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Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.

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Ich rufe durch die Stille hin: Es werde! --
Unmächt'ge Stimme schwacher Kreatur!
Herzog.
Auch hieher dringt noch die rastlose Zeit;
Die Tannen, die so trotzig stehn, sie müssen
Zur Menschenwohnung sich zusammenfügen;
Die Felsen werden vom Gebirg gerollt
Und steigen neu, als hehre Dom', empor.
Dietwald.
Kaum tretet Ihr in diese Wildniß ein,
Und habt schon so tiefsinnige Gedanken.
Herzog.
Und nun, mein guter Eckart, sey mir treu,
Wie du es meinem lieben Vater warst!
Wir nehmen unsern Sitz in diesem Schloß,
Ich und die werthe Frau hier, mein Gemahl,
Doch bleibt es ein Geheimniß, wer wir sind.
Herzogin.
So ziehn wir denn zur neuen Hofburg ein!
(Alle ab.)
Ein Wanderer (tritt auf und singt[ - 1 Zeichen fehlt])
O Tannenbaum, du edles Reis!
Bist Sommer und Winter grün.
So ist auch meine Liebe,
Die grünet immerhin.
O Tannenbaum! doch kannst du nie
In Farben freudig blühn.
So ist auch meine Liebe,
Ach! ewig dunkel grün.

(Ab.)

Ich rufe durch die Stille hin: Es werde! —
Unmächt’ge Stimme ſchwacher Kreatur!
Herzog.
Auch hieher dringt noch die raſtloſe Zeit;
Die Tannen, die ſo trotzig ſtehn, ſie müſſen
Zur Menſchenwohnung ſich zuſammenfügen;
Die Felſen werden vom Gebirg gerollt
Und ſteigen neu, als hehre Dom’, empor.
Dietwald.
Kaum tretet Ihr in dieſe Wildniß ein,
Und habt ſchon ſo tiefſinnige Gedanken.
Herzog.
Und nun, mein guter Eckart, ſey mir treu,
Wie du es meinem lieben Vater warſt!
Wir nehmen unſern Sitz in dieſem Schloß,
Ich und die werthe Frau hier, mein Gemahl,
Doch bleibt es ein Geheimniß, wer wir ſind.
Herzogin.
So ziehn wir denn zur neuen Hofburg ein!
(Alle ab.)
Ein Wanderer (tritt auf und ſingt[ – 1 Zeichen fehlt])
O Tannenbaum, du edles Reis!
Biſt Sommer und Winter grün.
So iſt auch meine Liebe,
Die grünet immerhin.
O Tannenbaum! doch kannſt du nie
In Farben freudig blühn.
So iſt auch meine Liebe,
Ach! ewig dunkel grün.

(Ab.)

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[136/0142] Ich rufe durch die Stille hin: Es werde! — Unmächt’ge Stimme ſchwacher Kreatur! Herzog. Auch hieher dringt noch die raſtloſe Zeit; Die Tannen, die ſo trotzig ſtehn, ſie müſſen Zur Menſchenwohnung ſich zuſammenfügen; Die Felſen werden vom Gebirg gerollt Und ſteigen neu, als hehre Dom’, empor. Dietwald. Kaum tretet Ihr in dieſe Wildniß ein, Und habt ſchon ſo tiefſinnige Gedanken. Herzog. Und nun, mein guter Eckart, ſey mir treu, Wie du es meinem lieben Vater warſt! Wir nehmen unſern Sitz in dieſem Schloß, Ich und die werthe Frau hier, mein Gemahl, Doch bleibt es ein Geheimniß, wer wir ſind. Herzogin. So ziehn wir denn zur neuen Hofburg ein! (Alle ab.) Ein Wanderer (tritt auf und ſingt_) O Tannenbaum, du edles Reis! Biſt Sommer und Winter grün. So iſt auch meine Liebe, Die grünet immerhin. O Tannenbaum! doch kannſt du nie In Farben freudig blühn. So iſt auch meine Liebe, Ach! ewig dunkel grün. (Ab.)

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Zitationshilfe: Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/142>, abgerufen am 22.11.2024.