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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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Phy
und Atheisterey, auch dienet sie
dasjenige einzusehen, was zu Er-
haltung unsrer selbst nöthig ist.
Gehöret demnach mit unter die-
jenigen Stücken, welche ein Ca-
valier zu lernen und zu treiben
bemühet seyn soll.

Physionomie des chevaux,

Die äusserliche Merckzeichen
der Pferde. Ein freundlich und
liebliches Gesicht ist bey den Pfer-
den eine Anzeigung ihrer Liebe,
wie geneigt sie sind, des Reuters
Willen zu vollbringen; wie sie
dann auch im Gegentheil so saure
finstere Gesichter machen, die Au-
gen verdrehen, das Weisse dar-
innen sehen lassen, und die mit
ihnen umgehen, so übel ansehen
können, daß man ihre widrige Be-
zeigungen gleicher Gestalt bald
abnehmen kan, wobey die Wis-
senschafft deren viel prästiren kan,
welche sich auf den Unterscheid der
Physionomie, und deren Kenn-
zeichen oder Wirckungen ver-
stehen.

Pi,

Jst bey den Siamern eine scharf-
klingende Schallmey.

Piaffer, un cheval piaffeur,

Jst ein Pferd voll Feuer, un-
ruhig und hitzig, welches, weil es
zu viel Bewegung und groß Ver-
langen hat fortzueilen, und ie mehr
man Kräffte anwendet, solches
auf- und anzuhalten, ie mehr es
sich dieser Bewegung gebraucht,
und die Schenckel-Bügel hoch
wirfft, dabey brauset, schäumet,
springet, scharret, sich von einer
Seiten zur andern wendet, und
durch seine feurige Actiones sei-
nen Vigueur und Vermögen anzei-
get, welches einige Tantzen nen-
[Spaltenumbruch]

Pic
nen. Dergleichen Pferde, die von
Natur so feurig sind, und zum
Passegiren dressirt worden, werden
in Carrousselen, magnifiqven Auf-
zügen und Solennitäten, von ie-
derman bewundert.

Piano,

Jst ein musicalischer Terminus,
und bedeutet so viel, daß man mit
gelinder Stimme singen oder spie-
len solle, daß es gleichsam wie
ein Echo klinge. Piu-Piano noch
gelinder. Mezzo piano, mittel-
mäßig, nicht zu starck, und nicht
zu sanffte. Pianissimo, am aller-
gelindesten, daß es scheine, als
wenn die Stimme oder der Jn-
strumenten-Klang in die Lufft zer-
gienge.

Piccolomini,

Dieses Fürstliche Haus hat
zwar seinen Ursprung aus Rom,
sich aber nachgehends in Siena nie-
der gelassen, bis der aus demsel-
ben entsprossene AEneas Sylvius
1458 den Päbstlichen Thron be-
stieg. Octavius Piccolomini, Kay-
serlicher Feld-Marschall und 1649
Principal-Commissarius auf dem
zu Nürnberg wegen Execution
des Westphälischen Friedens ge-
haltenen Convent, ward 1654 von
Kayser Ferdinando III in des H.
Röm. Reichs Fürsten-Stand er-
hoben, und erhielt von dem Köni-
ge in Spanien das eingezogene
Hertzogthum Amalfi in Neapolis
wieder, starb aber 1656 ohne Er-
ben; daher er seines Bruders En-
ckel AEneam zum Erben der Fürst-
lichen Würde und des Hertzog-
thums Amalfi einsetzte: Nach des-
sen erblosen Tode sein Bruder
Laurentius succedirte, und das
noch blühende Geschlecht fort-
pflantzte. Sie besitzen auch eini-

ge
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Phy
und Atheiſterey, auch dienet ſie
dasjenige einzuſehen, was zu Er-
haltung unſrer ſelbſt noͤthig iſt.
Gehoͤret demnach mit unter die-
jenigen Stuͤcken, welche ein Ca-
valier zu lernen und zu treiben
bemuͤhet ſeyn ſoll.

Phyſionomie des chevaux,

Die aͤuſſerliche Merckzeichen
der Pferde. Ein freundlich und
liebliches Geſicht iſt bey den Pfer-
den eine Anzeigung ihrer Liebe,
wie geneigt ſie ſind, des Reuters
Willen zu vollbringen; wie ſie
dann auch im Gegentheil ſo ſaure
finſtere Geſichter machen, die Au-
gen verdrehen, das Weiſſe dar-
innen ſehen laſſen, und die mit
ihnen umgehen, ſo uͤbel anſehen
koͤnnen, daß man ihre widrige Be-
zeigungen gleicher Geſtalt bald
abnehmen kan, wobey die Wiſ-
ſenſchafft deren viel praͤſtiren kan,
welche ſich auf den Unterſcheid der
Phyſionomie, und deren Kenn-
zeichen oder Wirckungen ver-
ſtehen.

Pi,

Jſt bey den Siamern eine ſcharf-
klingende Schallmey.

Piaffer, un cheval piaffeur,

Jſt ein Pferd voll Feuer, un-
ruhig und hitzig, welches, weil es
zu viel Bewegung und groß Ver-
langen hat fortzueilen, und ie mehr
man Kraͤffte anwendet, ſolches
auf- und anzuhalten, ie mehr es
ſich dieſer Bewegung gebraucht,
und die Schenckel-Buͤgel hoch
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Seiten zur andern wendet, und
durch ſeine feurige Actiones ſei-
nen Vigueur und Vermoͤgen anzei-
get, welches einige Tantzen nen-
[Spaltenumbruch]

Pic
nen. Dergleichen Pferde, die von
Natur ſo feurig ſind, und zum
Paſſegiren dreſſirt worden, werden
in Carrouſſelen, magnifiqven Auf-
zuͤgen und Solennitaͤten, von ie-
derman bewundert.

Piano,

Jſt ein muſicaliſcher Terminus,
und bedeutet ſo viel, daß man mit
gelinder Stimme ſingen oder ſpie-
len ſolle, daß es gleichſam wie
ein Echo klinge. Piu-Piano noch
gelinder. Mezzo piano, mittel-
maͤßig, nicht zu ſtarck, und nicht
zu ſanffte. Pianiſſimo, am aller-
gelindeſten, daß es ſcheine, als
wenn die Stimme oder der Jn-
ſtrumenten-Klang in die Lufft zer-
gienge.

Piccolomini,

Dieſes Fuͤrſtliche Haus hat
zwar ſeinen Urſprung aus Rom,
ſich aber nachgehends in Siena nie-
der gelaſſen, bis der aus demſel-
ben entſproſſene Æneas Sylvius
1458 den Paͤbſtlichen Thron be-
ſtieg. Octavius Piccolomini, Kay-
ſerlicher Feld-Marſchall und 1649
Principal-Commiſſarius auf dem
zu Nuͤrnberg wegen Execution
des Weſtphaͤliſchen Friedens ge-
haltenen Convent, ward 1654 von
Kayſer Ferdinando III in des H.
Roͤm. Reichs Fuͤrſten-Stand er-
hoben, und erhielt von dem Koͤni-
ge in Spanien das eingezogene
Hertzogthum Amalfi in Neapolis
wieder, ſtarb aber 1656 ohne Er-
ben; daher er ſeines Bruders En-
ckel Æneam zum Erben der Fuͤrſt-
lichen Wuͤrde und des Hertzog-
thums Amalfi einſetzte: Nach deſ-
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Laurentius ſuccedirte, und das
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pflantzte. Sie beſitzen auch eini-

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/909>, abgerufen am 23.11.2024.