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Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742.

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und Durst mit saurer Mühe und
Arbeit gebändiget und zahm ge-
macht werden müssen. Die also
in der Wildniß aufgewachsene
und gefangene Pferde werden
Wildfänge genennet. Die zah-
men sind, welche von den Leuten
in Städten, auf dem Lande, oder
in den Stutereyen mit sonderli-
chem Fleiß erzogen, und von Ju-
gend auf zum menschlichen Ge-
brauch angewöhnet werden. Die

Farben der Pferde sind unter-
schiedlich: Man theilet sie ein in
Haupt-Farben und Neben-Far-
ben. Die Haupt-Farben, deren
vier sind, werden mit den vier
Elementen verglichen, die schwar-
tze mit der Erde, die weisse oder
Schimmel-Farb mit dem Wasser,
die Fuchs-Farbe mit dem Feuer,
und die braune mit der Lufft.
Schwartze Pferde oder Rappen
sind gemeiniglich von der Erde
melancholischer Complexion, und
daher zornig, träg, untreu, und
werden leicht scheu und kollerig.
Ein Rappe, dessen Augen schön
hell und Castanien-braun, ist viel-
weniger scheu, als ein Rappe mit
dunckeln und schwartzen Augen;
hat aber ein solcher noch darzu ei-
nen braunen Ring um den Aug-
Apffel, so mag man sich nicht nur
auf ein scheues, sondern auch auf
ein Pferd gefaßt machen, das
sich seiner Augen nicht lang wird
bedienen können. Die Spanier
halten auf ein Kohl- oder Raben-
schwartzes Pferd, so gantz kein
weisses Zeichen hat, sehr viel, und
daß darauf einem Reuter nichts
widerwärtiges begegne. Die
Frantzosen aber halten gerade das
Widerspiel, und also mehr auf
wohlgezeichnete schwartze Pferde.
Die Jtaliener sagen: Caval mo-
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rello, o tutto buono, o tutto fello:
Ein schwartzes Pferd ist entweder
ausbündig gut, oder gar nichts
nütze. Unter den weissen Pfer-
den oder Schimmeln, die man
von dem Element des Wassers
phlegmatischer Complexion hält,
daher auch etliche diese Farbe
gantz verwerffen, schätzet man die
Schneeweissen für die raresten,
sonderlich wenn sie roth-gefärbte
Schweiffe und Mähnen, auch
schwartze Augen und ein schwar-
tzes Geschröte haben. Diese die-
nen vortrefflich, wo nicht zur Ar-
beit, doch zum Pracht. Die Ap-
fel-grauen und Spiegel-Schim-
mel sind eine gute Art zum Rei-
ten und Fahren, nur daß sie in
einem Gespann nicht lang einer-
ley bleiben, indem sie fast jähr-
lich, so offt sie sich hären (wie
auch fast alle andere Schimmel)
ihre Farbe verändern, theils lich-
ter, theils aber finsterer und dunck-
ler werden, und also dem Zug
ein schlechtes Ansehen geben. Un-
ter den Hecht-grauen ist kein Un-
terschied, als daß immer einer
lichter und dunckler, und an den
Schenckeln schwärtzer ist, als der
andere; sie haben gemeiniglich
böse Augen, und werden sonder-
lich in Ungarn viel von dieser
Farbe gefunden. Der Fliegen-
Schimmel sind zweyerley, die ei-
nen mit rothen oder braunen, die
andern aber mit schwartzen Tüpf-
felein besprenget, wovon die er-
sten vor die schönsten und die letz-
tern insonderheit für besser, als
die erstern gehalten werden.
Diese Farbe erzeiget sich nicht bald
in der Jugend, sondern nimmet
erst mit dem Alter ie mehr und
mehr zu. Unter den Schwartz-
Schimmeln findet man offtmals

gar

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und Durſt mit ſaurer Muͤhe und
Arbeit gebaͤndiget und zahm ge-
macht werden muͤſſen. Die alſo
in der Wildniß aufgewachſene
und gefangene Pferde werden
Wildfaͤnge genennet. Die zah-
men ſind, welche von den Leuten
in Staͤdten, auf dem Lande, oder
in den Stutereyen mit ſonderli-
chem Fleiß erzogen, und von Ju-
gend auf zum menſchlichen Ge-
brauch angewoͤhnet werden. Die

Farben der Pferde ſind unter-
ſchiedlich: Man theilet ſie ein in
Haupt-Farben und Neben-Far-
ben. Die Haupt-Farben, deren
vier ſind, werden mit den vier
Elementen verglichen, die ſchwar-
tze mit der Erde, die weiſſe oder
Schimmel-Farb mit dem Waſſer,
die Fuchs-Farbe mit dem Feuer,
und die braune mit der Lufft.
Schwartze Pferde oder Rappen
ſind gemeiniglich von der Erde
melancholiſcher Complexion, und
daher zornig, traͤg, untreu, und
werden leicht ſcheu und kollerig.
Ein Rappe, deſſen Augen ſchoͤn
hell und Caſtanien-braun, iſt viel-
weniger ſcheu, als ein Rappe mit
dunckeln und ſchwartzen Augen;
hat aber ein ſolcher noch darzu ei-
nen braunen Ring um den Aug-
Apffel, ſo mag man ſich nicht nur
auf ein ſcheues, ſondern auch auf
ein Pferd gefaßt machen, das
ſich ſeiner Augen nicht lang wird
bedienen koͤnnen. Die Spanier
halten auf ein Kohl- oder Raben-
ſchwartzes Pferd, ſo gantz kein
weiſſes Zeichen hat, ſehr viel, und
daß darauf einem Reuter nichts
widerwaͤrtiges begegne. Die
Frantzoſen aber halten gerade das
Widerſpiel, und alſo mehr auf
wohlgezeichnete ſchwartze Pferde.
Die Jtaliener ſagen: Caval mo-
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rello, o tutto buono, o tutto fello:
Ein ſchwartzes Pferd iſt entweder
ausbuͤndig gut, oder gar nichts
nuͤtze. Unter den weiſſen Pfer-
den oder Schimmeln, die man
von dem Element des Waſſers
phlegmatiſcher Complexion haͤlt,
daher auch etliche dieſe Farbe
gantz verwerffen, ſchaͤtzet man die
Schneeweiſſen fuͤr die rareſten,
ſonderlich wenn ſie roth-gefaͤrbte
Schweiffe und Maͤhnen, auch
ſchwartze Augen und ein ſchwar-
tzes Geſchroͤte haben. Dieſe die-
nen vortrefflich, wo nicht zur Ar-
beit, doch zum Pracht. Die Ap-
fel-grauen und Spiegel-Schim-
mel ſind eine gute Art zum Rei-
ten und Fahren, nur daß ſie in
einem Geſpann nicht lang einer-
ley bleiben, indem ſie faſt jaͤhr-
lich, ſo offt ſie ſich haͤren (wie
auch faſt alle andere Schimmel)
ihre Farbe veraͤndern, theils lich-
ter, theils aber finſterer und dunck-
ler werden, und alſo dem Zug
ein ſchlechtes Anſehen geben. Un-
ter den Hecht-grauen iſt kein Un-
terſchied, als daß immer einer
lichter und dunckler, und an den
Schenckeln ſchwaͤrtzer iſt, als der
andere; ſie haben gemeiniglich
boͤſe Augen, und werden ſonder-
lich in Ungarn viel von dieſer
Farbe gefunden. Der Fliegen-
Schimmel ſind zweyerley, die ei-
nen mit rothen oder braunen, die
andern aber mit ſchwartzen Tuͤpf-
felein beſprenget, wovon die er-
ſten vor die ſchoͤnſten und die letz-
tern inſonderheit fuͤr beſſer, als
die erſtern gehalten werden.
Dieſe Farbe erzeiget ſich nicht bald
in der Jugend, ſondern nimmet
erſt mit dem Alter ie mehr und
mehr zu. Unter den Schwartz-
Schimmeln findet man offtmals

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[0897] Pfe Pfe und Durſt mit ſaurer Muͤhe und Arbeit gebaͤndiget und zahm ge- macht werden muͤſſen. Die alſo in der Wildniß aufgewachſene und gefangene Pferde werden Wildfaͤnge genennet. Die zah- men ſind, welche von den Leuten in Staͤdten, auf dem Lande, oder in den Stutereyen mit ſonderli- chem Fleiß erzogen, und von Ju- gend auf zum menſchlichen Ge- brauch angewoͤhnet werden. Die Farben der Pferde ſind unter- ſchiedlich: Man theilet ſie ein in Haupt-Farben und Neben-Far- ben. Die Haupt-Farben, deren vier ſind, werden mit den vier Elementen verglichen, die ſchwar- tze mit der Erde, die weiſſe oder Schimmel-Farb mit dem Waſſer, die Fuchs-Farbe mit dem Feuer, und die braune mit der Lufft. Schwartze Pferde oder Rappen ſind gemeiniglich von der Erde melancholiſcher Complexion, und daher zornig, traͤg, untreu, und werden leicht ſcheu und kollerig. Ein Rappe, deſſen Augen ſchoͤn hell und Caſtanien-braun, iſt viel- weniger ſcheu, als ein Rappe mit dunckeln und ſchwartzen Augen; hat aber ein ſolcher noch darzu ei- nen braunen Ring um den Aug- Apffel, ſo mag man ſich nicht nur auf ein ſcheues, ſondern auch auf ein Pferd gefaßt machen, das ſich ſeiner Augen nicht lang wird bedienen koͤnnen. Die Spanier halten auf ein Kohl- oder Raben- ſchwartzes Pferd, ſo gantz kein weiſſes Zeichen hat, ſehr viel, und daß darauf einem Reuter nichts widerwaͤrtiges begegne. Die Frantzoſen aber halten gerade das Widerſpiel, und alſo mehr auf wohlgezeichnete ſchwartze Pferde. Die Jtaliener ſagen: Caval mo- rello, o tutto buono, o tutto fello: Ein ſchwartzes Pferd iſt entweder ausbuͤndig gut, oder gar nichts nuͤtze. Unter den weiſſen Pfer- den oder Schimmeln, die man von dem Element des Waſſers phlegmatiſcher Complexion haͤlt, daher auch etliche dieſe Farbe gantz verwerffen, ſchaͤtzet man die Schneeweiſſen fuͤr die rareſten, ſonderlich wenn ſie roth-gefaͤrbte Schweiffe und Maͤhnen, auch ſchwartze Augen und ein ſchwar- tzes Geſchroͤte haben. Dieſe die- nen vortrefflich, wo nicht zur Ar- beit, doch zum Pracht. Die Ap- fel-grauen und Spiegel-Schim- mel ſind eine gute Art zum Rei- ten und Fahren, nur daß ſie in einem Geſpann nicht lang einer- ley bleiben, indem ſie faſt jaͤhr- lich, ſo offt ſie ſich haͤren (wie auch faſt alle andere Schimmel) ihre Farbe veraͤndern, theils lich- ter, theils aber finſterer und dunck- ler werden, und alſo dem Zug ein ſchlechtes Anſehen geben. Un- ter den Hecht-grauen iſt kein Un- terſchied, als daß immer einer lichter und dunckler, und an den Schenckeln ſchwaͤrtzer iſt, als der andere; ſie haben gemeiniglich boͤſe Augen, und werden ſonder- lich in Ungarn viel von dieſer Farbe gefunden. Der Fliegen- Schimmel ſind zweyerley, die ei- nen mit rothen oder braunen, die andern aber mit ſchwartzen Tuͤpf- felein beſprenget, wovon die er- ſten vor die ſchoͤnſten und die letz- tern inſonderheit fuͤr beſſer, als die erſtern gehalten werden. Dieſe Farbe erzeiget ſich nicht bald in der Jugend, ſondern nimmet erſt mit dem Alter ie mehr und mehr zu. Unter den Schwartz- Schimmeln findet man offtmals gar

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Zitationshilfe: Trichter, Valentin: Curiöses Reit- Jagd- Fecht- Tantz- oder Ritter-Exercitien-Lexicon. Leipzig, 1742, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/trichter_ritterexercitienlexikon_1742/897>, abgerufen am 25.11.2024.