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Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.

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Als er vor Jahren hier bei'm Jagen war.
Auch dünkt es mir nicht gar so lange her,
Und steht noch Alles drüben in der Burg
So wie der Herr es hinterlassen hat.
Die Sanduhr ist seitdem nicht mehr gelaufen,
Die Armbrust hängt noch dort unabgespannt,
Sein Jägerhut noch mit dem Tannenzweig,
Sein Falke sitzt im Käfig ausgebälgt.
Das alte Liederbuch, darin er las,
Ist aufgeschlagen, wo er aufgehört;
Ihr könnt fortlesen, wo der Vater blieb,
Es kommen erst die herrlichsten Geschichten.
Einsiedler.
Ja! Euer Schloß ist ein seltsamer Ort,
Es wandeln dort in stiller Mitternacht
Die Geister längst Verstorbner durch die Hallen.
Sie kehren gerne zu dem Haus zurück,
Wo Alles noch ist, wie zu ihrer Zeit.
Eckart.
Das ist wohl gar der Junker Dietwald hier,
Der mit dem sel'gen Herzog bei uns war?
Ihr habt Euch was verändert, doch nicht sehr.
Dietwald.
Das hör' ich gern, mein alter Jagdgesell!
Herzogin (zu Eckart.)
Ihr habt wohl manches Jährlein hinter Ench?
Eckart.
Ein Sechzig.
Dietwald.
Und ein Dreißig noch dazu.
Als er vor Jahren hier bei’m Jagen war.
Auch dünkt es mir nicht gar ſo lange her,
Und ſteht noch Alles drüben in der Burg
So wie der Herr es hinterlaſſen hat.
Die Sanduhr iſt ſeitdem nicht mehr gelaufen,
Die Armbruſt hängt noch dort unabgeſpannt,
Sein Jägerhut noch mit dem Tannenzweig,
Sein Falke ſitzt im Käfig ausgebälgt.
Das alte Liederbuch, darin er las,
Iſt aufgeſchlagen, wo er aufgehört;
Ihr könnt fortleſen, wo der Vater blieb,
Es kommen erſt die herrlichſten Geſchichten.
Einſiedler.
Ja! Euer Schloß iſt ein ſeltſamer Ort,
Es wandeln dort in ſtiller Mitternacht
Die Geiſter längſt Verſtorbner durch die Hallen.
Sie kehren gerne zu dem Haus zurück,
Wo Alles noch iſt, wie zu ihrer Zeit.
Eckart.
Das iſt wohl gar der Junker Dietwald hier,
Der mit dem ſel’gen Herzog bei uns war?
Ihr habt Euch was verändert, doch nicht ſehr.
Dietwald.
Das hör’ ich gern, mein alter Jagdgeſell!
Herzogin (zu Eckart.)
Ihr habt wohl manches Jährlein hinter Ench?
Eckart.
Ein Sechzig.
Dietwald.
Und ein Dreißig noch dazu.
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[133/0139] Als er vor Jahren hier bei’m Jagen war. Auch dünkt es mir nicht gar ſo lange her, Und ſteht noch Alles drüben in der Burg So wie der Herr es hinterlaſſen hat. Die Sanduhr iſt ſeitdem nicht mehr gelaufen, Die Armbruſt hängt noch dort unabgeſpannt, Sein Jägerhut noch mit dem Tannenzweig, Sein Falke ſitzt im Käfig ausgebälgt. Das alte Liederbuch, darin er las, Iſt aufgeſchlagen, wo er aufgehört; Ihr könnt fortleſen, wo der Vater blieb, Es kommen erſt die herrlichſten Geſchichten. Einſiedler. Ja! Euer Schloß iſt ein ſeltſamer Ort, Es wandeln dort in ſtiller Mitternacht Die Geiſter längſt Verſtorbner durch die Hallen. Sie kehren gerne zu dem Haus zurück, Wo Alles noch iſt, wie zu ihrer Zeit. Eckart. Das iſt wohl gar der Junker Dietwald hier, Der mit dem ſel’gen Herzog bei uns war? Ihr habt Euch was verändert, doch nicht ſehr. Dietwald. Das hör’ ich gern, mein alter Jagdgeſell! Herzogin (zu Eckart.) Ihr habt wohl manches Jährlein hinter Ench? Eckart. Ein Sechzig. Dietwald. Und ein Dreißig noch dazu.

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Zitationshilfe: Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/139>, abgerufen am 22.11.2024.