Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.

Bild:
<< vorherige Seite
(e)
Die II. Anmerckung. (e)
genwart und eine kluge Conduite steuren
könten.
5) Lassen sie ihre Cavaliers, nach eigenemderer vor
zunehmen-
den Plai-
sirs;

Gefallen, Reit-Fahr-Spiel-Frauen-
Zimmer und andere Lust-Partien machen;
an statt daß sie zur Gemüths-Ergötzung
dieselben, nachdem es die Umstände leiden
wollen, selbst vorschlagen und dirigiren sol-
ten. Allein was ist daran Ursache?
Mancher hat selbst ein Tobacks-Collegium
oder eine Dulcimene, und ist froh, daß er
sie ohne Hinderniß abzuwarten, sich in der
angenehmen Freyheit befindet.
6) Ein dergleichen Hofmeister miethetderer Mie-
thungen;

die Zimmer, welche seine Cavaliers choisi-
ren helffen, und ihnen angestanden haben,
vor sich alleine, ohne ihre Zuziehung; saget
wider den Hauß-Wirth: Jch will Jhm
den Gefallen erweisen und die Stuben be-
halten; aber ich gebe jährlich davor nicht
mehr als 100. Thrl., iedoch wird er glei-
ches mit gleichem vergelten, und in dem
Contracte 120. Thlr. ansetzen lassen, sich
auch schrifftlich obligiren, daß er mit 100.
Thlr. zufrieden seyn, und mich bey deren
Zahlung, als wenn er 120. Thlr. von mir
empfangen hätte, qvittiren wolle. Wel-
che Kunst selbter mit mehrern Profit, auch
weit sicherer auf Reisen zu practiciren mei-
sterlich gelernet hat. Soll aber diese Fi-
nesse
nicht raus kommen: so muß er sich in
acht
(e)
Die II. Anmerckung. (e)
genwart und eine kluge Conduite ſteuren
koͤnten.
5) Laſſen ſie ihre Cavaliers, nach eigenemderer vor
zunehmen-
den Plai-
ſirs;

Gefallen, Reit-Fahr-Spiel-Frauen-
Zimmer und andere Luſt-Partien machen;
an ſtatt daß ſie zur Gemuͤths-Ergoͤtzung
dieſelben, nachdem es die Umſtaͤnde leiden
wollen, ſelbſt vorſchlagen und dirigiren ſol-
ten. Allein was iſt daran Urſache?
Mancher hat ſelbſt ein Tobacks-Collegium
oder eine Dulcimene, und iſt froh, daß er
ſie ohne Hinderniß abzuwarten, ſich in der
angenehmen Freyheit befindet.
6) Ein dergleichen Hofmeiſter miethetderer Mie-
thungen;

die Zimmer, welche ſeine Cavaliers choiſi-
ren helffen, und ihnen angeſtanden haben,
vor ſich alleine, ohne ihre Zuziehung; ſaget
wider den Hauß-Wirth: Jch will Jhm
den Gefallen erweiſen und die Stuben be-
halten; aber ich gebe jaͤhrlich davor nicht
mehr als 100. Thrl., iedoch wird er glei-
ches mit gleichem vergelten, und in dem
Contracte 120. Thlr. anſetzen laſſen, ſich
auch ſchrifftlich obligiren, daß er mit 100.
Thlr. zufrieden ſeyn, und mich bey deren
Zahlung, als wenn er 120. Thlr. von mir
empfangen haͤtte, qvittiren wolle. Wel-
che Kunſt ſelbter mit mehrern Profit, auch
weit ſicherer auf Reiſen zu practiciren mei-
ſterlich gelernet hat. Soll aber dieſe Fi-
neſſe
nicht raus kommen: ſo muß er ſich in
acht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <note xml:id="ne" prev="#ze" place="end" n="(e)">
          <list>
            <item><pb facs="#f0053" n="31"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">II.</hi> Anmerckung. <hi rendition="#aq">(e)</hi></hi></fw><lb/>
genwart und eine kluge <hi rendition="#aq">Conduit</hi>e &#x017F;teuren<lb/>
ko&#x0364;nten.</item><lb/>
            <item>5) La&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie ihre <hi rendition="#aq">Cavaliers,</hi> nach eigenem<note place="right">derer vor<lb/>
zunehmen-<lb/>
den <hi rendition="#aq">Plai-<lb/>
&#x017F;irs;</hi></note><lb/>
Gefallen, Reit-Fahr-Spiel-Frauen-<lb/>
Zimmer und andere Lu&#x017F;t-<hi rendition="#aq">Parti</hi>en machen;<lb/>
an &#x017F;tatt daß &#x017F;ie zur Gemu&#x0364;ths-Ergo&#x0364;tzung<lb/>
die&#x017F;elben, nachdem es die Um&#x017F;ta&#x0364;nde leiden<lb/>
wollen, &#x017F;elb&#x017F;t vor&#x017F;chlagen und <hi rendition="#aq">dirigi</hi>ren &#x017F;ol-<lb/>
ten. Allein was i&#x017F;t daran Ur&#x017F;ache?<lb/>
Mancher hat &#x017F;elb&#x017F;t ein Tobacks-<hi rendition="#aq">Collegium</hi><lb/>
oder eine <hi rendition="#aq">Dulcimene,</hi> und i&#x017F;t froh, daß er<lb/>
&#x017F;ie ohne Hinderniß abzuwarten, &#x017F;ich in der<lb/>
angenehmen Freyheit befindet.</item><lb/>
            <item>6) Ein dergleichen Hofmei&#x017F;ter miethet<note place="right">derer Mie-<lb/>
thungen;</note><lb/>
die Zimmer, welche &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Cavaliers choi&#x017F;i-</hi><lb/>
ren helffen, und ihnen ange&#x017F;tanden haben,<lb/>
vor &#x017F;ich alleine, ohne ihre Zuziehung; &#x017F;aget<lb/>
wider den Hauß-Wirth: Jch will Jhm<lb/>
den Gefallen erwei&#x017F;en und die Stuben be-<lb/>
halten; aber ich gebe ja&#x0364;hrlich davor nicht<lb/>
mehr als 100. Thrl., iedoch wird er glei-<lb/>
ches mit gleichem vergelten, und in dem<lb/><hi rendition="#aq">Contract</hi>e 120. Thlr. an&#x017F;etzen la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ich<lb/>
auch &#x017F;chrifftlich <hi rendition="#aq">obligi</hi>ren, daß er mit 100.<lb/>
Thlr. zufrieden &#x017F;eyn, und mich bey deren<lb/>
Zahlung, als wenn er 120. Thlr. von mir<lb/>
empfangen ha&#x0364;tte, qvittiren wolle. Wel-<lb/>
che Kun&#x017F;t &#x017F;elbter mit mehrern <hi rendition="#aq">Profit,</hi> auch<lb/>
weit &#x017F;icherer auf Rei&#x017F;en zu <hi rendition="#aq">practici</hi>ren mei-<lb/>
&#x017F;terlich gelernet hat. Soll aber die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Fi-<lb/>
ne&#x017F;&#x017F;e</hi> nicht raus kommen: &#x017F;o muß er &#x017F;ich in<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">acht</fw><lb/></item>
          </list>
        </note>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0053] Die II. Anmerckung. (e) ⁽e⁾ genwart und eine kluge Conduite ſteuren koͤnten. 5) Laſſen ſie ihre Cavaliers, nach eigenem Gefallen, Reit-Fahr-Spiel-Frauen- Zimmer und andere Luſt-Partien machen; an ſtatt daß ſie zur Gemuͤths-Ergoͤtzung dieſelben, nachdem es die Umſtaͤnde leiden wollen, ſelbſt vorſchlagen und dirigiren ſol- ten. Allein was iſt daran Urſache? Mancher hat ſelbſt ein Tobacks-Collegium oder eine Dulcimene, und iſt froh, daß er ſie ohne Hinderniß abzuwarten, ſich in der angenehmen Freyheit befindet. 6) Ein dergleichen Hofmeiſter miethet die Zimmer, welche ſeine Cavaliers choiſi- ren helffen, und ihnen angeſtanden haben, vor ſich alleine, ohne ihre Zuziehung; ſaget wider den Hauß-Wirth: Jch will Jhm den Gefallen erweiſen und die Stuben be- halten; aber ich gebe jaͤhrlich davor nicht mehr als 100. Thrl., iedoch wird er glei- ches mit gleichem vergelten, und in dem Contracte 120. Thlr. anſetzen laſſen, ſich auch ſchrifftlich obligiren, daß er mit 100. Thlr. zufrieden ſeyn, und mich bey deren Zahlung, als wenn er 120. Thlr. von mir empfangen haͤtte, qvittiren wolle. Wel- che Kunſt ſelbter mit mehrern Profit, auch weit ſicherer auf Reiſen zu practiciren mei- ſterlich gelernet hat. Soll aber dieſe Fi- neſſe nicht raus kommen: ſo muß er ſich in acht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/53
Zitationshilfe: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/53>, abgerufen am 27.11.2024.