Tuckermann, Peter: Hüldigungs Predigt/ Gethan zu Braunschweig im Thumb. Wolfenbüttel, 1616.daß er dem Jacob vmb den Halß fiel / vnd jhn Küssete vnd weinete / im 33. Cap. Mann lieset auch eine Historiam von einer frommen Matron die alle Tage für den Dionysium / der doch ein Tyrann gewesen / gebeten / vnd da sie andere / die jhm gefluchet vnd den Tod gewünschet / drüber zurede gesetzt / hat sie geantwort sie bete daß jhn Gott möchte bekehren / vnd da dz schon nicht geschehe / wünsche sie doch vnd flehete zu Gott / daß er lange möchte leben / denn sie were alt worden / vnd hette etliche Könige erlebt / es weren aber die letzten allzeit erger als die ersten gewesen. Darumb wolle sie lieber vmb vnd für diesen bitten / als daß sie nach jhm einen ergern ableben solte. Derwegen wenn auch schon Vnderthanen Tyrannen hetten zur Oberkeit / were es dennoch besser Beten als Fluchen: Ja beten wird simpliciter gebotten / fluchen aber verbotten: Exod. 22. du solt den Göttern / das ist der Oberkeit nicht fluchen. Vnd im Prediger Sal. am 10. Fluch dem Könige nicht in deinem Hertzen / denn die Vögel des Himmels führen die Stimme / vnd die Fittig haben / sagens nach. Vnd wenn man fluchet der Oberkeit / oder sie auß dem Gebet außlest / so straffet Gottzuletzt / daß einen der Fluch selbst bestehen muß / vnd Vnglück verhengt wird / dz er sonsten wolabgewendet hette. Derwegen sollen für allen dingen die Vnderthanen des Gebets für jhre Oberkeit nicht vergessen / sondern täglich zu Gott schreyen viva Rex, Gott lasse vnsern gnedigen Fürsten vnd Herrn lange leben. Gib vnserm Fürsten vnd aller Oberkeit Fried vnd gut Regiment / daß wir vnter jhnen etc. das ist auch also der Vnderthanen Pflicht. Hie solte man nu billig zum Beschluß die Application machen / ob auff beyden seyten zur Vneinigkeit vrsach gegeben oder nit / vnd wer am tieffsten in der Schult stecke: Oberkeit das sie sich jrgens in die vier Orter gegen Gott mit rechtem vertrawen vnd hertzlichem Gebet gegen Vnderthanen / mit Liebe vnd ernstlichem Dienst gegen die Rähte vnd Gewaltigen mit feiner daß er dem Jacob vmb den Halß fiel / vnd jhn Küssete vnd weinete / im 33. Cap. Mann lieset auch eine Historiam von einer frommen Matron die alle Tage für den Dionysium / der doch ein Tyrann gewesen / gebeten / vnd da sie andere / die jhm gefluchet vnd den Tod gewünschet / drüber zurede gesetzt / hat sie geantwort sie bete daß jhn Gott möchte bekehren / vnd da dz schon nicht geschehe / wünsche sie doch vnd flehete zu Gott / daß er lange möchte leben / denn sie were alt worden / vnd hette etliche Könige erlebt / es weren aber die letzten allzeit erger als die ersten gewesen. Darumb wolle sie lieber vmb vnd für diesen bitten / als daß sie nach jhm einen ergern ableben solte. Derwegen wenn auch schon Vnderthanen Tyrannen hetten zur Oberkeit / were es dennoch besser Beten als Fluchen: Ja beten wird simpliciter gebotten / fluchen aber verbotten: Exod. 22. du solt den Göttern / das ist der Oberkeit nicht fluchen. Vnd im Prediger Sal. am 10. Fluch dem Könige nicht in deinem Hertzen / deñ die Vögel des Him̃els führen die Stim̃e / vnd die Fittig haben / sagens nach. Vnd wenn man fluchet der Oberkeit / oder sie auß dem Gebet außlest / so straffet Gottzuletzt / daß einen der Fluch selbst bestehen muß / vnd Vnglück verhengt wird / dz er sonsten wolabgewendet hette. Derwegen sollen für allen dingen die Vnderthanen des Gebets für jhre Oberkeit nicht vergessen / sondern täglich zu Gott schreyen viva Rex, Gott lasse vnsern gnedigen Fürsten vnd Herrn lange leben. Gib vnserm Fürsten vnd aller Oberkeit Fried vnd gut Regiment / daß wir vnter jhnen etc. das ist auch also der Vnderthanen Pflicht. Hie solte man nu billig zum Beschluß die Application machen / ob auff beyden seyten zur Vneinigkeit vrsach gegeben oder nit / vnd wer am tieffsten in der Schult stecke: Oberkeit das sie sich jrgens in die vier Orter gegen Gott mit rechtem vertrawen vnd hertzlichem Gebet gegen Vnderthanen / mit Liebe vnd ernstlichem Dienst gegen die Rähte vnd Gewaltigen mit feiner <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0039"/> daß er dem Jacob vmb den Halß fiel / vnd jhn Küssete vnd weinete / im 33. Cap. Mann lieset auch eine Historiam von einer frommen Matron die alle Tage für den Dionysium / der doch ein Tyrann gewesen / gebeten / vnd da sie andere / die jhm gefluchet vnd den Tod gewünschet / drüber zurede gesetzt / hat sie geantwort sie bete daß jhn Gott möchte bekehren / vnd da dz schon nicht geschehe / wünsche sie doch vnd flehete zu Gott / daß er lange möchte leben / denn sie were alt worden / vnd hette etliche Könige erlebt / es weren aber die letzten allzeit erger als die ersten gewesen. Darumb wolle sie lieber vmb vnd für diesen bitten / als daß sie nach jhm einen ergern ableben solte. Derwegen wenn auch schon Vnderthanen Tyrannen hetten zur Oberkeit / were es dennoch besser Beten als Fluchen: Ja beten wird simpliciter gebotten / fluchen aber verbotten: Exod. 22. du solt den Göttern / das ist der Oberkeit nicht fluchen. Vnd im Prediger Sal. am 10. Fluch dem Könige nicht in deinem Hertzen / deñ die Vögel des Him̃els führen die Stim̃e / vnd die Fittig haben / sagens nach. Vnd wenn man fluchet der Oberkeit / oder sie auß dem Gebet außlest / so straffet Gottzuletzt / daß einen der Fluch selbst bestehen muß / vnd Vnglück verhengt wird / dz er sonsten wolabgewendet hette. Derwegen sollen für allen dingen die Vnderthanen des Gebets für jhre Oberkeit nicht vergessen / sondern täglich zu Gott schreyen viva Rex, Gott lasse vnsern gnedigen Fürsten vnd Herrn lange leben. Gib vnserm Fürsten vnd aller Oberkeit Fried vnd gut Regiment / daß wir vnter jhnen etc. das ist auch also der Vnderthanen Pflicht.</p> <p>Hie solte man nu billig zum Beschluß die Application machen / ob auff beyden seyten zur Vneinigkeit vrsach gegeben oder nit / vnd wer am tieffsten in der Schult stecke: Oberkeit das sie sich jrgens in die vier Orter gegen Gott mit rechtem vertrawen vnd hertzlichem Gebet gegen Vnderthanen / mit Liebe vnd ernstlichem Dienst gegen die Rähte vnd Gewaltigen mit feiner </p> </div> </body> </text> </TEI> [0039]
daß er dem Jacob vmb den Halß fiel / vnd jhn Küssete vnd weinete / im 33. Cap. Mann lieset auch eine Historiam von einer frommen Matron die alle Tage für den Dionysium / der doch ein Tyrann gewesen / gebeten / vnd da sie andere / die jhm gefluchet vnd den Tod gewünschet / drüber zurede gesetzt / hat sie geantwort sie bete daß jhn Gott möchte bekehren / vnd da dz schon nicht geschehe / wünsche sie doch vnd flehete zu Gott / daß er lange möchte leben / denn sie were alt worden / vnd hette etliche Könige erlebt / es weren aber die letzten allzeit erger als die ersten gewesen. Darumb wolle sie lieber vmb vnd für diesen bitten / als daß sie nach jhm einen ergern ableben solte. Derwegen wenn auch schon Vnderthanen Tyrannen hetten zur Oberkeit / were es dennoch besser Beten als Fluchen: Ja beten wird simpliciter gebotten / fluchen aber verbotten: Exod. 22. du solt den Göttern / das ist der Oberkeit nicht fluchen. Vnd im Prediger Sal. am 10. Fluch dem Könige nicht in deinem Hertzen / deñ die Vögel des Him̃els führen die Stim̃e / vnd die Fittig haben / sagens nach. Vnd wenn man fluchet der Oberkeit / oder sie auß dem Gebet außlest / so straffet Gottzuletzt / daß einen der Fluch selbst bestehen muß / vnd Vnglück verhengt wird / dz er sonsten wolabgewendet hette. Derwegen sollen für allen dingen die Vnderthanen des Gebets für jhre Oberkeit nicht vergessen / sondern täglich zu Gott schreyen viva Rex, Gott lasse vnsern gnedigen Fürsten vnd Herrn lange leben. Gib vnserm Fürsten vnd aller Oberkeit Fried vnd gut Regiment / daß wir vnter jhnen etc. das ist auch also der Vnderthanen Pflicht.
Hie solte man nu billig zum Beschluß die Application machen / ob auff beyden seyten zur Vneinigkeit vrsach gegeben oder nit / vnd wer am tieffsten in der Schult stecke: Oberkeit das sie sich jrgens in die vier Orter gegen Gott mit rechtem vertrawen vnd hertzlichem Gebet gegen Vnderthanen / mit Liebe vnd ernstlichem Dienst gegen die Rähte vnd Gewaltigen mit feiner
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Zitationshilfe: | Tuckermann, Peter: Hüldigungs Predigt/ Gethan zu Braunschweig im Thumb. Wolfenbüttel, 1616, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tuckermann_predigt_1616/39>, abgerufen am 16.02.2025. |