Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.Die II. Anmerckung. (e) damit siezu ihrem Zweck ge- langen.wodurch sie zur Gottseeligkeit, Weißheit, Gerechtigkeit und Klugheit angeführet wer- den müssen, ermangeln lassen; biß sie die- selben auser Landes, zu rechter Zeit, wohl bereitet und mit Ehren versenden können. Das Haupt-Directorium müssen die El- tern bey der Education selbst führen, und sonderlich die Väter auf die Söhne, die Mütter aber auf die Töchter, ihre Haupt- Aufsicht richten; Weil iedes Geschlechte am besten weiß, was seinem Geschlechte wohl anständig und nützlich ist, und also mit ge- hörigem Nachdruck und Autorität der vor- gesetzte Zweck am sichersten erhalten werden kan. Wenn aber der Sohn denen Eltern selbst zu Kopf gewachsen und verdorben ist, und der Hofmeister soll ihn zur Raison bringen, da ist es warlich zu spät. Dahero darf sich keiner, der sonst auf andere Art leben kan, zu der Hofmeister-Würde, als einer gewiß grossen Bürde, reissen. Vide von de- nen Fatalitäten eines Hofmeisters mehre- re Umstände in dem Adelichen Hofmei- ster. Welches die Haupt- Qvalitä- ten eines guten Hof- meisters sind.Sonsten soll ein guter Hofmeister vor seine eigene Person seyn 1) Wahrhafftig fromm: Damit er seinen Anvertrauten nicht allein mit einer gründlichen Lehre wohl vorstehen; son- dern
Die II. Anmerckung. (e) damit ſiezu ihrem Zweck ge- langen.wodurch ſie zur Gottſeeligkeit, Weißheit, Gerechtigkeit und Klugheit angefuͤhret wer- den muͤſſen, ermangeln laſſen; biß ſie die- ſelben auſer Landes, zu rechter Zeit, wohl bereitet und mit Ehren verſenden koͤnnen. Das Haupt-Directorium muͤſſen die El- tern bey der Education ſelbſt fuͤhren, und ſonderlich die Vaͤter auf die Soͤhne, die Muͤtter aber auf die Toͤchter, ihre Haupt- Aufſicht richten; Weil iedes Geſchlechte am beſten weiß, was ſeinem Geſchlechte wohl anſtaͤndig und nuͤtzlich iſt, und alſo mit ge- hoͤrigem Nachdruck und Autoritaͤt der vor- geſetzte Zweck am ſicherſten erhalten werden kan. Wenn aber der Sohn denen Eltern ſelbſt zu Kopf gewachſen und verdorben iſt, und der Hofmeiſter ſoll ihn zur Raiſon bringen, da iſt es warlich zu ſpaͤt. Dahero darf ſich keiner, der ſonſt auf andere Art leben kan, zu der Hofmeiſter-Wuͤrde, als einer gewiß groſſen Buͤrde, reiſſen. Vide von de- nen Fatalitaͤten eines Hofmeiſters mehre- re Umſtaͤnde in dem Adelichen Hofmei- ſter. Welches die Haupt- Qvalitaͤ- ten eines guten Hof- meiſters ſind.Sonſten ſoll ein guter Hofmeiſter vor ſeine eigene Perſon ſeyn 1) Wahrhafftig fromm: Damit er ſeinen Anvertrauten nicht allein mit einer gruͤndlichen Lehre wohl vorſtehen; ſon- dern
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <note xml:id="ne" prev="#ze" place="end" n="(e)"><pb facs="#f0046" n="24"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">II.</hi> Anmerckung. <hi rendition="#aq">(e)</hi></hi></fw><lb/><note place="left">damit ſie<lb/> zu ihrem<lb/> Zweck ge-<lb/> langen.</note>wodurch ſie zur Gottſeeligkeit, Weißheit,<lb/> Gerechtigkeit und Klugheit angefuͤhret wer-<lb/> den muͤſſen, ermangeln laſſen; biß ſie die-<lb/> ſelben auſer Landes, zu rechter Zeit, wohl<lb/> bereitet und mit Ehren verſenden koͤnnen.<lb/> Das Haupt-<hi rendition="#aq">Directorium</hi> muͤſſen die El-<lb/> tern bey der <hi rendition="#aq">Education</hi> ſelbſt fuͤhren, und<lb/> ſonderlich die Vaͤter auf die Soͤhne, die<lb/> Muͤtter aber auf die Toͤchter, ihre Haupt-<lb/> Aufſicht richten; Weil iedes Geſchlechte am<lb/> beſten weiß, was ſeinem Geſchlechte wohl<lb/> anſtaͤndig und nuͤtzlich iſt, und alſo mit ge-<lb/> hoͤrigem Nachdruck und <hi rendition="#aq">Autori</hi>taͤt der vor-<lb/> geſetzte Zweck am ſicherſten erhalten werden<lb/> kan.<lb/> Wenn aber der Sohn denen Eltern ſelbſt<lb/> zu Kopf gewachſen und verdorben iſt, und<lb/> der Hofmeiſter ſoll ihn zur <hi rendition="#aq">Raiſon</hi> bringen,<lb/> da iſt es warlich zu ſpaͤt. Dahero darf<lb/> ſich keiner, der ſonſt auf andere Art leben<lb/> kan, zu der Hofmeiſter-Wuͤrde, als einer<lb/> gewiß groſſen Buͤrde, reiſſen. <hi rendition="#aq">Vide</hi> von de-<lb/> nen <hi rendition="#aq">Fatali</hi>taͤten eines Hofmeiſters mehre-<lb/> re Umſtaͤnde in dem Adelichen Hofmei-<lb/> ſter.<lb/><note place="left">Welches<lb/> die Haupt-<lb/> Qvalitaͤ-<lb/> ten eines<lb/> guten Hof-<lb/> meiſters<lb/> ſind.</note>Sonſten ſoll ein guter Hofmeiſter vor<lb/> ſeine eigene Perſon ſeyn<lb/><list><item>1) <hi rendition="#fr">Wahrhafftig fromm:</hi> Damit er<lb/> ſeinen Anvertrauten nicht allein mit einer<lb/> gruͤndlichen Lehre wohl vorſtehen; ſon-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">dern</fw><lb/></item></list></note> </div> </body> </text> </TEI> [24/0046]
Die II. Anmerckung. (e)
⁽e⁾
wodurch ſie zur Gottſeeligkeit, Weißheit,
Gerechtigkeit und Klugheit angefuͤhret wer-
den muͤſſen, ermangeln laſſen; biß ſie die-
ſelben auſer Landes, zu rechter Zeit, wohl
bereitet und mit Ehren verſenden koͤnnen.
Das Haupt-Directorium muͤſſen die El-
tern bey der Education ſelbſt fuͤhren, und
ſonderlich die Vaͤter auf die Soͤhne, die
Muͤtter aber auf die Toͤchter, ihre Haupt-
Aufſicht richten; Weil iedes Geſchlechte am
beſten weiß, was ſeinem Geſchlechte wohl
anſtaͤndig und nuͤtzlich iſt, und alſo mit ge-
hoͤrigem Nachdruck und Autoritaͤt der vor-
geſetzte Zweck am ſicherſten erhalten werden
kan.
Wenn aber der Sohn denen Eltern ſelbſt
zu Kopf gewachſen und verdorben iſt, und
der Hofmeiſter ſoll ihn zur Raiſon bringen,
da iſt es warlich zu ſpaͤt. Dahero darf
ſich keiner, der ſonſt auf andere Art leben
kan, zu der Hofmeiſter-Wuͤrde, als einer
gewiß groſſen Buͤrde, reiſſen. Vide von de-
nen Fatalitaͤten eines Hofmeiſters mehre-
re Umſtaͤnde in dem Adelichen Hofmei-
ſter.
Sonſten ſoll ein guter Hofmeiſter vor
ſeine eigene Perſon ſeyn
1) Wahrhafftig fromm: Damit er
ſeinen Anvertrauten nicht allein mit einer
gruͤndlichen Lehre wohl vorſtehen; ſon-
dern
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |