wund' gilt jegliche Ros'." Da stritten die Ritter und Wächter, Die Ritter den Sieg erwarben, Zertraten die Röslein all, Mit den Rosen die Wächter starben. Und kamen des Wegs mit Sitten Drei zarte Jungfräulein: „Ihr Wächter, liebe drei Wächter, Laßt uns in den Garten ein!“ Als die Jungfraun Roſen gebrochen, Da han ſie all drei geſprochen: „Was blutet mir ſo die Hand? Hat mich das Röslein geſtochen?“ Da wandelten die drei Wächter Gar treulich vor der Thür. Die Röslein dufteten ſtille Und blickten lieblich herfür. Und kamen des Wegs auf Roſſen Drei freche Rittersleut’: „Ihr Wächter, ſchnöde drei Wächter, Sperret auf die Thüre weit!“ „Die Thüre, die bleibet zu, Die Schwerdter, die ſind blos, Die Roſen, die ſind theuer, Eine Wund’ gilt jegliche Roſ’.“ Da ſtritten die Ritter und Wächter, Die Ritter den Sieg erwarben, Zertraten die Röslein all, Mit den Roſen die Wächter ſtarben. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0195" n="189"/> <lg n="6"> <l>Und kamen des Wegs mit Sitten</l><lb/> <l>Drei zarte Jungfräulein:</l><lb/> <l>„Ihr Wächter, liebe drei Wächter,</l><lb/> <l>Laßt uns in den Garten ein!“</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Als die Jungfraun Roſen gebrochen,</l><lb/> <l>Da han ſie all drei geſprochen:</l><lb/> <l>„Was blutet mir ſo die Hand?</l><lb/> <l>Hat mich das Röslein geſtochen?“</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Da wandelten die drei Wächter</l><lb/> <l>Gar treulich vor der Thür.</l><lb/> <l>Die Röslein dufteten ſtille</l><lb/> <l>Und blickten lieblich herfür.</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l>Und kamen des Wegs auf Roſſen</l><lb/> <l>Drei freche Rittersleut’:</l><lb/> <l>„Ihr Wächter, ſchnöde drei Wächter,</l><lb/> <l>Sperret auf die Thüre weit!“</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l>„Die Thüre, die bleibet zu,</l><lb/> <l>Die Schwerdter, die ſind blos,</l><lb/> <l>Die Roſen, die ſind theuer,</l><lb/> <l>Eine Wund’ gilt jegliche Roſ’.“</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l>Da ſtritten die Ritter und Wächter,</l><lb/> <l>Die Ritter den Sieg erwarben,</l><lb/> <l>Zertraten die Röslein all,</l><lb/> <l>Mit den Roſen die Wächter ſtarben.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [189/0195]
Und kamen des Wegs mit Sitten
Drei zarte Jungfräulein:
„Ihr Wächter, liebe drei Wächter,
Laßt uns in den Garten ein!“
Als die Jungfraun Roſen gebrochen,
Da han ſie all drei geſprochen:
„Was blutet mir ſo die Hand?
Hat mich das Röslein geſtochen?“
Da wandelten die drei Wächter
Gar treulich vor der Thür.
Die Röslein dufteten ſtille
Und blickten lieblich herfür.
Und kamen des Wegs auf Roſſen
Drei freche Rittersleut’:
„Ihr Wächter, ſchnöde drei Wächter,
Sperret auf die Thüre weit!“
„Die Thüre, die bleibet zu,
Die Schwerdter, die ſind blos,
Die Roſen, die ſind theuer,
Eine Wund’ gilt jegliche Roſ’.“
Da ſtritten die Ritter und Wächter,
Die Ritter den Sieg erwarben,
Zertraten die Röslein all,
Mit den Roſen die Wächter ſtarben.
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