Bey der Diaet muß man unter- suchen, was wohl oder übel be- kommt.
WAs die vernünfftige Diaet anbe- langet, so muß vor allen Dingen dabey ein ieder Mensch sich selbst wohl untersuchen, was ihm von Natur zuwi- der ist oder nicht. Jmmassen was die- sem Menschen wohl bekommt, eben das- selbige dem andern Schaden thut. v. g. Käse ist eine Speise, derer sich millionen Menschen bedienen, und gleichwohl fin- den sich auch viele, welchen der Käse von Natur dermassen zuwider ist, daß selbiger, wenn er ihnen auch unwissend beygebracht worden, brechen und an- dere Leibes-Beschwehrungen erwecket. Und also begiebt es sich auch mit vielen andern Speisen, welche doch vor sich ge- sund und gut sind. So erfahren wir es auch an Thee und Caffee, indem einem der Thee, dem andern der Caffee bes- ser bekommt. Ja man höret fast täg- lich, daß gewisse Personen auf den Caffee, andere auf den Thee, offenbah- re kränckliche Zufälle empfinden. Und gleicher Weise ist es auch mit denen Ar- tzeneyen bekant: E. g. Biebergeil ist sehr viel so Manns- als Weibes-Per- sonen, vornehmlich in der Colica und
Mut-
K. Das I. Diætiſche Conſilium
Bey der Diæt muß man unter- ſuchen, was wohl oder uͤbel be- kommt.
WAs die vernuͤnfftige Diæt anbe- langet, ſo muß vor allen Dingen dabey ein ieder Menſch ſich ſelbſt wohl unterſuchen, was ihm von Natur zuwi- der iſt oder nicht. Jmmaſſen was die- ſem Menſchen wohl bekommt, eben daſ- ſelbige dem andern Schaden thut. v. g. Kaͤſe iſt eine Speiſe, derer ſich millionen Menſchen bedienen, und gleichwohl fin- den ſich auch viele, welchen der Kaͤſe von Natur dermaſſen zuwider iſt, daß ſelbiger, wenn er ihnen auch unwiſſend beygebracht worden, brechen und an- dere Leibes-Beſchwehrungen erwecket. Und alſo begiebt es ſich auch mit vielen andern Speiſen, welche doch vor ſich ge- ſund und gut ſind. So erfahren wir es auch an Thée und Caffée, indem einem der Thée, dem andern der Caffée beſ- ſer bekommt. Ja man hoͤret faſt taͤg- lich, daß gewiſſe Perſonen auf den Caffée, andere auf den Thée, offenbah- re kraͤnckliche Zufaͤlle empfinden. Und gleicher Weiſe iſt es auch mit denen Ar- tzeneyen bekant: E. g. Biebergeil iſt ſehr viel ſo Manns- als Weibes-Per- ſonen, vornehmlich in der Colica und
Mut-
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K. Das I. Diætiſche Conſilium
WAs die vernuͤnfftige Diæt anbe-
langet, ſo muß vor allen Dingen
dabey ein ieder Menſch ſich ſelbſt wohl
unterſuchen, was ihm von Natur zuwi-
der iſt oder nicht. Jmmaſſen was die-
ſem Menſchen wohl bekommt, eben daſ-
ſelbige dem andern Schaden thut. v. g.
Kaͤſe iſt eine Speiſe, derer ſich millionen
Menſchen bedienen, und gleichwohl fin-
den ſich auch viele, welchen der Kaͤſe
von Natur dermaſſen zuwider iſt, daß
ſelbiger, wenn er ihnen auch unwiſſend
beygebracht worden, brechen und an-
dere Leibes-Beſchwehrungen erwecket.
Und alſo begiebt es ſich auch mit vielen
andern Speiſen, welche doch vor ſich ge-
ſund und gut ſind. So erfahren wir es
auch an Thée und Caffée, indem einem
der Thée, dem andern der Caffée beſ-
ſer bekommt. Ja man hoͤret faſt taͤg-
lich, daß gewiſſe Perſonen auf den
Caffée, andere auf den Thée, offenbah-
re kraͤnckliche Zufaͤlle empfinden. Und
gleicher Weiſe iſt es auch mit denen Ar-
tzeneyen bekant: E. g. Biebergeil iſt
ſehr viel ſo Manns- als Weibes-Per-
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Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/334>, abgerufen am 22.11.2024.
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