Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.Die XIX. Anmerckung. (ee) mancher der Sache zu viel thut, alles dasVermögendarein ste- cken; Seinige an Bücher wendet, auch solche wohl gar mit Schulden kauffet, und end- lich die Creditores zu befriedigen, eines nach dem andern offt mit Verlust wieder zu ver- kauffen genöthiget wird, und zuletzt nach sei- nem Tode, seiner armen Wittbe und sei- nen verwaysten Kindern, keinen Heller baa- res Geldes, aber wohl etliche Kammern voll Bücher hinterläßt, welche sie hernach, um das liebe Brod zu haben, in Auctionibus oder sonsten vereintzeln lassen müssen. Gros- se Bibliothequen gehören vor grosse Herrensondern in öffentli- chen Bi- bliothe- quen sich Raths er- holen; und vor grosse Städte, Ritter-Academien und Universitäten, darinnen man denen Ge- lehrten sich Raths zu erhohlen, alle zulängli- che Zeit und Freyheit vergönnen solte. Und will iemand vor einen Mann, der grosse Le- cture hat, und seine Schrifften mit Allega- tis prächtig anzufüllen geschickt ist, passiren, der findet darzu in denen öffentlichen Biblio- thequen die beste Gelegenhenheit. Jch meines Ortes dächte, wenn ein Gelehrteroder auf eine andere Art zu helf- fen bemü- hen soll. folgenden ohnmaaßgeblichen Rath practicir- te: Daß er nehmlich aus etlichen Dutzend guter Bücher und importanter Wercke, die er selbst hat, das ihm dienliche excerpirte und richtig allegirte, hernach vor dieselben wie- der andere dergleichen einhandelte, und es mit diesen eben so wie mit denen vorigen machte: So könte er mit einer Bibliotheque Die XIX. Anmerckung. (ee) mancher der Sache zu viel thut, alles dasVermoͤgendarein ſte- cken; Seinige an Buͤcher wendet, auch ſolche wohl gar mit Schulden kauffet, und end- lich die Creditores zu befriedigen, eines nach dem andern offt mit Verluſt wieder zu ver- kauffen genoͤthiget wird, und zuletzt nach ſei- nem Tode, ſeiner armen Wittbe und ſei- nen verwayſten Kindern, keinen Heller baa- res Geldes, aber wohl etliche Kammern voll Buͤcher hinterlaͤßt, welche ſie hernach, um das liebe Brod zu haben, in Auctionibus oder ſonſten vereintzeln laſſen muͤſſen. Groſ- ſe Bibliothequen gehoͤren vor groſſe Herrenſondern in oͤffentli- chen Bi- bliothe- quen ſich Raths er- holen; und vor groſſe Staͤdte, Ritter-Academien und Univerſitaͤten, darinnen man denen Ge- lehrten ſich Raths zu erhohlen, alle zulaͤngli- che Zeit und Freyheit vergoͤnnen ſolte. Und will iemand vor einen Mann, der groſſe Le- cture hat, und ſeine Schrifften mit Allega- tis praͤchtig anzufuͤllen geſchickt iſt, paſſiren, der findet darzu in denen oͤffentlichen Biblio- thequen die beſte Gelegenhenheit. Jch meines Ortes daͤchte, wenn ein Gelehrteroder auf eine andere Art zu helf- fen bemuͤ- hen ſoll. folgenden ohnmaaßgeblichen Rath practicir- te: Daß er nehmlich aus etlichen Dutzend guter Buͤcher und importanter Wercke, die er ſelbſt hat, das ihm dienliche excerpirte und richtig allegirte, hernach vor dieſelben wie- der andere dergleichen einhandelte, und es mit dieſen eben ſo wie mit denen vorigen machte: So koͤnte er mit einer Bibliotheque <TEI> <text> <body> <div n="1"> <note xml:id="nee" prev="#zee" place="end" n="(ee)"><pb facs="#f0177" n="155"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">XIX.</hi> Anmerckung. 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Die XIX. Anmerckung. (ee)
⁽ee⁾
mancher der Sache zu viel thut, alles das
Seinige an Buͤcher wendet, auch ſolche
wohl gar mit Schulden kauffet, und end-
lich die Creditores zu befriedigen, eines nach
dem andern offt mit Verluſt wieder zu ver-
kauffen genoͤthiget wird, und zuletzt nach ſei-
nem Tode, ſeiner armen Wittbe und ſei-
nen verwayſten Kindern, keinen Heller baa-
res Geldes, aber wohl etliche Kammern
voll Buͤcher hinterlaͤßt, welche ſie hernach,
um das liebe Brod zu haben, in Auctionibus
oder ſonſten vereintzeln laſſen muͤſſen. Groſ-
ſe Bibliothequen gehoͤren vor groſſe Herren
und vor groſſe Staͤdte, Ritter-Academien
und Univerſitaͤten, darinnen man denen Ge-
lehrten ſich Raths zu erhohlen, alle zulaͤngli-
che Zeit und Freyheit vergoͤnnen ſolte. Und
will iemand vor einen Mann, der groſſe Le-
cture hat, und ſeine Schrifften mit Allega-
tis praͤchtig anzufuͤllen geſchickt iſt, paſſiren,
der findet darzu in denen oͤffentlichen Biblio-
thequen die beſte Gelegenhenheit. Jch
meines Ortes daͤchte, wenn ein Gelehrter
folgenden ohnmaaßgeblichen Rath practicir-
te: Daß er nehmlich aus etlichen Dutzend
guter Buͤcher und importanter Wercke, die
er ſelbſt hat, das ihm dienliche excerpirte und
richtig allegirte, hernach vor dieſelben wie-
der andere dergleichen einhandelte, und es
mit dieſen eben ſo wie mit denen vorigen
machte: So koͤnte er mit einer Bibliotheque
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