"Herr Bruder! und hast du noch keinen Strauß, Dort winken und wanken viel Blumen heraus. Wohlauf, du Schönste von Allen, Laß ein Sträußlein herunterfallen!"
"Ihr Brüder, was sollte das Sträußlein mir? Ich hab' ja kein liebes Liebchen, wie ihr. An der Sonne würd' es vergehen, Der Wind, der würd' es verwehen."
Und weiter, ja weiter mit Sang und mit Klang! Und das Mägdlein lauschet und horchet noch lang. "O weh! er ziehet, der Knabe, Den ich stille geliebet habe.
Da steh' ich, ach! mit der Liebe mein, Mit Rosen und mit Gelbveigelein; Dem ich Alles gäbe so gerne, Der ist nun in der Ferne."
„Herr Bruder! und haſt du noch keinen Strauß, Dort winken und wanken viel Blumen heraus. Wohlauf, du Schönſte von Allen, Laß ein Sträußlein herunterfallen!“
„Ihr Brüder, was ſollte das Sträußlein mir? Ich hab’ ja kein liebes Liebchen, wie ihr. An der Sonne würd’ es vergehen, Der Wind, der würd’ es verwehen.“
Und weiter, ja weiter mit Sang und mit Klang! Und das Mägdlein lauſchet und horchet noch lang. „O weh! er ziehet, der Knabe, Den ich ſtille geliebet habe.
Da ſteh’ ich, ach! mit der Liebe mein, Mit Roſen und mit Gelbveigelein; Dem ich Alles gäbe ſo gerne, Der iſt nun in der Ferne.“
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0184"n="178"/><lgn="6"><l>„Herr Bruder! und haſt du noch keinen Strauß,</l><lb/><l>Dort winken und wanken viel Blumen heraus.</l><lb/><l>Wohlauf, du Schönſte von Allen,</l><lb/><l>Laß ein Sträußlein herunterfallen!“</l></lg><lb/><lgn="7"><l>„Ihr Brüder, was ſollte das Sträußlein mir?</l><lb/><l>Ich hab’ ja kein liebes Liebchen, wie ihr.</l><lb/><l>An der Sonne würd’ es vergehen,</l><lb/><l>Der Wind, der würd’ es verwehen.“</l></lg><lb/><lgn="8"><l>Und weiter, ja weiter mit Sang und mit Klang!</l><lb/><l>Und das Mägdlein lauſchet und horchet noch lang.</l><lb/><l>„O weh! er ziehet, der Knabe,</l><lb/><l>Den ich ſtille geliebet habe.</l></lg><lb/><lgn="9"><l>Da ſteh’ ich, ach! mit der Liebe mein,</l><lb/><l>Mit Roſen und mit Gelbveigelein;</l><lb/><l>Dem ich Alles gäbe ſo gerne,</l><lb/><l>Der iſt nun in der Ferne.“</l></lg></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[178/0184]
„Herr Bruder! und haſt du noch keinen Strauß,
Dort winken und wanken viel Blumen heraus.
Wohlauf, du Schönſte von Allen,
Laß ein Sträußlein herunterfallen!“
„Ihr Brüder, was ſollte das Sträußlein mir?
Ich hab’ ja kein liebes Liebchen, wie ihr.
An der Sonne würd’ es vergehen,
Der Wind, der würd’ es verwehen.“
Und weiter, ja weiter mit Sang und mit Klang!
Und das Mägdlein lauſchet und horchet noch lang.
„O weh! er ziehet, der Knabe,
Den ich ſtille geliebet habe.
Da ſteh’ ich, ach! mit der Liebe mein,
Mit Roſen und mit Gelbveigelein;
Dem ich Alles gäbe ſo gerne,
Der iſt nun in der Ferne.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/184>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.