SCheinet es wohl ein grosses Paradoxum zu seyn, wenn man sagen wolte: Daß (e)Hofmeister, die ihren Unterge- benen sehr sorgfältig und so wohl vorstehen, daß sie nicht allein der gegebenen (f)Instruction, so viel möglich, nachkommen, sondern auch von allen den Ruhm rechtschaffe- ner Hofmeister davon getragen, dennoch eben hierdurch ihren Un- tergebenen grossen Schaden gethan haben; So ist doch gleichwohl dieses so wahr, daß ich öffters gesehen, wie ihren An- vertrautenjunge Leute, die gute Hofmeister ge- habt, viel incapabler gewesen, was rechtes in der Welt hernach zu thun, als Leute, die sich, ohne Hofmeister zu haben, mit Mühe durch die Welt bringen müssen. Die Wahr- heit dieser Position kan gar leicht re- monstriret werden: Maßen, indem dergleichen Hofmeister vor ihre Untergebene, meistentheils alle Sor-
ge
Die II. Anmerckung.
Die II. Anmerckung.
Wie gute Hofmeiſter
SCheinet es wohl ein groſſes Paradoxum zu ſeyn, wenn man ſagen wolte: Daß (e)Hofmeiſter, die ihren Unterge- benen ſehr ſorgfaͤltig und ſo wohl vorſtehen, daß ſie nicht allein der gegebenen (f)Inſtruction, ſo viel moͤglich, nachkommen, ſondern auch von allen den Ruhm rechtſchaffe- ner Hofmeiſter davon getragen, dennoch eben hierdurch ihren Un- tergebenen groſſen Schaden gethan haben; So iſt doch gleichwohl dieſes ſo wahr, daß ich oͤffters geſehen, wie ihren An- vertrautenjunge Leute, die gute Hofmeiſter ge- habt, viel incapabler geweſen, was rechtes in der Welt hernach zu thun, als Leute, die ſich, ohne Hofmeiſter zu haben, mit Muͤhe durch die Welt bringen muͤſſen. Die Wahr- heit dieſer Poſition kan gar leicht re- monſtriret werden: Maßen, indem dergleichen Hofmeiſter vor ihre Untergebene, meiſtentheils alle Sor-
ge
<TEI><text><body><pbfacs="#f0038"n="16"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die <hirendition="#aq">II.</hi> Anmerckung.</hi></fw><lb/><divn="1"><head><hirendition="#b">Die <hirendition="#aq">II.</hi> Anmerckung.</hi></head><lb/><noteplace="left">Wie gute<lb/>
Hofmeiſter</note><p><hirendition="#in">S</hi>Cheinet es wohl ein groſſes<lb/><hirendition="#aq">Paradoxum</hi> zu ſeyn, wenn<lb/>
man ſagen wolte: Daß<lb/><notexml:id="ze"next="#ne"place="end"n="(e)"/><hirendition="#fr">Hofmeiſter,</hi> die ihren Unterge-<lb/>
benen ſehr ſorgfaͤltig und ſo wohl<lb/>
vorſtehen, daß ſie nicht allein der<lb/>
gegebenen <notexml:id="zf"next="#nf"place="end"n="(f)"/><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Inſtruction,</hi></hi>ſo viel<lb/>
moͤglich, nachkommen, ſondern auch<lb/>
von allen den Ruhm rechtſchaffe-<lb/>
ner Hofmeiſter davon getragen,<lb/>
dennoch eben hierdurch ihren Un-<lb/>
tergebenen groſſen Schaden gethan<lb/>
haben; So iſt doch gleichwohl dieſes<lb/>ſo wahr, daß ich oͤffters geſehen, wie<lb/><noteplace="left">ihren An-<lb/>
vertrauten</note>junge Leute, die gute Hofmeiſter ge-<lb/>
habt, viel <hirendition="#aq">incapabler</hi> geweſen, was<lb/>
rechtes in der Welt hernach zu thun,<lb/>
als Leute, die ſich, ohne Hofmeiſter<lb/>
zu haben, mit Muͤhe durch die<lb/>
Welt bringen muͤſſen. Die Wahr-<lb/>
heit dieſer <hirendition="#aq">Poſition</hi> kan gar leicht <hirendition="#aq">re-<lb/>
monſtri</hi>ret werden: Maßen, indem<lb/>
dergleichen Hofmeiſter vor ihre<lb/>
Untergebene, meiſtentheils alle Sor-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ge</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[16/0038]
Die II. Anmerckung.
Die II. Anmerckung.
SCheinet es wohl ein groſſes
Paradoxum zu ſeyn, wenn
man ſagen wolte: Daß
⁽e⁾
Hofmeiſter, die ihren Unterge-
benen ſehr ſorgfaͤltig und ſo wohl
vorſtehen, daß ſie nicht allein der
gegebenen
⁽f⁾
Inſtruction, ſo viel
moͤglich, nachkommen, ſondern auch
von allen den Ruhm rechtſchaffe-
ner Hofmeiſter davon getragen,
dennoch eben hierdurch ihren Un-
tergebenen groſſen Schaden gethan
haben; So iſt doch gleichwohl dieſes
ſo wahr, daß ich oͤffters geſehen, wie
junge Leute, die gute Hofmeiſter ge-
habt, viel incapabler geweſen, was
rechtes in der Welt hernach zu thun,
als Leute, die ſich, ohne Hofmeiſter
zu haben, mit Muͤhe durch die
Welt bringen muͤſſen. Die Wahr-
heit dieſer Poſition kan gar leicht re-
monſtriret werden: Maßen, indem
dergleichen Hofmeiſter vor ihre
Untergebene, meiſtentheils alle Sor-
ge
ihren An-
vertrauten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/38>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.