Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.Die II. Anmerckung. ge circa omnia specialia auf sich neh-men: So geschicht es hierdurch,schaden können. daß junge Leute sich gewöhnen, ohne Sorge zu seyn, lassen alles auf den Hofmeister ankommen, ohne sich bey Zeiten zu bestreben, selbst ohne Hofmeister, oder ieman- dens anderer Hülffe, sich zu gouver- niren. Was das vor Schaden thut, siehet man bald bey dergleichen sorglosen Leuten; wenn ein Hof- meister etwan bey vierzehn Tagen sich absentiren muß, oder Kranckheit wegen seine Function nicht gehö- rig oder gewöhnlich abwarten kan, und sie eine kleine Reise thun sol- len, was da vor Lamentirens und Quaestionirens entstehet: wie es anzustellen sey? Und wenn es her- nach unternommen worden, so ist der Succeß denn höchst schädlich. Wenn dergleichen Leute nachge- hends selbst in Regierungen kom- men, da es viele Sorgen und Be- mühungen setzt: So überlassen sie, da sie so viel Jahre ohne Mühwal- tung gewesen, alles ihren Bedien- ten B
Die II. Anmerckung. ge circa omnia ſpecialia auf ſich neh-men: So geſchicht es hierdurch,ſchaden koͤnnen. daß junge Leute ſich gewoͤhnen, ohne Sorge zu ſeyn, laſſen alles auf den Hofmeiſter ankommen, ohne ſich bey Zeiten zu beſtreben, ſelbſt ohne Hofmeiſter, oder ieman- dens anderer Huͤlffe, ſich zu gouver- niren. Was das vor Schaden thut, ſiehet man bald bey dergleichen ſorgloſen Leuten; wenn ein Hof- meiſter etwan bey vierzehn Tagen ſich abſentiren muß, oder Kranckheit wegen ſeine Function nicht gehoͤ- rig oder gewoͤhnlich abwarten kan, und ſie eine kleine Reiſe thun ſol- len, was da vor Lamentirens und Quæſtionirens entſtehet: wie es anzuſtellen ſey? Und wenn es her- nach unternommen worden, ſo iſt der Succeß denn hoͤchſt ſchaͤdlich. Wenn dergleichen Leute nachge- hends ſelbſt in Regierungen kom- men, da es viele Sorgen und Be- muͤhungen ſetzt: So uͤberlaſſen ſie, da ſie ſo viel Jahre ohne Muͤhwal- tung geweſen, alles ihren Bedien- ten B
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0039" n="17"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">II.</hi> Anmerckung.</hi></fw><lb/> ge <hi rendition="#aq">circa omnia ſpecialia</hi> auf ſich neh-<lb/> men: So geſchicht es hierdurch,<note place="right">ſchaden<lb/> koͤnnen.</note><lb/> daß junge Leute ſich gewoͤhnen,<lb/> ohne Sorge zu ſeyn, laſſen alles<lb/> auf den Hofmeiſter ankommen,<lb/> ohne ſich bey Zeiten zu beſtreben,<lb/> ſelbſt ohne Hofmeiſter, oder ieman-<lb/> dens anderer Huͤlffe, ſich zu <hi rendition="#aq">gouver-<lb/> ni</hi>ren. Was das vor Schaden thut,<lb/> ſiehet man bald bey dergleichen<lb/> ſorgloſen Leuten; wenn ein Hof-<lb/> meiſter etwan bey vierzehn Tagen<lb/> ſich <hi rendition="#aq">abſenti</hi>ren muß, oder Kranckheit<lb/> wegen ſeine <hi rendition="#aq">Function</hi> nicht gehoͤ-<lb/> rig oder gewoͤhnlich abwarten kan,<lb/> und ſie eine kleine Reiſe thun ſol-<lb/> len, was da vor <hi rendition="#aq">Lamenti</hi>rens und<lb/><hi rendition="#aq">Quæſtioni</hi>rens entſtehet: wie es<lb/> anzuſtellen ſey? Und wenn es her-<lb/> nach unternommen worden, ſo iſt<lb/> der <hi rendition="#aq">Succeß</hi> denn hoͤchſt ſchaͤdlich.<lb/> Wenn dergleichen Leute nachge-<lb/> hends ſelbſt in Regierungen kom-<lb/> men, da es viele Sorgen und Be-<lb/> muͤhungen ſetzt: So uͤberlaſſen ſie,<lb/> da ſie ſo viel Jahre ohne Muͤhwal-<lb/> tung geweſen, alles ihren Bedien-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">B</fw><fw place="bottom" type="catch">ten</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [17/0039]
Die II. Anmerckung.
ge circa omnia ſpecialia auf ſich neh-
men: So geſchicht es hierdurch,
daß junge Leute ſich gewoͤhnen,
ohne Sorge zu ſeyn, laſſen alles
auf den Hofmeiſter ankommen,
ohne ſich bey Zeiten zu beſtreben,
ſelbſt ohne Hofmeiſter, oder ieman-
dens anderer Huͤlffe, ſich zu gouver-
niren. Was das vor Schaden thut,
ſiehet man bald bey dergleichen
ſorgloſen Leuten; wenn ein Hof-
meiſter etwan bey vierzehn Tagen
ſich abſentiren muß, oder Kranckheit
wegen ſeine Function nicht gehoͤ-
rig oder gewoͤhnlich abwarten kan,
und ſie eine kleine Reiſe thun ſol-
len, was da vor Lamentirens und
Quæſtionirens entſtehet: wie es
anzuſtellen ſey? Und wenn es her-
nach unternommen worden, ſo iſt
der Succeß denn hoͤchſt ſchaͤdlich.
Wenn dergleichen Leute nachge-
hends ſelbſt in Regierungen kom-
men, da es viele Sorgen und Be-
muͤhungen ſetzt: So uͤberlaſſen ſie,
da ſie ſo viel Jahre ohne Muͤhwal-
tung geweſen, alles ihren Bedien-
ten
ſchaden
koͤnnen.
B
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |