Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.[Spaltenumbruch] Räh und Brot durch einander, zerlassetes in einem Tiegel mit Butter, und schlagt es dem Roß auf das wärmste ein. Bey der Wartung derer mit der Rähe behafteten Pferde, ist folgendes zu beobach- ten: Erstlich soll der Stall, darinn sie stehen, mittelmäßig warm und trocken seyn, wenig Futter, auch weder Haber noch Gersten, son- dern Gras, mit Salniter gespreng- tes Heu, Lattich, Mangolt, Kleyen- Klümplein etc. soll man ihnen ge- ben. Das Geträncke soll auch wenig und laulicht, mit Gersten- Mehl, Kleyen, Hollunder-Wurtz oder dergleichen Rinden, und At- tich abgesotten, mit Saffran ver- mischet seyn. Das Pferd soll warm zugedeckt, und oft geritten oder geführet werden. Wenn ei- nem Pferd Eisenkraut, so gegen das Ende des Augusti, oder zu Anfang des Septembers gebro- chen, und Beyfuß an das Mund- Stücke gebunden wird, oder so man des Morgens, wenn man ausreiten will, ein gutes Stück- gen von einer Muscaten beisset, es käuet, und dem Pferd in die Nasen-Löcher streichet, wird sich ein soches Pferd nicht verfan- gen. Rähmen, Rahmen, Sagen die Jäger bey der Ha- Räpfen, Jst wie ein Straubhuf, und wenn Räu nicht, sondern die Rauden sindtrocken, und wanns auf eine voll- brachte Reise wieder stehet, so zie- hen die Rauden an, thun ihm wehe, und hincket, bis es ein we- nig erwärmet, als ob es spätig wäre. Nehmet derohalben Ho- nig und Baum-Oel gleich viel, wärmet es mit einander und be- streicht die Räpfen, so fallen sie ab von Grund aus. s. Rappen. Räude, Räudigkeit, Jst ein bekannter und unfläti- dar-
[Spaltenumbruch] Raͤh und Brot durch einander, zerlaſſetes in einem Tiegel mit Butter, und ſchlagt es dem Roß auf das waͤrmſte ein. Bey der Wartung derer mit der Raͤhe behafteten Pferde, iſt folgendes zu beobach- ten: Erſtlich ſoll der Stall, darinn ſie ſtehen, mittelmaͤßig warm und trocken ſeyn, wenig Futter, auch weder Haber noch Gerſten, ſon- dern Gras, mit Salniter geſpreng- tes Heu, Lattich, Mangolt, Kleyen- Kluͤmplein ꝛc. ſoll man ihnen ge- ben. Das Getraͤncke ſoll auch wenig und laulicht, mit Gerſten- Mehl, Kleyen, Hollunder-Wurtz oder dergleichen Rinden, und At- tich abgeſotten, mit Saffran ver- miſchet ſeyn. Das Pferd ſoll warm zugedeckt, und oft geritten oder gefuͤhret werden. Wenn ei- nem Pferd Eiſenkraut, ſo gegen das Ende des Auguſti, oder zu Anfang des Septembers gebro- chen, und Beyfuß an das Mund- Stuͤcke gebunden wird, oder ſo man des Morgens, wenn man ausreiten will, ein gutes Stuͤck- gen von einer Muſcaten beiſſet, es kaͤuet, und dem Pferd in die Naſen-Loͤcher ſtreichet, wird ſich ein ſoches Pferd nicht verfan- gen. Raͤhmen, Rahmen, Sagen die Jaͤger bey der Ha- Raͤpfen, Jſt wie ein Straubhuf, und wenn Raͤu nicht, ſondern die Rauden ſindtrocken, und wanns auf eine voll- brachte Reiſe wieder ſtehet, ſo zie- hen die Rauden an, thun ihm wehe, und hincket, bis es ein we- nig erwaͤrmet, als ob es ſpaͤtig waͤre. Nehmet derohalben Ho- nig und Baum-Oel gleich viel, waͤrmet es mit einander und be- ſtreicht die Raͤpfen, ſo fallen ſie ab von Grund aus. ſ. Rappen. Raͤude, Raͤudigkeit, Jſt ein bekannter und unflaͤti- dar-
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Raͤh
Raͤu
und Brot durch einander, zerlaſſet
es in einem Tiegel mit Butter,
und ſchlagt es dem Roß auf das
waͤrmſte ein. Bey der Wartung
derer mit der Raͤhe behafteten
Pferde, iſt folgendes zu beobach-
ten: Erſtlich ſoll der Stall, darinn
ſie ſtehen, mittelmaͤßig warm und
trocken ſeyn, wenig Futter, auch
weder Haber noch Gerſten, ſon-
dern Gras, mit Salniter geſpreng-
tes Heu, Lattich, Mangolt, Kleyen-
Kluͤmplein ꝛc. ſoll man ihnen ge-
ben. Das Getraͤncke ſoll auch
wenig und laulicht, mit Gerſten-
Mehl, Kleyen, Hollunder-Wurtz
oder dergleichen Rinden, und At-
tich abgeſotten, mit Saffran ver-
miſchet ſeyn. Das Pferd ſoll
warm zugedeckt, und oft geritten
oder gefuͤhret werden. Wenn ei-
nem Pferd Eiſenkraut, ſo gegen
das Ende des Auguſti, oder zu
Anfang des Septembers gebro-
chen, und Beyfuß an das Mund-
Stuͤcke gebunden wird, oder ſo
man des Morgens, wenn man
ausreiten will, ein gutes Stuͤck-
gen von einer Muſcaten beiſſet,
es kaͤuet, und dem Pferd in die
Naſen-Loͤcher ſtreichet, wird ſich
ein ſoches Pferd nicht verfan-
gen.
Raͤhmen, Rahmen,
Sagen die Jaͤger bey der Ha-
ſen-Jagd, wenn ein Hund einen
Haſen dergeſtalt einholet, daß er
ſich wenden muß.
Raͤpfen,
Jſt wie ein Straubhuf, und wenn
die wilden Raͤpffen an einem
Pferde ſetzen, ſo wirds oberhalb
des Preiſſes in den Feſſeln, auch
wol bey den Knien voll Rauden,
ſtieglicht und runtzlicht, waͤſſert
nicht, ſondern die Rauden ſind
trocken, und wanns auf eine voll-
brachte Reiſe wieder ſtehet, ſo zie-
hen die Rauden an, thun ihm
wehe, und hincket, bis es ein we-
nig erwaͤrmet, als ob es ſpaͤtig
waͤre. Nehmet derohalben Ho-
nig und Baum-Oel gleich viel,
waͤrmet es mit einander und be-
ſtreicht die Raͤpfen, ſo fallen ſie
ab von Grund aus. ſ. Rappen.
Raͤude, Raͤudigkeit,
Jſt ein bekannter und unflaͤti-
ger Gebrechen, welcher die Haut
gantz ſchuppigt, rauh, voller Ru-
fen und Kruſten machet, oder es
ſind kleine Geſchwaͤrlein, welche
die Haut durchnagen und beiſſen.
Es iſt dieſes eine erbliche und an-
ſteckende Kranckheit, und wo man
ein ſolches Pferd nicht von der
Weide oder aus dem Stall abſon-
dert, kan es alle andere damit
anſtecken, ja, wenn man ein Pferd
nur mit einer Striegel, Wiſch-
Tuch, Sattel oder Zaum anruͤh-
ret, welche zu einem ſolchen un-
reinen Pferde ſind gebraucht wor-
den, erben ſolche dieſe Kranck-
heit alsbalden. Es iſt aber die Raͤu-
de zweyerley, nemlich erſtlich die
Trockene, welche gantz keinen Ei-
ter fuͤhret, und den oberſten und
aͤuſſerſten Theil der Haut ein-
nimmt, und von etlichen die
ſchlechte und einfache Zittere oder
Geflecht genennet wird. Die an-
dere Raͤude iſt dick und feucht,
faſt tieff in die Haut hinein, und
wird der rechte Grind geheiſſen.
Die Raͤude entſtehet von vielen
und mancherley Feuchtigkeiten,
welche ihre Natur etlicher maſſen
verlaſſen, und ſich mit einander
vermiſchet haben, welches ieder-
mann aus des Grinds Rufen,
dar-
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