Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.Die XXX. Anmerckung. (xx) Reim-Kunst Eingriff zu thun, so gut als ich kan, mitzu theilen: GJb GOtt, was GOttes ist, und du ihm schuldig bist, Dem Kayser Schoß und Zoll, und was ihm sonst ge- bühret. Bezeige in der That, du seyst ein wahrer Christ, Bey dem man iederzeit des Glaubens-Früchte spüh- ret. Erlerne doch die Kunst vernünfftig umzugehn Mit Höhern, Niedrigern und deines gleichen Leuten. Brich deinen Eigensinn, und lerne wohl verstehn Die Mittel, welche dir der Seelen Ruh bereiten. Bediene dich hiernechst der edlen Mäßigkeit: Jn Speiß, in Tranck, in Ruh, und wenn du dich be- wegest: Jß und trinck ordentlich zu der bestimmten Zeit, Und daß du nüchtern seyst, wenn du dich schlafen legest. Geh' aus der Wärme nicht in allzukalte Lufft, Man muß sich nach nach erwärmen und erkühlen, Wer aus der Hitze geht in eine kühle Grufft, Der wird den Schaden bald an seinem Cörper füh- len. Die Regung des Gemüths: Zorn, Liebe, Kummer, Schreck, Haß, Furcht und Traurigkeit, nebst andern Marter- Dingen, Die schaffe gäntzlich ab und aus dem Hertzen weg, Weil sie nur allzufrüh den Leib zum Grabe bringen. Wenn P 2
Die XXX. Anmerckung. (xx) Reim-Kunſt Eingriff zu thun, ſo gut als ich kan, mitzu theilen: GJb GOtt, was GOttes iſt, und du ihm ſchuldig biſt, Dem Kayſer Schoß und Zoll, und was ihm ſonſt ge- buͤhret. Bezeige in der That, du ſeyſt ein wahrer Chriſt, Bey dem man iederzeit des Glaubens-Fruͤchte ſpuͤh- ret. Erlerne doch die Kunſt vernuͤnfftig umzugehn Mit Hoͤhern, Niedrigern und deines gleichen Leuten. Brich deinen Eigenſinn, und lerne wohl verſtehn Die Mittel, welche dir der Seelen Ruh bereiten. Bediene dich hiernechſt der edlen Maͤßigkeit: Jn Speiß, in Tranck, in Ruh, und wenn du dich be- wegeſt: Jß und trinck ordentlich zu der beſtimmten Zeit, Und daß du nuͤchtern ſeyſt, wenn du dich ſchlafen legeſt. Geh’ aus der Waͤrme nicht in allzukalte Lufft, Man muß ſich nach nach erwaͤrmen und erkuͤhlen, Wer aus der Hitze geht in eine kuͤhle Grufft, Der wird den Schaden bald an ſeinem Coͤrper fuͤh- len. Die Regung des Gemuͤths: Zorn, Liebe, Kummer, Schreck, Haß, Furcht und Traurigkeit, nebſt andern Marter- Dingen, Die ſchaffe gaͤntzlich ab und aus dem Hertzen weg, Weil ſie nur allzufruͤh den Leib zum Grabe bringen. Wenn P 2
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Die XXX. Anmerckung. (xx)
⁽xx⁾
Reim-Kunſt Eingriff zu thun, ſo gut als ich kan, mit
zu theilen:
GJb GOtt, was GOttes iſt, und du ihm ſchuldig
biſt,
Dem Kayſer Schoß und Zoll, und was ihm ſonſt ge-
buͤhret.
Bezeige in der That, du ſeyſt ein wahrer Chriſt,
Bey dem man iederzeit des Glaubens-Fruͤchte ſpuͤh-
ret.
Erlerne doch die Kunſt vernuͤnfftig umzugehn
Mit Hoͤhern, Niedrigern und deines gleichen Leuten.
Brich deinen Eigenſinn, und lerne wohl verſtehn
Die Mittel, welche dir der Seelen Ruh bereiten.
Bediene dich hiernechſt der edlen Maͤßigkeit:
Jn Speiß, in Tranck, in Ruh, und wenn du dich be-
wegeſt:
Jß und trinck ordentlich zu der beſtimmten Zeit,
Und daß du nuͤchtern ſeyſt, wenn du dich ſchlafen legeſt.
Geh’ aus der Waͤrme nicht in allzukalte Lufft,
Man muß ſich nach nach erwaͤrmen und erkuͤhlen,
Wer aus der Hitze geht in eine kuͤhle Grufft,
Der wird den Schaden bald an ſeinem Coͤrper fuͤh-
len.
Die Regung des Gemuͤths: Zorn, Liebe, Kummer,
Schreck,
Haß, Furcht und Traurigkeit, nebſt andern Marter-
Dingen,
Die ſchaffe gaͤntzlich ab und aus dem Hertzen weg,
Weil ſie nur allzufruͤh den Leib zum Grabe bringen.
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