Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.Die I. Anmerckung. (b) tzers kurtzer Hand-Griff durch einen eintzi-gen Haupt-Satz den Kern heiliger Schrifft und reine Theologie leicht zu fassen; und dergleichen vorgetragen werden. Hierbeykommt es auf den Lehrenden hauptsäch- lich an. kommt es auf des Lehrenden guten Willen und Capacität, in Ansehung der Wissen- schafft und Methode, hauptsächlich an: Daß er derer Lernenden Gedächtniß nicht ohne Noth mit allzuvielem memoriren be- schwehre; sondern der Memorie durch fleißiges Repetiren zu Hülffe zu kommen, und deroselben Judicium, nach Erklärung des Dicti biblici, oder eines Kern-Spruchs, den sie gelernet haben, durch allerhand Fra- gen dergestalt zu üben suche, damit sie eine Sache cum judicio sich imprimiren lernen.Deren Me<supplied>-</supplied> thode, Alle in erwehnten Büchern angeführte Sprüche müssen fleißig in der Bibel nach- geschlagen, und von dem Docente ange- wiesen werden, wie und was vor einen Lehr- Satz das aufgesuchte Dictum beweise, und daß es nicht genung sey, daß man den Spruch nach dessen Wort-Verstande wohl verstehe und auswendig gelernet ha- be; sondern auch, daß man dessen Krafft in der Seele empfinde, und denselben in seinem Leben zu practiciren schuldig sey; also iedes- mahl cum Theoria Praxin zu verbinden, und solchergestalt bey Zeiten den Grund zu einem thätigen Christenthum zu legen, al- len Fleiß anwende. Auf diese Weise wer- Die I. Anmerckung. (b) tzers kurtzer Hand-Griff durch einen eintzi-gen Haupt-Satz den Kern heiliger Schrifft und reine Theologie leicht zu faſſen; und dergleichen vorgetragen werden. Hierbeykommt es auf den Lehrenden hauptſaͤch- lich an. kommt es auf des Lehrenden guten Willen und Capacitaͤt, in Anſehung der Wiſſen- ſchafft und Methode, hauptſaͤchlich an: Daß er derer Lernenden Gedaͤchtniß nicht ohne Noth mit allzuvielem memoriren be- ſchwehre; ſondern der Memorie durch fleißiges Repetiren zu Huͤlffe zu kommen, und deroſelben Judicium, nach Erklaͤrung des Dicti biblici, oder eines Kern-Spruchs, den ſie gelernet haben, durch allerhand Fra- gen dergeſtalt zu uͤben ſuche, damit ſie eine Sache cum judicio ſich imprimiren lernen.Deren Me<supplied>-</supplied> thode, Alle in erwehnten Buͤchern angefuͤhrte Spruͤche muͤſſen fleißig in der Bibel nach- geſchlagen, und von dem Docente ange- wieſen werden, wie und was vor einen Lehr- Satz das aufgeſuchte Dictum beweiſe, und daß es nicht genung ſey, daß man den Spruch nach deſſen Wort-Verſtande wohl verſtehe und auswendig gelernet ha- be; ſondern auch, daß man deſſen Krafft in der Seele empfinde, und denſelben in ſeinem Leben zu practiciren ſchuldig ſey; alſo iedes- mahl cum Theoria Praxin zu verbinden, und ſolchergeſtalt bey Zeiten den Grund zu einem thaͤtigen Chriſtenthum zu legen, al- len Fleiß anwende. Auf dieſe Weiſe wer- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <note xml:id="nb" prev="#zb" place="end" n="(b)"><pb facs="#f0033" n="11"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">I.</hi> Anmerckung. <hi rendition="#aq">(b)</hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">tzers</hi> kurtzer Hand-Griff durch einen eintzi-<lb/> gen Haupt-Satz den Kern heiliger Schrifft<lb/> und reine <hi rendition="#aq">Theologi</hi>e leicht zu faſſen; und<lb/> dergleichen vorgetragen werden. 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Die I. Anmerckung. (b)
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tzers kurtzer Hand-Griff durch einen eintzi-
gen Haupt-Satz den Kern heiliger Schrifft
und reine Theologie leicht zu faſſen; und
dergleichen vorgetragen werden. Hierbey
kommt es auf des Lehrenden guten Willen
und Capacitaͤt, in Anſehung der Wiſſen-
ſchafft und Methode, hauptſaͤchlich an:
Daß er derer Lernenden Gedaͤchtniß nicht
ohne Noth mit allzuvielem memoriren be-
ſchwehre; ſondern der Memorie durch
fleißiges Repetiren zu Huͤlffe zu kommen,
und deroſelben Judicium, nach Erklaͤrung
des Dicti biblici, oder eines Kern-Spruchs,
den ſie gelernet haben, durch allerhand Fra-
gen dergeſtalt zu uͤben ſuche, damit ſie eine
Sache cum judicio ſich imprimiren lernen.
Alle in erwehnten Buͤchern angefuͤhrte
Spruͤche muͤſſen fleißig in der Bibel nach-
geſchlagen, und von dem Docente ange-
wieſen werden, wie und was vor einen Lehr-
Satz das aufgeſuchte Dictum beweiſe, und
daß es nicht genung ſey, daß man den
Spruch nach deſſen Wort-Verſtande
wohl verſtehe und auswendig gelernet ha-
be; ſondern auch, daß man deſſen Krafft in
der Seele empfinde, und denſelben in ſeinem
Leben zu practiciren ſchuldig ſey; alſo iedes-
mahl cum Theoria Praxin zu verbinden,
und ſolchergeſtalt bey Zeiten den Grund zu
einem thaͤtigen Chriſtenthum zu legen, al-
len Fleiß anwende. Auf dieſe Weiſe wer-
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