Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.Die VII. Anmerckung. (r) Exterieur die Leute beurtheilet, zu recom-mendiren; und hiernechst durch eine mode- rate Motion die Gesundheit zu conserviren. Es müssen aber die innerlichen Qvalitäten, als die Erkäntniß und Beurtheilung der Wahrheit, die Weißheit, die Gerech- tigkeit, die Klugheit nebst deren Frucht, welche die Vergnügung und Zufriedenheit, des Gemüths ist, ihnen in keinerley Weise und wie weit sie solche nu- tzen kön- nen, ange- wiesen wer- den.nachgesetzet werden. Vor einen Cavalier, der nicht von dem Degen, sondern von Stu- diis hauptsächlich Fait machen will, ist schon genung, wenn er von denen Exercitiis Cor- poris so viel gelernet hat, daß er bey vorfal- lenden Gelegenheiten, in lustigen Gesell- schafften, auf Hochzeiten, privat und öffent- lichen Bällen, manierlich und ungezwungen mit tantzen; im Fall der Noth seine Ehre und seinen Leib defendiren, und sein Pferd gut soldatisch reiten kan. Vor allen Dingen aber muß man sich hierbey vor denen höchstschädlichen und un- angenehmen Petit-Maitre affectirten gesti- bus hüten, und alles mit einer bonne grace, und einem bel air thun lernen, nach des Comte de Bussy Rabutin, in einem seiner Briefen befindlichen Sentence: La bonne grace & le bel air est au corps ce que le bon sens, & l'esprit est a l'ame. Hierbey recommendire die sämmtlichen Theile des geöffneten Ritter-Platzes, darinnen ein Ca- Die VII. Anmerckung. (r) Exterieur die Leute beurtheilet, zu recom-mendiren; und hiernechſt durch eine mode- rate Motion die Geſundheit zu conſerviren. Es muͤſſen aber die innerlichen Qvalitaͤten, als die Erkaͤntniß und Beurtheilung der Wahrheit, die Weißheit, die Gerech- tigkeit, die Klugheit nebſt deren Frucht, welche die Vergnuͤgung und Zufriedenheit, des Gemuͤths iſt, ihnen in keinerley Weiſe und wie weit ſie ſolche nu- tzen koͤn- nen, ange- wieſen weꝛ- den.nachgeſetzet werden. Vor einen Cavalier, der nicht von dem Degen, ſondern von Stu- diis hauptſaͤchlich Fait machen will, iſt ſchon genung, wenn er von denen Exercitiis Cor- poris ſo viel gelernet hat, daß er bey vorfal- lenden Gelegenheiten, in luſtigen Geſell- ſchafften, auf Hochzeiten, privat und oͤffent- lichen Baͤllen, manierlich und ungezwungen mit tantzen; im Fall der Noth ſeine Ehre und ſeinen Leib defendiren, und ſein Pferd gut ſoldatiſch reiten kan. Vor allen Dingen aber muß man ſich hierbey vor denen hoͤchſtſchaͤdlichen und un- angenehmen Petit-Maitre affectirten geſti- bus huͤten, und alles mit einer bonne grace, und einem bel air thun lernen, nach des Comte de Buſſy Rabutin, in einem ſeiner Briefen befindlichen Sentence: La bonne grace & le bel air eſt au corps ce que le bon ſens, & l’eſprit eſt à l’ame. Hierbey recommendire die ſaͤmmtlichen Theile des geoͤffneten Ritter-Platzes, darinnen ein Ca- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <note xml:id="nr" prev="#zr" place="end" n="(r)"><pb facs="#f0126" n="104"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">VII.</hi> Anmerckung. <hi rendition="#aq">(r)</hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Exterieur</hi> die Leute beurtheilet, zu <hi rendition="#aq">recom-<lb/> mendi</hi>ren; und hiernechſt durch eine <hi rendition="#aq">mode-<lb/> rate Motion</hi> die Geſundheit zu <hi rendition="#aq">conſervi</hi>ren.<lb/> Es muͤſſen aber die innerlichen Qvalitaͤten,<lb/> als die Erkaͤntniß und Beurtheilung der<lb/> Wahrheit, die Weißheit, die Gerech-<lb/> tigkeit, die Klugheit nebſt deren Frucht,<lb/> welche die Vergnuͤgung und Zufriedenheit,<lb/> des Gemuͤths iſt, ihnen in keinerley Weiſe<lb/><note place="left">und wie<lb/> weit ſie<lb/> ſolche nu-<lb/> tzen koͤn-<lb/> nen, ange-<lb/> wieſen weꝛ-<lb/> den.</note>nachgeſetzet werden. 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Die VII. Anmerckung. (r)
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Exterieur die Leute beurtheilet, zu recom-
mendiren; und hiernechſt durch eine mode-
rate Motion die Geſundheit zu conſerviren.
Es muͤſſen aber die innerlichen Qvalitaͤten,
als die Erkaͤntniß und Beurtheilung der
Wahrheit, die Weißheit, die Gerech-
tigkeit, die Klugheit nebſt deren Frucht,
welche die Vergnuͤgung und Zufriedenheit,
des Gemuͤths iſt, ihnen in keinerley Weiſe
nachgeſetzet werden. Vor einen Cavalier,
der nicht von dem Degen, ſondern von Stu-
diis hauptſaͤchlich Fait machen will, iſt ſchon
genung, wenn er von denen Exercitiis Cor-
poris ſo viel gelernet hat, daß er bey vorfal-
lenden Gelegenheiten, in luſtigen Geſell-
ſchafften, auf Hochzeiten, privat und oͤffent-
lichen Baͤllen, manierlich und ungezwungen
mit tantzen; im Fall der Noth ſeine Ehre
und ſeinen Leib defendiren, und ſein Pferd
gut ſoldatiſch reiten kan.
Vor allen Dingen aber muß man ſich
hierbey vor denen hoͤchſtſchaͤdlichen und un-
angenehmen Petit-Maitre affectirten geſti-
bus huͤten, und alles mit einer bonne grace,
und einem bel air thun lernen, nach des
Comte de Buſſy Rabutin, in einem ſeiner
Briefen befindlichen Sentence: La bonne
grace & le bel air eſt au corps ce que le
bon ſens, & l’eſprit eſt à l’ame. Hierbey
recommendire die ſaͤmmtlichen Theile des
geoͤffneten Ritter-Platzes, darinnen ein Ca-
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