Tuckermann, Peter: Hüldigungs Predigt/ Gethan zu Braunschweig im Thumb. Wolfenbüttel, 1616.
Das alles begreifft in sich das Wörtlein Vneins oder Vneinigkeit. Darnach wird hinzu gesetzt / mit jhm selbst. In se oder adversus seipsum Ein jeglich Reich / so es mit jhm [unleserliches Material - 1 Wort fehlt] Vne[unleserliches Material - Zeichen fehlt] wird: damit wird eygentlich gesehen auß intestina dissidia, die inwendige vnd inheimische Vneinigkeit / nicht / da ein Reich wieder einander außländisch Reich / sonder ein Reich in vnnd vnter sich selbst vneins wird: alß wenn Oberkeit vnnd Vnderthanen in einem Reich oder Fürstenthumb wieder einander seyn / oder die Landstend in zween Hauffen reiten / vnnd einer den andern nicht für guthelt / oder die Rähte vnnd Hoffdiener in einander wachsen / oder eine Stadt der andern / ein Dorff dem andern auffsetzig wird / oder ein Nachbar mit dem andern sich nicht vertragen kan / vnd dergleichen / das ist Vneinigkeit des Reichs mit jhm selbst. Solche einheimische vnnd einländische Vneinigkeit ist viel schedlicher / als außwendige vnd außländische / wie man das an den Wunden des Leibes siehet / das die Inwendige grösser Gefahr / als die Außwendigen haben / vnnd diese viel besser / als jenne können geheilet werden. Zuletzt wird angezeiget / was solche Vneinigkeit für Schaden thut. Eins / so wird ein jeglich Reich dadurch Wüste / denn es gehet dazu / wie Cicero schreibt Pecora relinquuntur, agricultura deseritur, & mercatorum navigatio conquiescit, das ist / wo das Reich mit jhm selbst vnems wird / so wird das Viehe verlassen / der Ackerbäw bleibt liegen / vnnd die Schiffahrt oder Handel vnd Wandel gehet zurück / vnd wird nicht getrieben / bey welchem Zustand das Reich nicht lange floriren kan / sondern muß eine Einöde drauß werden. Darnach fellet auch dardurch ein Hauß vber das ander / denn wenn man in Reichen nichts von Viehzucht / Ackerbäw vnnd Kauffmanschafft oder Handtierung hat / so kan man die Heuser nicht Das alles begreifft in sich das Wörtlein Vneins oder Vneinigkeit. Darnach wird hinzu gesetzt / mit jhm selbst. In se oder adversus seipsum Ein jeglich Reich / so es mit jhm [unleserliches Material – 1 Wort fehlt] Vne[unleserliches Material – Zeichen fehlt] wird: damit wird eygentlich gesehen auß intestina dissidia, die inwendige vnd inheimische Vneinigkeit / nicht / da ein Reich wieder einander außländisch Reich / sonder ein Reich in vnnd vnter sich selbst vneins wird: alß wenn Oberkeit vnnd Vnderthanen in einem Reich oder Fürstenthumb wieder einander seyn / oder die Landstend in zween Hauffen reiten / vnnd einer den andern nicht für guthelt / oder die Rähte vnnd Hoffdiener in einander wachsen / oder eine Stadt der andern / ein Dorff dem andern auffsetzig wird / oder ein Nachbar mit dem andern sich nicht vertragen kan / vnd dergleichen / das ist Vneinigkeit des Reichs mit jhm selbst. Solche einheimische vnnd einländische Vneinigkeit ist viel schedlicher / als außwendige vnd außländische / wie man das an den Wunden des Leibes siehet / das die Inwendige grösser Gefahr / als die Außwendigen haben / vnnd diese viel besser / als jenne können geheilet werden. Zuletzt wird angezeiget / was solche Vneinigkeit für Schaden thut. Eins / so wird ein jeglich Reich dadurch Wüste / denn es gehet dazu / wie Cicero schreibt Pecora relinquuntur, agricultura deseritur, & mercatorum navigatio conquiescit, das ist / wo das Reich mit jhm selbst vnems wird / so wird das Viehe verlassen / der Ackerbäw bleibt liegen / vnnd die Schiffahrt oder Handel vnd Wandel gehet zurück / vnd wird nicht getrieben / bey welchem Zustand das Reich nicht lange floriren kan / sondern muß eine Einöde drauß werden. Darnach fellet auch dardurch ein Hauß vber das ander / denn wenn man in Reichen nichts von Viehzucht / Ackerbäw vnnd Kauffmanschafft oder Handtierung hat / so kan man die Heuser nicht <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0013"/> Das alles begreifft in sich das Wörtlein Vneins oder Vneinigkeit.</p> <p>Darnach wird hinzu gesetzt / mit jhm selbst. In se oder adversus seipsum Ein jeglich Reich / so es mit jhm <gap reason="illegible" unit="words" quantity="1"/> Vne<gap reason="illegible" unit="chars"/> wird: damit wird eygentlich gesehen auß intestina dissidia, die inwendige vnd inheimische Vneinigkeit / nicht / da ein Reich wieder einander außländisch Reich / sonder ein Reich in vnnd vnter sich selbst vneins wird: alß wenn Oberkeit vnnd Vnderthanen in einem Reich oder Fürstenthumb wieder einander seyn / oder die Landstend in zween Hauffen reiten / vnnd einer den andern nicht für guthelt / oder die Rähte vnnd Hoffdiener in einander wachsen / oder eine Stadt der andern / ein Dorff dem andern auffsetzig wird / oder ein Nachbar mit dem andern sich nicht vertragen kan / vnd dergleichen / das ist Vneinigkeit des Reichs mit jhm selbst. Solche einheimische vnnd einländische Vneinigkeit ist viel schedlicher / als außwendige vnd außländische / wie man das an den Wunden des Leibes siehet / das die Inwendige grösser Gefahr / als die Außwendigen haben / vnnd diese viel besser / als jenne können geheilet werden.</p> <p>Zuletzt wird angezeiget / was solche Vneinigkeit für Schaden thut. Eins / so wird ein jeglich Reich dadurch Wüste / denn es gehet dazu / wie Cicero schreibt Pecora relinquuntur, agricultura deseritur, & mercatorum navigatio conquiescit, das ist / wo das Reich mit jhm selbst vnems wird / so wird das Viehe verlassen / der Ackerbäw bleibt liegen / vnnd die Schiffahrt oder Handel vnd Wandel gehet zurück / vnd wird nicht getrieben / bey welchem Zustand das Reich nicht lange floriren kan / sondern muß eine Einöde drauß werden. Darnach fellet auch dardurch ein Hauß vber das ander / denn wenn man in Reichen nichts von Viehzucht / Ackerbäw vnnd Kauffmanschafft oder Handtierung hat / so kan man die Heuser nicht </p> </div> </body> </text> </TEI> [0013]
Das alles begreifft in sich das Wörtlein Vneins oder Vneinigkeit.
Darnach wird hinzu gesetzt / mit jhm selbst. In se oder adversus seipsum Ein jeglich Reich / so es mit jhm _ Vne_ wird: damit wird eygentlich gesehen auß intestina dissidia, die inwendige vnd inheimische Vneinigkeit / nicht / da ein Reich wieder einander außländisch Reich / sonder ein Reich in vnnd vnter sich selbst vneins wird: alß wenn Oberkeit vnnd Vnderthanen in einem Reich oder Fürstenthumb wieder einander seyn / oder die Landstend in zween Hauffen reiten / vnnd einer den andern nicht für guthelt / oder die Rähte vnnd Hoffdiener in einander wachsen / oder eine Stadt der andern / ein Dorff dem andern auffsetzig wird / oder ein Nachbar mit dem andern sich nicht vertragen kan / vnd dergleichen / das ist Vneinigkeit des Reichs mit jhm selbst. Solche einheimische vnnd einländische Vneinigkeit ist viel schedlicher / als außwendige vnd außländische / wie man das an den Wunden des Leibes siehet / das die Inwendige grösser Gefahr / als die Außwendigen haben / vnnd diese viel besser / als jenne können geheilet werden.
Zuletzt wird angezeiget / was solche Vneinigkeit für Schaden thut. Eins / so wird ein jeglich Reich dadurch Wüste / denn es gehet dazu / wie Cicero schreibt Pecora relinquuntur, agricultura deseritur, & mercatorum navigatio conquiescit, das ist / wo das Reich mit jhm selbst vnems wird / so wird das Viehe verlassen / der Ackerbäw bleibt liegen / vnnd die Schiffahrt oder Handel vnd Wandel gehet zurück / vnd wird nicht getrieben / bey welchem Zustand das Reich nicht lange floriren kan / sondern muß eine Einöde drauß werden. Darnach fellet auch dardurch ein Hauß vber das ander / denn wenn man in Reichen nichts von Viehzucht / Ackerbäw vnnd Kauffmanschafft oder Handtierung hat / so kan man die Heuser nicht
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
| URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/tuckermann_predigt_1616 |
| URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/tuckermann_predigt_1616/13 |
| Zitationshilfe: | Tuckermann, Peter: Hüldigungs Predigt/ Gethan zu Braunschweig im Thumb. Wolfenbüttel, 1616, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tuckermann_predigt_1616/13>, abgerufen am 21.11.2024. |
