Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.Die V. Anmerckung. (n) vor das, vor was er sich ausgiebet, und sieofferiren hierauf ihre willige Dienste zu allem dem, was ihm an Ort und Stelle dienlich und angenehm seyn kan; Laden ihn, wo nicht bey der ersten Visite, doch künfftig hin zur Tafel ein; Da er denn deroselben Gemahlinnen, und Fräulein Tochter, auch wohl andere vornehme Gä- ste beyderley Geschlechtes, kennen lernet. Nach der Tafel wird er zu einem a l'hombre- oder Picquet - Spiel gezogen, wobey er sich durch seine Conduite denen Damen zu recommmendiren Anlaß be- Zwey oder drey vor- nehme Häuser sind ge- nung;kommt. Jst er nun in zwey oder drey dergleichen vornehmen Häusern bekant, so muß er solche Bekantschafft auf alle Wei- se zu cultiviren suchen, und sich nicht unter- stehen durch allzulang ausgesetzte Visiten und mittlerweile etwan gemachte Con- wie man solche me- nagiren muß,noissancen mit Cocquetten, oder wohl gar durch eine angenommene Maitresse, zu disgoustiren und sich bey ihnen in Discredit zu setzen. wird durch ein merck- würdiges Exempel illustriret.Jch muß auch hier ein merckwürdiges Exempel, das Anno 1714. in Paris passir- te, kürtzlich anführen: Es lebte damahls noch Madame la Douairiere d'Orleans, wel- che, wie bekannt, eine Pfältzische Printzes- sin war, und sonderlich Teutschen reisenden Cavaliers, wann sie vorhero durch ihre O- brist-Hofmeisterin, Madame la Duchesse de Die V. Anmerckung. (n) vor das, vor was er ſich ausgiebet, und ſieofferiren hierauf ihre willige Dienſte zu allem dem, was ihm an Ort und Stelle dienlich und angenehm ſeyn kan; Laden ihn, wo nicht bey der erſten Viſite, doch kuͤnfftig hin zur Tafel ein; Da er denn deroſelben Gemahlinnen, und Fraͤulein Tochter, auch wohl andere vornehme Gaͤ- ſte beyderley Geſchlechtes, kennen lernet. Nach der Tafel wird er zu einem à l’hombre- oder Picquet ‒ Spiel gezogen, wobey er ſich durch ſeine Conduite denen Damen zu recommmendiren Anlaß be- Zwey oder drey vor- nehme Haͤuſer ſind ge- nung;kommt. Jſt er nun in zwey oder drey dergleichen vornehmen Haͤuſern bekant, ſo muß er ſolche Bekantſchafft auf alle Wei- ſe zu cultiviren ſuchen, und ſich nicht unter- ſtehen durch allzulang ausgeſetzte Viſiten und mittlerweile etwan gemachte Con- wie man ſolche me- nagiren muß,noiſſancen mit Cocquetten, oder wohl gar durch eine angenommene Maitreſſe, zu diſgouſtiren und ſich bey ihnen in Diſcredit zu ſetzen. wird durch ein merck- wuͤrdiges Exempel illuſtriret.Jch muß auch hier ein merckwuͤrdiges Exempel, das Anno 1714. in Paris paſſir- te, kuͤrtzlich anfuͤhren: Es lebte damahls noch Madame la Douairiere d’Orleans, wel- che, wie bekannt, eine Pfaͤltziſche Printzeſ- ſin war, und ſonderlich Teutſchen reiſenden Cavaliers, wann ſie vorhero durch ihre O- briſt-Hofmeiſterin, Madame la Ducheſſe de <TEI> <text> <body> <div n="1"> <note xml:id="nn" prev="#zn" place="end" n="(n)"><pb facs="#f0116" n="94"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die <hi rendition="#aq">V.</hi> Anmerckung. <hi rendition="#aq">(n)</hi></hi></fw><lb/> vor das, vor was er ſich ausgiebet, und ſie<lb/><hi rendition="#aq">offeri</hi>ren hierauf ihre willige Dienſte zu<lb/> allem dem, was ihm an Ort und Stelle<lb/> dienlich und angenehm ſeyn kan; Laden<lb/> ihn, wo nicht bey der erſten <hi rendition="#aq">Viſite,</hi> doch<lb/> kuͤnfftig hin zur Tafel ein; Da er denn<lb/> deroſelben Gemahlinnen, und Fraͤulein<lb/> Tochter, auch wohl andere vornehme Gaͤ-<lb/> ſte beyderley Geſchlechtes, kennen lernet.<lb/> Nach der Tafel wird er zu einem <hi rendition="#aq">à<lb/> l’hombre-</hi> oder <hi rendition="#aq">Picquet</hi> ‒ Spiel gezogen,<lb/> wobey er ſich durch ſeine <hi rendition="#aq">Conduite</hi> denen<lb/><hi rendition="#aq">Damen</hi> zu <hi rendition="#aq">recommmendi</hi>ren Anlaß be-<lb/><note place="left">Zwey oder<lb/> drey vor-<lb/> nehme<lb/> Haͤuſer<lb/> ſind ge-<lb/> nung;</note>kommt. 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Die V. Anmerckung. (n)
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vor das, vor was er ſich ausgiebet, und ſie
offeriren hierauf ihre willige Dienſte zu
allem dem, was ihm an Ort und Stelle
dienlich und angenehm ſeyn kan; Laden
ihn, wo nicht bey der erſten Viſite, doch
kuͤnfftig hin zur Tafel ein; Da er denn
deroſelben Gemahlinnen, und Fraͤulein
Tochter, auch wohl andere vornehme Gaͤ-
ſte beyderley Geſchlechtes, kennen lernet.
Nach der Tafel wird er zu einem à
l’hombre- oder Picquet ‒ Spiel gezogen,
wobey er ſich durch ſeine Conduite denen
Damen zu recommmendiren Anlaß be-
kommt. Jſt er nun in zwey oder drey
dergleichen vornehmen Haͤuſern bekant, ſo
muß er ſolche Bekantſchafft auf alle Wei-
ſe zu cultiviren ſuchen, und ſich nicht unter-
ſtehen durch allzulang ausgeſetzte Viſiten
und mittlerweile etwan gemachte Con-
noiſſancen mit Cocquetten, oder wohl gar
durch eine angenommene Maitreſſe, zu
diſgouſtiren und ſich bey ihnen in Diſcredit zu
ſetzen.
Jch muß auch hier ein merckwuͤrdiges
Exempel, das Anno 1714. in Paris paſſir-
te, kuͤrtzlich anfuͤhren: Es lebte damahls
noch Madame la Douairiere d’Orleans, wel-
che, wie bekannt, eine Pfaͤltziſche Printzeſ-
ſin war, und ſonderlich Teutſchen reiſenden
Cavaliers, wann ſie vorhero durch ihre O-
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