Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.Das Ständchen. Junker David. Absalon und andere Bediente Davids. Garten. Mondschein. David. Wie angenehme, warme Sommernacht! Die Frösche singen und die Grillen pfeifen; So stimmen wir auch unsre Musik an! Absalon. Wir sollten eine schwärzre Nacht erwarten Mit unsrem Frevel gegen die Musik; Verruchte Thaten lieben Finsterniß. David. Hier ist kein Frevel! Meiner Dame Herz Möcht' ich ersteigen auf der Töne Leiter. Absalon. O trauet Eurer Leiter nicht zu sehr! Es krachen, brechen alle Stufen. David. Schweig! Was murrst du ewig, du Undankbarer, Den brodlos ich in meine Dienste nahm? Absalon. Noch hatt' ich Brod und brodlos ward ich erst In Eurem Dienst, vom Dienste lebt sich's nicht. Doch dies ist nicht mein höchstes Mißgeschick. Das Ständchen. Junker David. Abſalon und andere Bediente Davids. Garten. Mondſchein. David. Wie angenehme, warme Sommernacht! Die Fröſche ſingen und die Grillen pfeifen; So ſtimmen wir auch unſre Muſik an! Abſalon. Wir ſollten eine ſchwärzre Nacht erwarten Mit unſrem Frevel gegen die Muſik; Verruchte Thaten lieben Finſterniß. David. Hier iſt kein Frevel! Meiner Dame Herz Möcht’ ich erſteigen auf der Töne Leiter. Abſalon. O trauet Eurer Leiter nicht zu ſehr! Es krachen, brechen alle Stufen. David. Schweig! Was murrſt du ewig, du Undankbarer, Den brodlos ich in meine Dienſte nahm? Abſalon. Noch hatt’ ich Brod und brodlos ward ich erſt In Eurem Dienſt, vom Dienſte lebt ſich’s nicht. Doch dies iſt nicht mein höchſtes Mißgeſchick. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0143" n="137"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Das Ständchen</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <stage><hi rendition="#g">Junker David. Abſalon</hi> und andere <hi rendition="#g">Bediente Davids</hi>.</stage><lb/> <stage><hi rendition="#g">Garten. Mondſchein</hi>.</stage><lb/> <sp who="#DAV"> <speaker><hi rendition="#g">David</hi>.</speaker><lb/> <p>Wie angenehme, warme Sommernacht!<lb/> Die Fröſche ſingen und die Grillen pfeifen;<lb/> So ſtimmen wir auch unſre Muſik an!</p> </sp><lb/> <sp who="#ABS"> <speaker><hi rendition="#g">Abſalon</hi>.</speaker><lb/> <p>Wir ſollten eine ſchwärzre Nacht erwarten<lb/> Mit unſrem Frevel gegen die Muſik;<lb/> Verruchte Thaten lieben Finſterniß.</p> </sp><lb/> <sp who="#DAV"> <speaker><hi rendition="#g">David</hi>.</speaker><lb/> <p>Hier iſt kein Frevel! Meiner Dame Herz<lb/> Möcht’ ich erſteigen auf der Töne Leiter.</p> </sp><lb/> <sp who="#ABS"> <speaker><hi rendition="#g">Abſalon</hi>.</speaker><lb/> <p>O trauet Eurer Leiter nicht zu ſehr!<lb/> Es krachen, brechen alle Stufen.</p> </sp><lb/> <sp who="#DAV"> <speaker><hi rendition="#g">David</hi>.</speaker><lb/> <p>Schweig!<lb/> Was murrſt du ewig, du Undankbarer,<lb/> Den brodlos ich in meine Dienſte nahm?</p> </sp><lb/> <sp who="#ABS"> <speaker><hi rendition="#g">Abſalon</hi>.</speaker><lb/> <p>Noch hatt’ ich <hi rendition="#g">Brod</hi> und brodlos ward ich erſt<lb/> In Eurem Dienſt, vom Dienſte lebt ſich’s nicht.<lb/> Doch dies iſt nicht mein höchſtes Mißgeſchick.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [137/0143]
Das Ständchen.
Junker David. Abſalon und andere Bediente Davids.
Garten. Mondſchein.
David.
Wie angenehme, warme Sommernacht!
Die Fröſche ſingen und die Grillen pfeifen;
So ſtimmen wir auch unſre Muſik an!
Abſalon.
Wir ſollten eine ſchwärzre Nacht erwarten
Mit unſrem Frevel gegen die Muſik;
Verruchte Thaten lieben Finſterniß.
David.
Hier iſt kein Frevel! Meiner Dame Herz
Möcht’ ich erſteigen auf der Töne Leiter.
Abſalon.
O trauet Eurer Leiter nicht zu ſehr!
Es krachen, brechen alle Stufen.
David.
Schweig!
Was murrſt du ewig, du Undankbarer,
Den brodlos ich in meine Dienſte nahm?
Abſalon.
Noch hatt’ ich Brod und brodlos ward ich erſt
In Eurem Dienſt, vom Dienſte lebt ſich’s nicht.
Doch dies iſt nicht mein höchſtes Mißgeſchick.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/143 |
Zitationshilfe: | Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/143>, abgerufen am 16.02.2025. |