Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.Die III. Anmerckung. (h) räumet, das Judicium schärffet und dasGemüth ergötzet, in der Stadt und auf dem Lande höchst nützlich, und sonsten bey Erlernung aller andern Mathematischen Wissenschafften höchst nöthig, ja fast un- entbehrlich sey, ist so gewiß, daß ich nicht Ur- sach habe, es weiter umständlicher zu be- weisen. Will also nur treulich rathen, daß doch ein ieder studierender Cavalier wenig- stens über die Mathesin puram, das ist, über die Arithmeticam und Geometriam, zu sei- nem Vergnügen und Nutzen auf Universi- täten ein Collegium, und zwar, wo möglich, nur unter zwey oder drey Personen ein Pri- vatissimum, bey einem renomirten Mathema- tico, der die Theoriam mit der Praxi zu ver- binden und angenehm zu machen weiß, mit Attention hören, und die Stunden fleißig abwarten wolle. Und wo er mit NutzenDie Archi- tectura ci- vilis & mi- litaris wird recommen- diret. zu reisen gedenckt, muß er von der Archi- tectura Civili und Militari wenigstens so viel verstehen lernen, daß er die Terminos technicos, die Ordnungen und Arten wis- se, und daß er bey Besichtigung derer Fe- stungen, Palais und Hotels von deren Soli- dität, Stärcke, Symmetrie, Commodität, proportionirten Theilen, Auszierungen, etc. sich ein förmliches Concept oder einen passa- blen Riß machen, und von denen Festun- gen, Gebäuden und deren Grund-und Auf- rissen, mit denen gewöhnlichen Terminis Die III. Anmerckung. (h) raͤumet, das Judicium ſchaͤrffet und dasGemuͤth ergoͤtzet, in der Stadt und auf dem Lande hoͤchſt nuͤtzlich, und ſonſten bey Erlernung aller andern Mathematiſchen Wiſſenſchafften hoͤchſt noͤthig, ja faſt un- entbehrlich ſey, iſt ſo gewiß, daß ich nicht Ur- ſach habe, es weiter umſtaͤndlicher zu be- weiſen. Will alſo nur treulich rathen, daß doch ein ieder ſtudierender Cavalier wenig- ſtens uͤber die Matheſin puram, das iſt, uͤber die Arithmeticam und Geometriam, zu ſei- nem Vergnuͤgen und Nutzen auf Univerſi- taͤten ein Collegium, und zwar, wo moͤglich, nur unter zwey oder drey Perſonen ein Pri- vatiſſimum, bey einem renomirten Mathema- tico, der die Theoriam mit der Praxi zu ver- binden und angenehm zu machen weiß, mit Attention hoͤren, und die Stunden fleißig abwarten wolle. Und wo er mit NutzenDie Archi- tectura ci- vilis & mi- litaris wird recommen- diret. zu reiſen gedenckt, muß er von der Archi- tectura Civili und Militari wenigſtens ſo viel verſtehen lernen, daß er die Terminos technicos, die Ordnungen und Arten wiſ- ſe, und daß er bey Beſichtigung derer Fe- ſtungen, Palais und Hotels von deren Soli- ditaͤt, Staͤrcke, Symmetrie, Commoditaͤt, proportionirten Theilen, Auszierungen, ꝛc. ſich ein foͤrmliches Concept oder einen paſſa- blen Riß machen, und von denen Feſtun- gen, Gebaͤuden und deren Grund-und Auf- riſſen, mit denen gewoͤhnlichen Terminis <TEI> <text> <body> <div n="1"> <note xml:id="nh" prev="#zh" place="end" n="(h)"><pb facs="#f0065" n="43"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">III.</hi> Anmerckung. <hi rendition="#aq">(h)</hi></hi></fw><lb/> raͤumet, das <hi rendition="#aq">Judicium</hi> ſchaͤrffet und das<lb/> Gemuͤth ergoͤtzet, in der Stadt und auf<lb/> dem Lande hoͤchſt nuͤtzlich, und ſonſten bey<lb/> Erlernung aller andern <hi rendition="#aq">Mathemati</hi>ſchen<lb/> Wiſſenſchafften hoͤchſt noͤthig, ja faſt un-<lb/> entbehrlich ſey, iſt ſo gewiß, daß ich nicht Ur-<lb/> ſach habe, es weiter umſtaͤndlicher zu be-<lb/> weiſen. 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Die III. Anmerckung. (h)
⁽h⁾
raͤumet, das Judicium ſchaͤrffet und das
Gemuͤth ergoͤtzet, in der Stadt und auf
dem Lande hoͤchſt nuͤtzlich, und ſonſten bey
Erlernung aller andern Mathematiſchen
Wiſſenſchafften hoͤchſt noͤthig, ja faſt un-
entbehrlich ſey, iſt ſo gewiß, daß ich nicht Ur-
ſach habe, es weiter umſtaͤndlicher zu be-
weiſen. Will alſo nur treulich rathen, daß
doch ein ieder ſtudierender Cavalier wenig-
ſtens uͤber die Matheſin puram, das iſt, uͤber
die Arithmeticam und Geometriam, zu ſei-
nem Vergnuͤgen und Nutzen auf Univerſi-
taͤten ein Collegium, und zwar, wo moͤglich,
nur unter zwey oder drey Perſonen ein Pri-
vatiſſimum, bey einem renomirten Mathema-
tico, der die Theoriam mit der Praxi zu ver-
binden und angenehm zu machen weiß, mit
Attention hoͤren, und die Stunden fleißig
abwarten wolle. Und wo er mit Nutzen
zu reiſen gedenckt, muß er von der Archi-
tectura Civili und Militari wenigſtens ſo viel
verſtehen lernen, daß er die Terminos
technicos, die Ordnungen und Arten wiſ-
ſe, und daß er bey Beſichtigung derer Fe-
ſtungen, Palais und Hotels von deren Soli-
ditaͤt, Staͤrcke, Symmetrie, Commoditaͤt,
proportionirten Theilen, Auszierungen, ꝛc.
ſich ein foͤrmliches Concept oder einen paſſa-
blen Riß machen, und von denen Feſtun-
gen, Gebaͤuden und deren Grund-und Auf-
riſſen, mit denen gewoͤhnlichen Terminis
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